Barmer-Report Mehr Krankenhausinfektionen während Coronapandemie

Wer im Krankenhaus behandelt werden muss, kann sich dort eine Infektion einfangen. Im Coronajahr 2020 stieg die Zahl dieser Fälle an. Das lag wohl auch an der hohen Arbeitsbelastung für das Personal.
Krankenwagen vor einer Notaufnahme in Schleswig-Holstein (Symbolbild)

Krankenwagen vor einer Notaufnahme in Schleswig-Holstein (Symbolbild)

Foto: Frank Molter / picture alliance / dpa

Die Zahl der Krankenhausinfektionen in Deutschland ist in der Coronapandemie gestiegen. Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Krankenhausreport der Barmer-Krankenkasse  hervorgeht, gab es seit Pandemiebeginn bis zum Ende des vergangenen Jahres deutschlandweit etwa 34.000 zusätzlich Infizierte und bis zu 1300 weitere Todesfälle aufgrund einer sogenannten nosokomialen Infektion.

Darunter versteht man eine Infektion, die im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung zum Beispiel in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder auch ambulanten Praxen erfolgte. Beispiele sind Wundinfektionen nach Operationen, Infektionen durch Katheter oder Harnwegsinfektionen.

Laut Barmer-Report ziehen sich jedes Jahr bis zu 600.000 Patientinnen und Patienten in deutschen Krankenhäusern eine nosokomiale Infektion zu. Bis zu 15.000 Betroffene sterben daran.

Hohe Arbeitsbelastung für Klinikpersonal

Dass es in der Pandemie mehr Fälle gab, führt der Report auch auf eine veränderte Patientenstruktur sowie auf die erhöhte Arbeitsbelastung in Kliniken zurück. »Gerade während der ersten Welle lagen vor allem ältere Menschen auf den Stationen, die deutlich anfälliger für Infektionen sind«, erklärte Barmer-Vorstandschef Christoph Straub. Hinzu komme die hohe Arbeitsbelastung für das Klinikpersonal, dem es besonders in der ersten Welle mitunter auch an Schutzausrüstung gemangelt habe.

Dies sei keine Kritik am Pflegepersonal oder an den Ärztinnen und Ärzten, betonte Straub. Sie hätten in der Coronapandemie Enormes geleistet. Das Krankenhauspersonal sei aber in der Pandemie offenbar so belastet gewesen, dass es die hohen erforderlichen Hygienestandards nicht immer vollständig habe einhalten können.

Straub forderte einen Masterplan für mehr Hygiene. Zwar gebe es Hygienefachkräfte in den Krankenhäusern. Deren Akzeptanz und Arbeit müssten aber im Arbeitsalltag gestärkt werden, »damit in Ausnahmesituationen wie einer Pandemie höhere Hygieneanforderungen nicht zu Stresssituationen führen«.

Starker Einbruch bei Krankenhausfällen

Der Report beziffert zudem einen starken Einbruch in der Zahl der Krankenhausfälle insgesamt: Im Jahr 2020 habe es aufgrund der Coronapandemie lediglich 186 Krankenhausfälle je 1000 Versichertenjahre und damit fast 14 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr gegeben. Hiervon seien 174 Krankenhausfälle in den Bereich Somatik, der Rest auf psychische Erkrankungen entfallen, heißt es in dem Bericht.

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Bei den Krankenhaustagen verzeichnete die Barmer ebenfalls einen starken Rückgang von etwa 1600 auf 1386 Krankenhaustage je 1000 Versichertenjahre. Der Rückgang bei den somatischen Erkrankungen fiel demnach mit 14,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stärker aus als bei den psychischen Erkrankungen mit einem Rückgang von 10,8 Prozent.

Regionale Unterschiede

Auch die Verweildauer der Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern sei insgesamt leicht gesunken. Im Durchschnitt verbrachten sie 7,4 Tage im Krankenhaus, von 2016 bis 2019 lag die Dauer konstant bei 7,5 Tagen. Die Barmer unterscheidet dabei nach somatisch und psychisch erkrankten Patienten: Bei den somatisch Kranken sei die Verweildauer von 7,5 Tagen im Jahr 2006 auf 6,1 Tage im Jahr 2020 gesunken. Dagegen stieg die Verweildauer bei den psychischen Erkrankungen von 2006 bis 2020 von 22,2 auf 25,1 Tage an.

Die Werte unterschieden sich regional teilweise deutlich. Das Saarland und Thüringen haben dem Bericht zufolge die höchsten Fallzahlen, Baden-Württemberg die niedrigsten.

kry/AFP
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