Kampf gegen Covid-19 Deutschland überholt die USA bei Erstimpfungen

Corona-Impfzentrum in Berlin
Foto: Christoph Soeder / dpaDie Impfkampagne lief schleppend an in Deutschland. Immer wieder gab es Vorwürfe ans Bundesgesundheitsministerium: Man habe nicht ausreichend Impfstoff bestellt. Die Impfkampagne gehe viel zu langsam voran. Die Lieferprognosen könnten nicht eingehalten werden und die Impf-Infrastruktur sei nicht durchdacht, hieß es oft.
Als Positivbeispiele wurden stets die USA, Israel oder Großbritannien herangezogen, wo die Zahl der Erstimpfungen in den ersten Monaten des Jahres weit über der Deutschlands lag. Doch nun holt die Bundesrepublik auf. Am Mittwoch lag der prozentuale Anteil der Erstimpfungen gemessen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland erstmals über dem der US-Amerikaner.
In Deutschland sind 54,08 Prozent der Menschen nun mindestens ein Mal gegen das Coronavirus geimpft.
In den USA sind es 53,80 Prozent.
Ganz vergleichbar sind die Zahlen zwar nur bedingt. In absoluten Zahlen haben die USA trotzdem sehr viel mehr Menschen geimpft als Deutschland, denn dort leben rund 328 Millionen Einwohner – in Deutschland nur rund 83 Millionen. Dennoch ist der Anteil der Geimpften an der Gesamtbevölkerung wichtig für das Erreichen der sogenannten Herdenimmunität, also jenes Anteils der vollständig Geimpften, den es braucht, um die Pandemie zu stoppen. Expertinnen und Experten schätzen ihn auf etwa 70 bis 80 Prozent.
Je nach Impfstoff braucht es zwei Impfungen für den vollständigen Schutz vor dem Coronavirus. Auch gegen die aggressivere Delta-Variante helfen die Impfstoffe erst nach der zweiten Impfdosis. Lediglich der Vektorimpfstoff von Johnson & Johnson ist nach einmaliger Verabreichung bereits wirksam.
Für das Erreichen der Herdenimmunität ist also die Anzahl vollständig Geimpfter relevant.
In den USA gelten bereits etwa 47 Prozent als vollständig geimpft.
In Deutschland sind es erst 36 Prozent.
Spätestens in sechs bis zwölf Wochen sind dann jeweils die Zweitimpfungen in Deutschland dran, dann dürfte auch die Quote der vollständig Geimpften über der in den USA liegen, wo die Impfbereitschaft bereits deutlich abflacht.
Delta auf dem Vormarsch trotz vollständiger Impfung
Klar vorne liegt bei den Erstimpfungen derzeit Kanada. Mehr als 67 Prozent der Bevölkerung hat mindestens eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Auch Großbritannien liegt weit vorne, dort sind es rund 65 Prozent. Knapp dahinter kommt Israel mit 64 Prozent. Auch Italiens Impfkampagne läuft auf Hochtouren: Rund 55 Prozent der gut 60 Millionen Einwohner haben mindestens eine Impfung erhalten.
Bedenklich ist, dass in Großbritannien und Israel trotz hoher Impfquote nun die Delta-Variante auf dem Vormarsch ist . Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit: Ein noch höheres Impftempo und gegebenenfalls eine Verkürzung der Impfintervalle bis zur Zweitimpfung könnten die Ausbreitung der Variante in Europa noch eindämmen. Doch eine Verkürzung der zeitlichen Abstände zwischen den beiden Impfungen verringert gleichzeitig die Wirksamkeit der Impfung.