Umfrage in Israel Impfreaktion nach dritter Dosis wohl ähnlich wie nach Zweitimpfung

In Israel können sich Menschen ab 60 mit einer dritten Dosis gegen Covid-19 impfen lassen
Foto: Amir Levy / Getty ImagesDie körperliche Reaktion auf eine dritte Dosis der Corona-Schutzimpfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer fällt nach bisherigen Erkenntnissen in den meisten Fällen nicht heftiger aus als nach der Zweitimpfung. Darauf weist eine erste, kleine Umfrage aus Israel hin.
Seit knapp zwei Wochen können sich ältere Menschen dort mit einer dritten Impfstoffdosis gegen Covid-19 impfen lassen. Die Hoffnung ist, dass die sogenannte Booster-Impfung den Schutz vor Ansteckungen in der Altersgruppe noch mal auffrischen und die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante verlangsamen kann. Allerdings wurde bislang nicht systematisch erfasst, wie die Impfreaktion nach einer dritten Impfung ausfällt.
Der größte israelische Gesundheitsdienstleister Clalit hat zu der Frage nun eine Befragung organisiert. Demnach haben seinen Daten zufolge mittlerweile mehr als 240.000 Personen eine dritte Impfung erhalten, rund 4500 Personen davon haben an der Umfrage teilgenommen. Sie alle hätten zwischen dem 30. Juli und dem 1. August die Auffrischungsimpfung erhalten.
Vier von fünf Geimpften fühlten sich »ähnlich oder besser«
Die Datenbasis aus der Analyse ist noch zu gering, um ein endgültiges Profil zu den Impfreaktionen zu erstellen, liefert aber einen ersten Anhaltspunkt: 88 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben demnach an, dass sie sich in den Tagen nach der dritten Impfung »ähnlich oder besser« gefühlt hätten wie nach der zweiten Impfung.
31 Prozent der Befragten berichteten von merklichen Impfreaktionen, am häufigsten waren dabei Schmerzen an der Einstichstelle. Etwa 0,4 Prozent der befragten Drittgeimpften gaben an, dass sie unter Atembeschwerden gelitten hätten. Jeder und jede Hundertste gab an, aufgrund einer oder mehrerer Nebenwirkungen einen Arzt aufgesucht zu haben.
In der Zulassungsstudie wurden nach der zweiten Dosis sogar häufiger Schmerzen an der Einstichstelle berichtet. Allerdings lassen sich die Daten aus der Umfrage nicht direkt mit denen aus der Zulassungsstudie vergleichen. Die Angaben beziehen nur eine kleine Gruppe in einem bestimmten Alter ein, die sich zudem freiwillig zur Umfrage gemeldet hat.
Weiter Vorsicht geboten
Dennoch sagte Ran Balicer, einer der führenden Verantwortlichen von Clalit, ermöglichten die Ergebnisse einen ersten Vergleich der Nebenwirkungen mit der zweiten Dosis. »Es hat sich gezeigt, dass sie in den meisten Fällen bei der Auffrischungsimpfung ähnlich oder geringer sind«, sagte er.
Damit untermauere die Befragung die Vermutung, dass der Nutzen einer dritten Impfung das mögliche Risiko in der untersuchten Altersgruppe überwiegt: »Obwohl wir noch keine Langzeitstudien über die Wirksamkeit und Sicherheit der dritten Dosis haben, weisen diese Ergebnisse für das persönliche Risikomanagement von Personen über 60 Jahren weiterhin auf den Nutzen einer Impfung zum jetzigen Zeitpunkt hin«, sagte Balicer. Trotzdem sei es unbedingt notwendig, sich weiterhin vorsichtig zu verhalten und Zusammenkünfte in geschlossenen Räumen zu vermeiden.
Die WHO warnt vor einer ungerechten Verteilung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft gleichzeitig dazu auf, bis mindestens Ende September keine Impfstoffe für dritte Dosen zu verwenden. Für die Bekämpfung der Pandemie sei es entscheidend, dass Menschen mit dem höchsten Risiko ihre erste und zweite Impfung erhalten.
Groß angelegte Drittimpfungen seien zum jetzigen Zeitpunkt nicht nur ungerecht, sagen Kritiker, sondern auch hinderlich im Kampf gegen die Pandemie. Solange ein bedeutender Teil der Weltbevölkerung nicht vor dem Virus geschützt sei, werde sich dieses immer weiter verbreiten und mutieren. Dabei könnten sich im schlimmsten Fall neue Varianten bilden, gegen die die bekannten Impfstoffe nur noch schlecht wirksam sind.
Schwere Verläufe verhindern die Covid-19-Impfstoffe, nach allem was bislang bekannt ist, bei den meisten Menschen auch nach vielen Monaten weiterhin zuverlässig. Das stellen sogenannte Gedächtniszellen sicher. Allerdings zeigt sich, dass die Zahl der neutralisierenden Antikörper im Blut von Geimpften mit der Zeit sinkt. Neutralisierende Antikörper machen Viren unschädlich, bevor diese menschliche Zellen infizieren können. In welchem Ausmaß der Schutz vor Infektionen durch das Absinken der Antikörper-Titer im Detail sinkt, ist allerdings noch unklar. (Mehr zur Frage, für wen eine Covid-19-Booster-Impfung sinnvoll sein könnte, lesen Sie hier .)