Coronavirus Impfkommission empfiehlt AstraZeneca-Vakzin nur für unter 65-Jährige

Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff in Großbritannien
Foto: POOL / REUTERSDer AstraZeneca-Impfstoff soll nach einer Empfehlung der deutschen Impfkommission im Gegensatz zu den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna nur Menschen unter 65 Jahren verabreicht werden. In der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts heißt es, das AstraZeneca-Präparat solle nur Personen angeboten werden, die 18 bis 64 Jahre alt seien.
Die Stiko begründete ihre Einschätzung damit, dass zur Beurteilung der Impfeffektivität ab 65 Jahren »aktuell keine ausreichenden Daten« vorlägen. »Abgesehen von dieser Einschränkung wird dieser Impfstoff ebenfalls als gleichermaßen geeignet angesehen«, hieß es.
AstraZeneca hat noch keine EU-Zulassung für seinen Impfstoff, soll diese aber voraussichtlich am Freitag erhalten. Denkbar ist, den Impfstoff zunächst vor allem bei medizinischem Personal einzusetzen, das ebenfalls in der Gruppe mit höchster Impfpriorität steht. Alternativ könnten statt Menschen über 80 vorzeitig Menschen ab 60 die Impfung erhalten.
Nur wenige Hochbetagte bei Impfstoffstudie
Eigentlich sieht die Impfstrategie in Deutschland vor, neben etwa medizinischem Personal zunächst alle Personen zu impfen, die das 80. Lebensjahr vollendet haben. In dieser Altersgruppe ist das Risiko, nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 zu sterben, besonders hoch. Die Impfungen gehen jedoch nur schleppend voran. Bislang haben erst 2,1 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung die erste von zwei notwendigen Dosen erhalten. Zum Vergleich: 2019 waren 6,8 Prozent der Bevölkerung 80 Jahre und älter .
In einer Zwischenauswertung hatte AstraZeneca im Fachmagazin »The Lancet« Anfang Dezember 2020 die Daten von 11.636 Probanden veröffentlicht, die entweder mit dem Impfstoff oder einem wirkungslosen Placebo behandelt worden waren. Je nach Impfschema hatte sich dabei eine Wirksamkeit von rund 60 bis 90 Prozent gezeigt. Im Schnitt gab AstraZeneca eine Wirksamkeit von 70 Prozent an.
Allerdings war der Großteil der Probanden in diesen Untersuchungen maximal 55 Jahre alt. Nur eine kleine Untergruppe, etwa acht Prozent, umfasste Menschen zwischen 56 und 69 Jahren. Ein noch kleinerer Anteil der Probanden, knapp vier Prozent, waren Menschen über 70 Jahre.
Eine Tabelle im Stiko-Dokument weist darauf hin, dass bei der Untersuchung des Impfstoffs in der Gruppe ab 65 so wenige Infektionen aufgetreten waren, dass keine Aussage darüber möglich ist, ob die Impfung im Vergleich zu einem Placebo Krankheitsfälle verhindert hat. Dementsprechend existiert aber auch noch die Möglichkeit, dass das Unternehmen Daten nachliefert, die eine Wirksamkeit des Mittels bei älteren Personen belegen.
Weiteres Problem: Lieferengpässe
Neben der nicht nachgewiesenen Wirksamkeit bei Hochbetagten existiert noch ein weiteres Problem: AstraZeneca hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, wegen Produktionsproblemen in einem Werk in Belgien der EU vorerst deutlich weniger Impfstoff liefern zu können als vorgesehen. Brüssel kritisiert, dass die Lieferungen an Länder außerhalb der EU wie Großbritannien nicht eingeschränkt werden.
AstraZeneca hatte am Mittwochabend zum dritten Mal in dieser Woche mit der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten Gespräche über die Lieferprobleme geführt. Der Kommissionssprecher bekräftigte, dass die EU erwarte, dass notfalls auch Impfstoff aus Werken in Großbritannien an sie geliefert werde.
In Deutschland ist eigentlich vorgesehen, noch im ersten Quartal sechs Millionen Dosen der Vakzine von AstraZeneca zu verimpfen. Hinzu kommen neun Millionen Dosen von Biontech/Pfizer sowie 1,8 Millionen Dosen von Moderna.