Laut Experten Südafrika-Variante soll ansteckender sein – aber nicht tödlicher

Sanitäter in Johannesburg, Südafrika
Foto: MICHELE SPATARI / AFPWenn es um Mutationen des Coronavirus geht, stand bisher Großbritannien im Fokus. Doch neben der dort zuerst entdeckten Variante B.1.1.7 gibt es weitere Versionen, die international beobachtet werden. Zu diesen gehört auch die zuerst in Südafrika festgestellte Corona-Mutante.
Sie ist Experten zufolge zwar ansteckender, aber offenbar nicht tödlicher als die ursprüngliche Form des Virus. Die neue Variante sei 50 Prozent ansteckender als das Ausgangsvirus, sagte der südafrikanische Epidemiologe Salim Abdool Karim, der als Mitglied eines Expertengremiums die Regierung berät. Es gebe jedoch »keine Beweise« dafür, dass die mutierte Form auch tödlicher sei, fügte er hinzu.
Dr. Waasila Jassat, ein weiteres Mitglied des Expertengremiums, sagte, dass die Rate der Todesfälle in den Krankenhäusern sich im Vergleich zur ersten Welle nicht verändert habe, obwohl mehr Menschen eingewiesen wurden.
Die Experten analysierten zahlreiche Daten von den landesweit verbreiteten Virusclustern. 501.V2, die mutierte Form des Virus, gilt mittlerweile als der dominante Stamm in Südafrika.
Südafrikas Gesundheitsminister Zweli Mkhize sagte am Montag, dass die Zahl der Infektionen um 23 Prozent gesunken sei. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen sei jedoch im Vergleich zur Vorwoche um mehr als 18 Prozent gestiegen.
Die Regierung Südafrikas hatte am 18. Dezember von einer neuen Virusvariante berichtet, die sich rasch in dem Land ausbreitet. Die Mutation wurde von einem Forschungsteam unter Leitung des südafrikanischen Kwazulu-Natal Research Innovation and Sequencing Platform entdeckt, das seit den ersten Fällen im März in dem Land viele Proben genetisch untersucht hat.
Auch in Deutschland sind bereits Fälle aufgetreten
Nach der Entdeckung der neuen Form hatten die Behörden im Dezember weitere Einschränkungen über das Land verhängt. Mit mehr als 1,3 Millionen Infektionsfällen ist Südafrika das am stärksten betroffene Land in Afrika. Ob die Mutation wirklich zuerst am Kap aufgetreten ist, bleibt aber vorerst unklar.
Die sogenannte Südafrika-Mutation des Virus ist inzwischen auch in Deutschland angekommen. Der hochansteckende Erreger ist bei einer Familie entdeckt worden, die bereits am 13. Dezember 2020 aus Südafrika nach Baden-Württemberg eingereist ist. Inzwischen sind sechs Personen aus drei Haushalten im Zollernalbkreis südlich von Tübingen betroffen.
Auch bei einem Mann in Bottrop in Nordrhein-Westfalen wurde die Variante nachgewiesen, hatten Tests eines Labors an der Charité Berlin ergeben. Er hatte ebenfalls Südafrika besucht.
Verschärfung der Reiseregeln hat wohl nicht mehr gereicht
Ende Dezember hatte die Bundesregierung Einreisesperren für Menschen verhängt, die aus Großbritannien, Irland und Südafrika nach Deutschland wollten. So erhofften sich die Verantwortlichen einen Schutz vor den neuartigen Mutationen. Doch die Maßnahme kam wohl zu spät.
Mutationen sind zufällige Veränderungen im Genom des Virus. Sie entstehen bei der Vervielfältigung in den Wirtszellen. Dieser Prozess findet ständig statt und ist Teil der natürlichen Evolution des Virus. Forscher hatten schon zu Beginn der Pandemie erklärt, dass mit solchen Veränderungen des Virus zu rechnen ist.
Inzwischen sind Tausende Mutationen bekannt, oft treten mehrere in einem Virusgenom auf. Die meisten sind unproblematisch. Aber manche verschaffen dem Erreger einen Vorteil – etwa indem sie ihn leichter übertragbar machen. Und das kann dazu führen, dass sich solche Varianten stärker verbreiten und sie sich gegenüber schwächeren durchsetzen.