News-Update 6. März Die wichtigsten Entwicklungen zu Corona

Eine Pflegerin mit dem Abstrich eines Patienten, der auf das neuartige Coronavirus getestet werden soll
Foto: Jean-Christophe Bott/ dpaWHO sorgt sich nicht vor Medikamentenmangel wegen Coronavirus
Die Versorgung mit den wichtigsten Medikamenten ist trotz des Coronavirus-Ausbruchs weltweit nicht gefährdet. Dies gelte, obwohl viele Bestandteile in China hergestellt würden und die Produktion dort zeitweise unterbrochen gewesen sei, sagte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, in Genf.
"Die WHO arbeitet eng mit Industrieverbänden, Behörden und anderen Partnern zusammen, um die Risiken im Auge zu behalten, aber wir haben bislang keinen bevorstehenden spezifischen Mangel ausgemacht", sagte Tedros. "Viele Hersteller haben alternative Quellen für die Inhaltsstoffe, oder sie hatten Vorräte, die sie jetzt nutzen können. Die Herstellung ist in fast allen Regionen Chinas wieder angelaufen, auch wenn es noch Herausforderungen gibt."
In manchen Ländern bestehe aber ein Mangel an Beatmungsgeräten oder Systemen zur Sauerstoffversorgung. Mit diesen Geräten könnten Menschenleben gerettet werden. Die WHO sei in Kontakt mit mehreren Stiftungen, um Ländern, die nicht genügend Material haben, zu helfen.

Tedros Adhanom Ghebreyesus, Chef der Weltgesundheitsorganisation (Archivbild)
Foto: DENIS BALIBOUSE/ REUTERSNach Angaben von Tedros sind für den Kampf gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 jetzt 20 Impfstoffe in der Entwicklung. Bei der WHO seien zudem Anträge auf Prüfung und Zulassung von 40 Tests eingegangen.
Tedros appellierte an alle Länder, das Virus mit den bekannten Maßnahmen weiter einzudämmen: mögliche Betroffene aktiv suchen, testen, isolieren, behandeln und jeden anderen, der mit ihnen in Kontakt kam, überwachen. "Die Epidemie zu verlangsamen rettet Leben", sagte Tedros. "Wir gewinnen dadurch Zeit, uns vorzubereiten und für Forschung und Entwicklung."
Britische Regierung erstellt Notfallpläne für Lebensmittelversorgung
Die britische Regierung hat mit dem Einzelhandel Notfallpläne abgesprochen. Das sagte Umweltminister George Eustice. Es seien Maßnahmen eingeleitet worden, um die Versorgung der Verbraucher mit Nahrungsmitteln und Bedarfsgütern sicherzustellen. Regierung und Einzelhandel seien übereingekommen, in den kommenden Wochen eng zusammenzuarbeiten.
Bundesregierung will Sonntagsfahrverbot für Lastwagen lockern
Der Bund hat die Länder gebeten, das Sonntagsfahrverbot für Lastwagen zu lockern. Aufgrund der zunehmenden Verbreitung des Coronavirus Covid-19 würden verschiedene Waren in stärkerem Maße als gewöhnlich nachgefragt, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums.
Aufgrund der dadurch entstehenden Lieferengpässe entstünden dem Handel Probleme, die Verfügbarkeit des vollen Warensortiments zu jeder Zeit zu garantieren. Hierzu seien effiziente Lieferketten erforderlich.
Um dieser "Ausnahmesituation" wirksam begegnen zu können, habe das Bundesverkehrsministerium die Länder in einem Schreiben gebeten, zunächst bis einschließlich 5. April von einer Kontrolle des Sonn- und Feiertagsfahrverbots abzusehen - soweit und solange Versorgungsengpässe für Waren aufgrund der Folgen der Ausdehnung des Coronavirus bestehen.
Der Straßenverkehrsordnung zufolge dürfen an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 0 bis 22 Uhr Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 7,5 Tonnen nicht fahren. Das Verbot gilt nicht für den Transport frischer Lebensmittel wie Milch, Fleisch, Fisch und leicht verderblichem Obst und Gemüse.
Hubschrauber fliegt Corona-Testkits zu einem Kreuzfahrtschiff
Mit einer spektakulären Aktion haben US-Soldaten Coronavirus-Testkits auf ein Kreuzfahrtschiff vor San Francisco gebracht. Mitglieder der Nationalgarde seilten sich von einem Hubschrauber ab, damit das Material an Bord der "Grand Princess" gelangt. Später wurden die Proben in ein Labor geflogen. Etwa 45 der rund 3500 Menschen an Bord seien auf das Virus getestet worden, meldete der "San Francisco Chronicle" .

