Coronavirus Impfstoff von Biontech und Pfizer erhält Notfallzulassung in den USA

Als erster Corona-Impfstoff hat das Mittel von Biontech und Pfizer eine Notfallzulassung in den USA bekommen. Präsident Trump versprach erste Impfungen noch an diesem Wochenende.
Kühlbehälter für zukünftige Impfdosen in einer New Yorker Klinik: Biontech/Pfizer-Impfstoff muss extrem kalt gelagert werden

Kühlbehälter für zukünftige Impfdosen in einer New Yorker Klinik: Biontech/Pfizer-Impfstoff muss extrem kalt gelagert werden 

Foto: Mark Lennihan / dpa

Mit der Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer kann in den USA die herbeigesehnte Impfkampagne beginnen: Der Impfstoff könne nun bei Menschen ab 16 Jahren eingesetzt werden, teilte die US-Arzneimittelbehörde FDA am Freitagabend mit. FDA-Chef Stephen Hahn sprach von einem »bedeutenden Meilenstein im Kampf gegen diese verheerende Pandemie«.

Der abgewählte US-Präsident Donald Trump versprach seinen Landsleuten nach der Zulassung erste Impfungen noch an diesem Wochenende. »Der erste Impfstoff wird in weniger als 24 Stunden verabreicht werden«, kündigte Trump in einem auf Twitter veröffentlichten Video an. Seine Regierung habe bereits mit der Verschickung des Impfstoffes begonnen.

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Trump präsentierte dessen Entwicklung als einen Erfolg seiner Regierung: Die USA seien »das erste Land der Welt«, das einen nachweisbar sicheren und wirksamen Impfstoff produziere. Das ist allerdings nicht zutreffend, da das US-Unternehmen Pfizer als Partner an der Entwicklung des Impfstoffs durch das deutsche Unternehmen Biontech beteiligt war. Das Mittel wird auch außerhalb der USA hergestellt und in einigen Ländern sogar bereits eingesetzt.

Zulassung in der EU steht noch aus

Pfizer und Biontech hatten im vergangenen Monat einen Antrag auf Notfallzulassung bei der FDA eingereicht. Sie waren damit die ersten westlichen Hersteller, die vielversprechende Studienergebnisse veröffentlicht und eine solche Zulassung beantragt hatten. Auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) wurde die Zulassung des Corona-Impfstoffs in der EU beantragt, eine Entscheidung darüber steht allerdings noch aus.

Bereits Anfang des Monats hatte die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel dem Präparat von Biontech/Pfizer eine Notfallzulassung erteilt. Damit wurde Großbritannien der erste Staat weltweit, der das Vakzin freigab. Inzwischen haben auch Kanada, Bahrain, Saudi-Arabien und Mexiko den Impfstoff zugelassen.

Die USA haben 100 Millionen Impfdosen bei Biontech und Pfizer bestellt. Zudem bestellten sie am Freitag 100 Millionen weitere Impfdosen des US-Pharmaunternehmens Moderna. Damit kauft die US-Regierung bei Moderna insgesamt 200 Millionen Impfdosen. Bei beiden Impfstoffen sind zwei Spritzen notwendig. Mit dem Antrag Modernas auf eine Notfallzulassung will sich die FDA am kommenden Donnerstag befassen.

Medienberichten zufolge soll das Weiße Haus die FDA mit Drohungen zur umgehenden Notfallzulassung gedrängt haben. Die »Washington Post« berichtete, der Stabschef des Weißen Hauses, Mark Meadows, habe Hahn aufgefordert, die Kündigung einzureichen, sollte der Biontech/Pfizer-Impfstoff nicht vor Ablauf des Tages zugelassen werden. Die »New York Times« berichtete, Meadows habe Hahn gesagt, dieser solle andernfalls erwägen, nach einem anderen Job Ausschau zu halten.

Hahn sprach in einer Stellungnahme an US-Medien dagegen von »einer unwahren Darstellung des Telefonats mit dem Stabschef«. Die FDA sei »ermutigt« worden, den Antrag von Biontech und Pfizer zügig zu bearbeiten.

Trump selbst hatte am Freitag den Druck auf die FDA erhöht. Er kritisierte die Behörde als »große, alte, langsame Schildkröte«. Auf Twitter schrieb er: »Geben Sie die verdammten Impfstoffe JETZT raus, Dr. Hahn. Hören Sie auf, Spielchen zu spielen, und fangen Sie an, Leben zu retten!!!« Trump hatte in der Vergangenheit mehrfach Druck auf die Behörde in Hinblick auf die Zulassung von Corona-Impfstoffen und -Therapien ausgeübt. Er war dafür scharf kritisiert worden.

Der Republikaner Trump hat die Wahl in den USA am 3. November gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Das führen Experten auch auf Trumps Krisenmanagement in der Pandemie zurück, dem Amerikaner in Umfragen seit Monaten ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Biden soll am 20. Januar vereidigt werden. Der Demokrat will sofort danach einen 100-Tage-Plan zum Kampf gegen das Coronavirus starten. Teil des Programms ist die Verabreichung von mindestens 100 Millionen Dosen eines Impfstoffs in dieser Frist.

Die Pandemie ist in den USA weiterhin außer Kontrolle. Am Mittwoch hatte die Zahl der Toten an einem einzelnen Tag erstmals bei mehr als 3000 gelegen. Die Zahl der registrierten Neuinfektionen in den USA lag nach Statistiken der Johns-Hopkins-Universität in den vergangenen Tagen jeweils bei mehr als 200.000.

lov/AFP/dpa
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