Coronavirus RKI schätzt offizielle Impfstatistik als zu niedrig ein

Laut Meldedaten sind bislang gut 75 Prozent der Erwachsenen in Deutschland vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Doch die tatsächliche Zahl könnte höher liegen, berichtet das Robert Koch-Institut.
Vermutlich haben schon mehr Menschen eine Coronaimpfung erhalten, als die Statistik zeigt

Vermutlich haben schon mehr Menschen eine Coronaimpfung erhalten, als die Statistik zeigt

Foto: Sebastian Gollnow / dpa

Das Robert Koch-Institut (RKI) geht von mehr Coronageimpften aus, als in der offiziellen Meldestatistik erfasst sind. Es sei anzunehmen, dass zum Stichtag am fünften Oktober unter Erwachsenen bis zu 84 Prozent mindestens einmal und bis zu 80 Prozent vollständig geimpft sind, heißt es in einem aktuellen RKI-Bericht . Die Schätzung beruht auf Bürgerbefragungen und Meldedaten. Nach Meldungen der Impfstellen haben bisher knapp 80 Prozent der Menschen ab 18 Jahren eine erste Spritze bekommen, gut 75 Prozent bereits die zweite.

Das RKI erläutert in dem Bericht, es liege nahe, »dass die im Digitalen Impfquoten-Monitoring berichtete Impfquote als Mindest-Impfquote zu verstehen ist und eine Unterschätzung von bis zu 5 Prozentpunkten für den Anteil mindestens einmal Geimpfter beziehungsweise vollständig Geimpfter angenommen werden kann.« Zur Anschauung: Fünf Prozentpunkte in der Erwachsenenbevölkerung entsprechen grob überschlagen 3,5 Millionen Menschen.

Bereits im August hatte das RKI von »gewisser Unsicherheit« bei der Interpretation von Impfquoten-Daten berichtet. Hintergrund ist, dass in Befragungen des RKIs deutlich mehr Menschen angeben, bereits geimpft zu sein, als in der Statistik vermerkt sind. Das RKI nennt dafür verschiedene Erklärungsansätze, unter anderem, dass in den Befragungen wenig impfbereite Menschen unterrepräsentiert sind. Zudem gibt das RKI an, dass Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen nicht an der Befragung teilnehmen können. »Es besteht die Vermutung, dass Sprachbarrieren auch zu einer geringeren Inanspruchnahme der Covid-19-Impfung führen.« Zudem würden bestimmte Impfungen in der Statistik gar nicht erfasst.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte mit Bezug auf die RKI-Angaben, die Impfkampagne sei noch erfolgreicher als gedacht. »Das gibt uns zusätzliche Sicherheit für Herbst und Winter. Wir wollen mit Umsicht und Vorsicht Schritt für Schritt zurück in Freiheit und Normalität.« Die erreichten Impfquoten machten es möglich, draußen auf bestimmte Coronaregeln zu verzichten – insbesondere das Tragen medizinischer Schutzmasken. In Innenräumen seien Zutrittsvorgaben für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) mit der Option für 2G nur für Geimpfte und Genesene weiterhin wichtig – ebenso wie das Einhalten von Hygieneregeln mit Abstand und Masken.

mar/dpa
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