Testkits aus der Luft
Die Behörden hatten das Kreuzfahrtschiff nach dem Coronavirus-Tod eines früheren Passagiers rund 100 Kilometer vor der Küste Kaliforniens gestoppt. Vier ehemalige Passagiere seien nach einer vorherigen Reise mit dem Schiff positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden, hieß es. Rund 20 Menschen an Bord der "Grand Princess" würden aktuell erkältungsähnliche Symptome zeigen.
Bevor das Schiff wie geplant in San Francisco anlegen könne, müsse das Ergebnis der Tests abgewartet werden, sagte Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom. Insgesamt sollen sich rund 2400 Passagiere und 1100 Crewmitglieder an Bord befinden.
Die "Grand Princess" war auf dem Rückweg von einer zweiwöchigen Kreuzfahrt nach Hawaii. Die Reise davor ging nach Mexiko. Die Gesundheitsbehörden versuchen nun, die Teilnehmer dieses früheren Trips zu kontaktieren. Mehrere von ihnen sollen sich unter den jetzigen Passagieren befinden, weil sie auch die Kreuzfahrt nach Hawaii gebucht haben.
Quarantäne fürs Geld: USA lagern Dollarscheine aus Asien ein
Die USA lagern Dollarscheine aus Asien für sieben bis zehn Tage ein. Erst danach würden sie bearbeitet und wieder in den Geldkreislauf eingespeist. Das sagte eine Sprecherin der US-Notenbank Fed. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme wegen des neuartigen Coronavirus. In den zwölf regionalen Fed-Banken wird das Bargeld auf Echtheit und Qualität geprüft, verschlissenes Geld wird vernichtet und durch frisches Geld ersetzt.
Lufthansa plant Zwangsurlaub für Mitarbeiter
Die Lufthansa will wegen der Auswirkungen des Coronavirus Mitarbeiter in den Zwangsurlaub schicken. Darüber spreche das Unternehmen derzeit mit der Bundesagentur für Arbeit, sagte eine Sprecherin in Frankfurt.
Die größte deutsche Fluggesellschaft streicht wegen der durch die Virus-Epidemie einbrechenden Nachfrage ihren Flugplan drastisch zusammen. In den nächsten Wochen solle die Kapazität um bis zu 50 Prozent reduziert werden, teilte das Unternehmen mit.
Auch die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines ziehe mehrere Maßnahmen in Betracht, darunter auch Kurzarbeit. Darüber werde derzeit mit der Arbeitnehmervertretung verhandelt, sagte eine Sprecherin der österreichischen Airline.
Wegen der Ausbreitung der Epidemie haben eine Reihe von Luftfahrtgesellschaften Flüge in Risikogebiete ausgesetzt und lassen Flugzeuge am Boden. Dadurch wird weniger Personal benötigt.
Kussverbot trübt spanisches Kirchenfest
Immer am ersten Freitag im März strömen Tausend Gläubige zu einer Kirche im Zentrum Madrids, um den rechten Fuß einer Christusstatue zu küssen. Dadurch sollen Wünsche in Erfüllung gehen - theoretisch. In diesem Jahr aber hat der Erzbischof in Absprache mit den Gesundheitsbehörden ein Kussverbot für die Zehen des "Cristo de Medinaceli" erteilt. Die Figur darf weder mit den Lippen noch mit den Händen berührt werden, um die Covid-19-Gefahr einzudämmen.

Die Christusstatue von Medinaceli in der Kirche Nuestro Padre Jesus de Medinaceli in Madrid
Foto: Óscar Cañas/ dpaNormalerweise harren Hunderte Gläubige bereits Tage vor dem Ereignis auf Klappstühlen und mit Picknickkörben in den Straßen nahe der Kirche aus, um möglichst früh zur Statue vorzurücken. Dieses Mal aber gab es kaum Schlangen.
EU kritisiert deutsche Exportbeschränkungen für Atemschutzmasken
Die Bundesregierung hat Mitte der Woche den Export von Schutzausrüstung wie Atemmasken und Handschuhen verboten. Mehrere EU-Länder protestierten jetzt gegen das Vorgehen. Diese Art einseitiger Maßnahmen berge das Risiko, den "kollektiven Ansatz" der EU zu untergraben, warnte EU-Katastrophenschutzkommissar Janez Lenarcic bei einem Sondertreffen der EU-Gesundheitsminister in Brüssel.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warb dagegen um Verständnis. "Wir befinden uns in einer anderen Phase als andere Länder", sagte Spahn. Wie auch in Frankreich und Italien gebe es in Deutschland mittlerweile mehr Ansteckungen im Inland als über Auslandskontakte.
