Coronavirus in Deutschland Sieben-Tage-Inzidenz steigt leicht auf 1758,4

Coronatest in Niedersachsen
Foto: Julian Stratenschulte / dpaDie bundesweite Zahl der seit Beginn der Pandemie nachgewiesenen Infektionen mit Sars-CoV-2 hat die 20-Millionen-Marke überschritten. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Gesamtzahl am Samstagmorgen mit 20.145.054 an. Der tatsächliche Wert dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erfasst werden.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI mit 1758,4 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 1756,4 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1735,0 (Vormonat: 1253,3).
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 252.026 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5.12 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche waren es 260.239 Ansteckungen.
Experten gehen von einer hohen Zahl an Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Ein Grund sind die begrenzten Kapazitäten etwa von Gesundheitsämtern, oft werden Kontakte nur noch eingeschränkt nachverfolgt.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 278 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 221 Todesfälle.
Die Zahl der in Kliniken gekommenen Coronainfizierten Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Freitag mit 7,39 an (Donnerstag: 7,28). Darunter sind auch viele Menschen mit positivem Coronatest, die eine andere Haupterkrankung haben.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Samstag mit 15.646.000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 128 388.
Immunologe Watzl: Infektion »wie Booster mit angepasstem Impfstoff«
Durchbruchinfektionen mit der Omikron-Variante des Coronavirus erhöhen nach Angaben des Immunologen Carsten Watzl den Immunschutz Geimpfter erheblich. »Eine Infektion ist wie eine einzelne Impfdosis«, sagte Watzl der »Augsburger Allgemeinen«. »Für Geimpfte wirkt sie wie ein Booster mit einem angepassten Impfstoff.« Die momentan hohe Zahl an Infektionen und der damit einhergehende Immunschutz kann sich nach Ansicht des Generalsekretärs der Deutschen Gesellschaft für Immunologie im Herbst auszahlen – »wenn keine neue gefährlichere Variante kommt«.
Bleibe Omikron die vorherrschende Variante, komme man vermutlich auch ohne Impfpflicht vergleichsweise gut durch die kalte Jahreszeit. »Das pessimistische Szenario wäre eine Virusvariante, die so krank macht wie Delta und so ansteckend ist wie Omikron. Dann hätten wir mit der großen Zahl an nicht geimpften Menschen wieder ein großes Problem.« Für Ungeimpfte bringe auch eine durchgemachte Omikron-Infektion keinen vernünftigen Schutz vor einer schweren Erkrankung mit einer anderen Virusvariante. »Hier stellt sich die Frage der Impfpflicht als Vorsorgemaßnahme. Als Immunologe bin ich natürlich immer für das Impfen, weil es nachgewiesenermaßen sicherer ist als eine Infektion.«
Drosten: »Wir haben keinen infektionsfreien Sommer«
Derweil dringt Virologe Christian Drosten trotz der eingeleiteten Lockerungen weiterhin auf ein bedachtsames Vorgehen in der Coronapandemie. Es sei ganz wichtig, dass die Lockerungen jetzt nicht als ein unreflektiertes Öffnen verstanden würden, sagte Drosten am Freitagabend in den ARD-»Tagesthemen«. »Man muss dieses Geschehen genau beobachten, das Virus ist nicht absolut harmlos geworden. Man muss die Situation eben moderieren und nicht einfach laufen lassen.«
Drosten sagte weiter: »Jetzt für die allernächste Zeit ist es sicherlich so, dass wir diese hohen Zahlen in Deutschland erstmal behalten werden.« Problematisch sei zudem, dass sich nun viele Ältere verstärkt infizierten.
Die höchsten Inzidenzen gebe es ferner im Schulalter. »Das heißt, das kommt im Moment aus den Schulen. Wenn aber jetzt Ferien sind, dann wird das unterbunden.« Nach Ostern, wenn es warm sei, werde das Infektionsgeschehen abgemildert sein. »Aber es wird auch nicht komplett stoppen wie im letzten Jahr«, so Drostens Voraussage. »Also ich würde schätzen: Das schaukelt sich zum Sommer wieder hoch. Wir haben keinen infektionsfreien Sommer.« Aber es sei eben ein Sommer. »Wenn wir da zum Beispiel in Innenräumen Maske tragen, dann kann man das Geschehen so moderieren, dass es nicht außer Kontrolle kommt.« Drosten sagte weiter, im Winter »da muss man auch wieder härter durchgreifen, würde ich jetzt erwarten«.