Neuinfektionen, Intensivpatienten, Todesfälle So verändern sich aktuell die Corona-Zahlen

Seit ein paar Tagen steigt die Zahl der Infektionen weniger steil an, auch der R-Wert liegt momentan unter 1. Ist das schon die erhoffte Trendwende – oder nur eine zufällige Schwankung?
Geschlossenes Restaurant in Berlin: Die Zahl der Neuinfektionen ist noch viel zu hoch, um Infektionsketten nachverfolgen zu können

Geschlossenes Restaurant in Berlin: Die Zahl der Neuinfektionen ist noch viel zu hoch, um Infektionsketten nachverfolgen zu können

Foto: Maja Hitij / Getty Images

Unnötige Kontakte vermeiden, möglichst im Homeoffice arbeiten, Maske zum Beispiel auch im Unterricht tragen, maximal zwei befreundete Haushalte dürfen sich treffen. Erst seit Wochenbeginn gelten die Regeln des erneuten Shutdowns in Deutschland. Wie schnell greifen diese Maßnahmen und wann wirken sie sich auf das Infektionsgeschehen aus?

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch mit 17.214 Neuinfektionen erneut einen sehr hohen Wert. Blickt man auf die Kurve der Entwicklung, stellt man eine leichte Abflachung des Anstiegs über die vergangenen Tage hinweg fest. Auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle war genau diese Abflachung der Hinweis, dass die Wirkung der Corona-Schutzmaßnahmen durch ein verändertes Verhalten der Menschen und dann auch geringere Infektionen einsetzen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am Dienstag laut Teilnehmern gesagt, die Bewegungsprofile zeigten bereits, dass die Menschen ihre Aktivitäten reduzierten – und damit die Gefahr von Infektionen leicht sinke.

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Wirklich ein Trend?

Dazu passt, dass das RKI am Dienstagabend erstmals wieder eine Reproduktionszahl (kurz R-Wert) von unter 1,0 meldete. Der Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter durchschnittlich ansteckt. Um die Pandemie wieder in den Griff zu bekommen und die Infektionszahlen deutlich zu reduzieren, müsse der Wert – das hatte RKI-Vize Lars Schaade betont – am besten auf unter 0,7 sinken.

Auch der Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI in Deutschland am Dienstag bei 0,98 (Vortag 1,07). Der Wert, der das Infektionsgeschehen von vor acht bis 16 Tagen abbildet, bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Auch nach Berechnungen des Datenanalysten Risklayer, der die Corona-Daten der Gesundheitsämter bereits am Meldetag statistisch erfasst und berechnet, sinkt der R-Wert im Vier-Tage-Durchschnitt seit dem 27. Oktober kontinuierlich, wenn auch nur leicht.

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Ob es sich dabei wirklich um einen Trend handelt, ist nicht klar. Die weitere Entwicklung müsse man abwarten, so RKI-Vize Schaade und James Daniel, Geschäftsführer von Risklayer. Denn die Zahl der Neuinfektionen ist weiterhin viel zu hoch, um zum Beispiel Infektionsketten nachverfolgen zu können. Der endgültige Durchbruch ließe sich auch an der Zahl der Infizierten ablesen. Am Dienstag waren dies den Risklayer-Zahlen zufolge nach einer erneuten Zunahme 171.666. Damit die Zahl sinkt, müssten pro Tag mehr Menschen genesen als sich neu infizieren. Noch ist das nicht der Fall.

Mehr Intensivpatienten und Todesfälle

Fest steht: Derzeit müssen immer mehr Menschen auf Intensivstationen behandelt werden. Auch die Zahl der Todesfälle steigt. Das RKI meldete am Mittwoch 151 im Zusammenhang mit Corona Verstorbene innerhalb eines Tages – ein neuer Höchstwert im Herbst.

Schaade hatte am Dienstag gewarnt, dass in diesen Bereichen nun exponentielles Wachstum zu erwarten sei.

Menschen, die schwer an Covid-19 erkranken, kommen meist erst einige Tage nach der Diagnose ins Krankenhaus. Wer auf der Intensivstation behandelt werden muss, bleibt dort allerdings oft für mehrere Wochen. Deshalb steigt die Zahl der belegten Betten etwa vier bis sechs Wochen nach den Diagnosen. Laut einer Sprecherin der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) sei deshalb der Höhepunkt bei den Intensivpatienten – bei einem Absinken der Infektionszahlen – erst Anfang Dezember zu verzeichnen.

Auch im Hinblick auf die Gespräche von Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten am 16. November lassen die derzeit vorliegenden Daten noch viel Spielraum für Interpretationen, und täglich werden neue Erkenntnisse über die Entwicklung hinzukommen. Die jetzt sichtbaren Veränderungen lassen sich nicht auf den Teil-Shutdown zurückführen, dafür ist er erst zu kurz in Kraft. Eine Erklärung wäre, dass die Menschen angesichts der steigenden Infektionszahlen bereits vor den neuen Regelungen von selbst ihr Verhalten angepasst haben. Bislang hatte Merkel mit dem Verweis auf stetig steigende Zahlen gesagt, dass man am 16. November notfalls über neue Verschärfungen reden müsse.

hei/Reuters

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