Wegen Corona-Gerüchten: Hühnchenabsatz in Indien bricht ein
Das Gerücht, Hühner seien Überträger des neuartigen Coronavirus, hat den Umsatz der Geflügelzüchter in Indien einbrechen lassen. Die Verkäufe seien seit Januar um fast 80 Prozent zurückgegangen, sagte Gulrez Alam vom indischen Verband der Geflügelzüchter. "Die Leute essen kein Geflügel mehr zu Hause. Sie gehen nicht mehr zum Essen aus." Es gebe keine Nachfrage mehr.
Frankreich meldet starken Anstieg von Covid-19-Fällen
Nicht nur in Deutschland, auch in Nachbarländern verbreitet sich das Coronavirus. In Frankreich ist die Zahl der Infizierten binnen eines Tages um 154 auf 577 gestiegen. Neun Menschen sind gestorben. Die Epidemie werde noch Wochen andauern, erklärte der französische Präsident Emmanuel Macron. Er appellierte an seine Landsleute, auf Verwandtenbesuche in Altersheimen vorübergehend zu verzichten. Ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen gelten als besonders gefährdet, bei jüngeren Menschen verläuft eine Covid-19-Erkrankung in den meisten Fällen mild.
Die Niederlande meldeten den ersten Todesfall, der mit dem Coronavirus zusammenhängt. Ein 87-Jähriger sei am Freitag in einer Klinik in Rotterdam gestorben, teilt die Gesundheitsbehörde mit. In dem Land wurden bislang 82 Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt. Auch in der Schweiz gibt es einen ersten Todesfall. Die Zahl der Infizierten stieg in dem Land auf 210. Großbritannien meldete 163 bestätigte Infektionen.
Europäische Kommission prüft Hilfen für Mitgliedsstaaten
Die Europäische Kommission prüft verschiedene Hilfen für Mitgliedsstaaten. Das sagte ein EU-Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Es würden Ausnahmen bei den strengen Regeln zu staatlichen Beihilfen für Unternehmen erwogen. Dabei gehe es auch um Finanzierungen durch die Europäische Investitionsbank. Die Überlegungen seien aber noch in einem frühen Stadium.
Umsatz mit Fertigsuppen verdoppelt sich binnen einer Woche
Die Deutschen haben offenbar aus Furcht vor dem Coronavirus in der vergangenen Woche massiv Hamsterkäufe bei Konserven und haltbaren Lebensmitteln getätigt. Nach Angaben des Nürnberger Forschungsinstituts GfK sind die Umsätze mit Fertigsuppen im Lebensmitteleinzelhandel um 112 Prozent im Vergleich zur Vorwoche gestiegen. "Solche Ausschläge haben wir sonst nirgends", sagte GfK-Experte Robert Kecskes der Deutschen Presse-Agentur.
Bei Fisch- und Obstkonserven habe der Anstieg jeweils 70 Prozent betragen, bei Teigwaren wie Nudeln 73 Prozent. Gemüsekonserven gingen gar um 80 Prozent in die Höhe.
Die Situation bedeute für die Händler die Chance auf kräftige Umsatzsteigerungen, berge aber auch Herausforderungen. Die Warenbestellungen für die nächsten Wochen gestalteten sich schwierig. Möglich sei, dass die Menschen nach Abflauen der Virusangst vermehrt Lust auf frische Produkte hätten, sagte Kecskes. "Bleibt die Befürchtung vor einer Quarantäne in den eigenen vier Wänden jedoch weiter hoch, wird sich eine Nachfragesteigerung nach Frische-Produkten verzögern", sagte er.
Virologe fordert Absage von Bundesliga-Spielen im Rheinland
Der Chef-Virologe der Berliner Charité ist wegen der vielen Coronavirus-Fälle im Kreis Heinsberg bei Mönchengladbach für die Absage von Bundesligaspielen in der Region. "Volle Stadien mit Zehntausenden von Fans - gerade in Gegenden wie dem vom Coronavirus jetzt stark betroffenen Rheinland - müssten aus medizinischer Sicht eigentlich gestoppt werden", sagte Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité, der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité
Foto: JOHN MACDOUGALL/ AFPDas Stadion von Borussia Mönchengladbach liegt keine zehn Kilometer vom Kreis Heinsberg entfernt, der bundesweit am stärksten vom Coronavirus betroffen ist. Die Behörden hatten dennoch entschieden, dass das Bundesliga-Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund am Samstag stattfinden kann.
