Coronavirus-Newsletter Der Maßnahmenkatalog von Bund und Ländern

Timo Lenzen/ DER SPIEGEL
Liebe Leserin, lieber Leser,
schon klar, hinterher ist man immer klüger. Deshalb ist so manche Kritik, man hätte schon vor Wochen radikal Schulen und Kitas schließen und öffentliche Veranstaltungen absagen sollen, etwas wohlfeil. Es muss aber die Frage erlaubt sein, warum Regierungen so vorgehen, wie sie es derzeit tun. Fast täglich werden in Deutschland neue, schärfere Maßnahmen verkündet, um Kontakte zwischen Gesunden und Infizierten zu reduzieren. Der am späten Nachmittag beschlossene Maßnahmenkatalog von Bund und Ländern sieht vor, folgende Einrichtungen zu schließen:
Bars, Klubs, Diskotheken, Kneipen
Theater, Opern, Konzerthäuser, Museen
Messen, Ausstellungen, Kinos, Freizeit- und Tierparks
Spezialmärkte, Spielhallen, Spielbanken, Wettannahmestellen und ähnliche Einrichtungen
Bordelle
Dies ist, zumindest wenn es bundesweit umgesetzt wird, eine weitere Verschärfung gegenüber den Maßnahmen, die Ende vergangener Woche beschlossen wurden. Inwiefern sich das Bedrohungsszenario seitdem verändert haben soll, bleibt aber mindestens vage. Laut Robert Koch-Institut vergehen zehn bis zwölf Tage, ehe überhaupt klar ist, was die Maßnahmen bringen.
Dass am Montag Einschränkungen verkündet werden, die man offenbar am Freitag noch für überzogen hielt, spricht entweder für einen fehlenden Masterplan oder ist schlicht Salamitaktik. Gute Krisenkommunikation ist es jedenfalls nicht.
Hier kommen die wichtigsten Entwicklungen des Tages:

Eine Violinist auf dem Balkon in Berlin: Musik gegen den Shutdown
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Covid-19 in weltweiten Zahlen
Bestätigte Fälle: 174.884
Todesfälle: 6705
Von der Krankheit genesen: 77.657
Deutschland: 4838 Erkrankte, 12 Todesfälle
Quellen: CSSE / Johns Hopkins University, Stand: 16. März 2020, 16:13 Uhr; Robert Koch-Institut, Stand: 15. März 2020, 18:25 Uhr
Hintergrund und Service
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Infektiologe zur Corona-Pandemie: Wie sieht die Zukunft nach dem Ausbruch aus?
Zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland werden sich mit dem Coronavirus infizieren. Woher kommt diese Zahl? Und wie wird es danach weitergehen? Fragen an den Infektiologen John Ziebuhr.
Die Leserfrage
Regelmäßig beantworten wir hier eine Frage unserer Leserinnen und Leser zum Coronavirus. Heute die von Leserin Rebecca P.:
"Darf ich bei einer Ausgangssperre eigentlich noch mit meinem Hund rausgehen, wenn ich selbst nicht infiziert bin?"
Die Antwort von Philipp Löwe, Redakteur im Ressort Leben:
"Für Deutschland gibt es noch keine konkrete Regelung dazu. In Ländern, in denen bereits eine Ausgangssperre verhängt wurde wie in Italien, Spanien oder Österreich, gilt: Prinzipiell dürfen Hundehalter ihre Tiere Gassi führen. Allerdings sollen sie in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung bleiben und müssen in der Regel eine Selbstauskunft dabei haben. Auch sollen die Spaziergänge möglichst kurz sein. Dabei müssen die bekannten Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden: Abstand zu anderen Menschen und Tieren, gründliches Händewaschen nach der Rückkehr in die Wohnung.
Nach derzeitigem Erkenntnisstand können Tiere das Coronavirus nicht übertragen. Es wird dennoch empfohlen, nach einem Spaziergang die Hunde zu waschen. Wenn der eigene Hund mit einer infizierten Person in Kontakt kam, soll man den Tierarzt verständigen."
Wie geht es Ihnen?
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Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche
Ihr Kurt Stukenberg
Was Sie über das Virus wissen müssen
Alle Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Coronavirus haben wir hier für Sie zusammengestellt. Weitere aktuelle Entwicklungen finden Sie auf Spiegel.de.