Auch der Heinsberger Landrat Stephan Pusch (CDU) äußerte sich in einer Videobotschaft am Freitagmorgen verwundert über diese Entscheidung in der Nachbarstadt. Während im Kreis Heinsberg noch mindestens bis zum Ende der kommenden Woche alle Schulen und Kitas geschlossen bleiben müssten, um die Ausbreitung des Virus Sars-CoV-2 zu verhindern, finde wenige Kilometer weiter eine solche Großveranstaltung statt. "Ich würde mir natürlich wünschen, dass man das mal näher erklärt", sagte Pusch. "Beispielsweise, welche Risikoabwägung dem zugrunde liegt, warum man davon ausgeht, dass vielleicht die Ansteckungsgefahr geringer ist als üblich."
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte am Mittwoch mitgeteilt, das Gesundheitsamt der Stadt Mönchengladbach sehe keinen Grund für eine Absage des Bundesliga-Spitzenspiels. Das Coronavirus-Infektionsrisiko sei gering, hieß es zur Begründung, da Mönchengladbach kein Corona-Hotspot sei.
Berater von iranischem Außenminister stirbt an Covid-19
Ein Berater des iranischen Außenministers ist an den Folgen seiner Coronavirus-Infektion gestorben. Hussein Scheicholeslam, "ein altgedienter und revolutionärer Diplomat", sei am Donnerstag im Alter von 67 Jahren gestorben, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Freitag mitteilte. Scheicholeslam war vor seinem Tod Berater von Außenminister Mohammed Dschawad Sarif.
In Iran wurden bisher mehr als 4700 Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt. Seit Donnerstag kamen 1234 neue Fälle hinzu, wie der Sprecher des Gesundheitsministeriums in Teheran mitteilte. Die Zahl der Todesfälle stieg demnach auf insgesamt 124. Unter den Toten sind offiziellen Angaben zufolge mindestens sechs Politiker und Regierungsbeamte.
Landesweit wurden Schulen und Universitäten geschlossen sowie große Kultur- und Sportveranstaltungen bis auf Weiteres abgesagt. Zudem wurde die Arbeitszeit der Beschäftigten reduziert, um die Ausbreitung des Coronavirus, das sich mittlerweile in allen 31 Provinzen des Landes ausgebreitet hat, einzudämmen.
Südtirol-Rückkehrer mit Symptomen müssen sich testen lassen
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat Südtirol zum Risikogebiet erklärt. In den vergangenen Tagen gab es vermehrt Covid-19-Fälle unter Deutschen, die aus einem Italien-Urlaub zurückgekehrt waren. Mehr als ein Drittel von ihnen seien auf Südtirol zurückzuführen, sagte RKI-Chef Lothar Wieler am Freitag. Das Auswärtige Amt erweiterte daraufhin seine Reisehinweise für Italien. Demnach sollen Bundesbürger von nicht erforderlichen Reisen nach Südtirol absehen. Abgeraten wird auch von nicht nötigen Reisen in die Regionen Emilia-Romagna und Lombardei sowie in die Stadt Vo in Venetien.
Die Einstufung als Risikogebiet helfe vor allem Ärzten bei der Einschätzung, ob ein Sars-CoV-2-Test nötig ist, so Wieler. Reisende, die aus Risikogebieten nach Deutschland zurückkehren und innerhalb von 14 Tagen Krankheitssymptome aufweisen, sollen telefonisch einen Arzt kontaktieren. Risikogebiete sind Gebiete, in denen eine fortlaufende Übertragung des Virus stattfindet. Die Situation wird täglich neu vom RKI bewertet und angepasst. Hier finden Sie eine Liste der aktuellen Risikogebiete weltweit .
"Jeder, der die Befürchtung hat, Coronavirus zu haben, sollte erst einmal überlegen, ob er wirklich einem Risiko ausgesetzt war", sagte Wieler weiter. "Es macht keinen Sinn, wenn jetzt alle zum Arzt rennen und die Kapazitäten blockieren." Allgemein müsse sich die Denkweise bei allen Bundesbürgern ändern: Jeder müsse sich fragen, ob es wirklich nötig sei, zum Arzt zu gehen. "Es gibt viele Menschen, die völlig unnötigerweise in Arztpraxen gehen und die Kapazitäten blocken", sagte Wieler. Das überlaste auf die Dauer das Gesundheitssystem.
Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen in Deutschland ist bis Freitagmorgen auf 534 gestiegen, am Donnerstagnachmittag lag die Zahl noch bei 400. Die meisten Covid-19-Fälle gibt es in Nordrhein-Westfalen, dort wurden 281 Erkrankungen nachgewiesen.
Spahn gegen Schließung der EU-Grenzen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht keine Notwendigkeit, aufgrund der Corona-Epidemie die Grenzen innerhalb der EU zu schließen. Er halte "jede Maßnahme, die zur Einschränkung des Reiseverkehrs über die Grenze führt angesichts dessen, was wir über das Virus wissen, (...) nicht für angemessen", sagte er vor einem Sondertreffen mit EU-Kollegen in Brüssel. In der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL warnt der Minister davor, dass die Ausbreitung des Coronavirus das Zusammenleben in Deutschland belasten könnte. "Eine Gesellschaft, die unter Stress steht, lässt sich emotional leicht entflammen", sagt Spahn. Das beginne bei Hamsterkäufen und ende beim Umgang mit asiatischstämmigen Mitbürgern. Die Masern seien zwar gefährlicher für den Menschen, so Spahn. Aber Corona sei gefährlicher für das Zusammenleben.
Zu Beginn der Krise hatte Spahn zur "aufmerksamen Gelassenheit" aufgerufen. Heute würde er das anders formulieren, sagt der CDU-Politiker. "Im Nachhinein würde ich das Wort Gelassenheit vielleicht häufiger durch Besonnenheit ersetzen. Aber gemeint ist das Gleiche. Unüberlegtes Handeln bringt nichts."
Lage in China entspannt sich - Hunderte neue Infektionen in Südkorea
Das Coronavirus verbreitet sich in China zwar weiterhin, im Vergleich zur Situation vor wenigen Wochen ist die Lage jedoch deutlich entspannter. Am Donnerstag stieg die Zahl der neuen Infektionen um 143 auf nun 80.552 Fälle. Mehr als 53.000 Patienten haben sich offiziellen Angaben zufolge bereits erholt und wurden entlassen. Obwohl die Epidemie in China ihren Ausgang nahm, registriert das Land vermehrt Fälle unter Reisenden, die sich im Ausland mit dem Virus infiziert haben. Am Freitag war dies bei 16 der mehr als 140 neu entdeckten Covid-19-Erkrankungen der Fall.
In Südkorea ist die Zahl der Infektionen auf mehr als 6000 gestiegen, in keinem anderen Land außerhalb Chinas wurden bisher mehr Fälle gemeldet. Am Donnerstag seien 518 neue Covid-19-Erkrankungen erfasst worden, teilten die Gesundheitsbehörden mit. Die Gesamtzahl erreichte damit 6248. Die Zahl der Todesfälle, die mit dem neuartigen Coronavirus in Verbindung gebracht werden, stieg auf 42 - sieben mehr als am Vortag.
Experte fordert, Quarantäne-Maßnahmen für medizinisches Personal zu lockern
Nach Ansicht des Berliner Virologen Christian Drosten sollte das Robert Koch-Institut (RKI) die Quarantäne-Empfehlungen für medizinisches Personal lockern. "Wenn wir das gesamte medizinische Personal, das mit Infizierten Kontakt hatte, in Quarantäne schicken, bricht die medizinische Versorgung für die Bevölkerung zusammen. Nicht nur für Corona-Patienten, sondern auch für alle anderen", sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Charité der "Neuen Osnabrücker Zeitung" .
Die Charité werde die Empfehlungen nicht mehr 1:1 umsetzen, kündigte Drosten an. Es sei notwendig, dass das RKI seine Empfehlungen "nach und nach" der Realität anpasse, so der Experte.
Virologen der Universitätskliniken diskutierten derzeit über mögliche Alternativen, sagte Drosten weiter. "Denkbar wäre, das gesamte Personal einer Ambulanz jeden Tag zu testen. Dann würden Pfleger oder Ärzte maximal einen Tag nach einer Infektion noch arbeiten, bevor wir sie in Quarantäne schicken könnten." In dieser Zeitspanne wären die Betroffenen wahrscheinlich noch nicht ansteckend.