WHO Coronavirus verschwindet vielleicht nie wieder

Die WHO sieht nur eine winzige Chance, das Coronavirus zu eliminieren. Impfskeptiker zählen auf diesem Weg zu den größten Hürden.
WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan und WHO-Expertin Maria van Kerkhove bei einer Pressekonferenz

WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan und WHO-Expertin Maria van Kerkhove bei einer Pressekonferenz

Foto: Denis Balibouse/ REUTERS

Der Nothilfekoordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist skeptisch, dass das neue Coronavirus nach der rasanten Ausbreitung rund um den Globus noch eliminiert werden kann. "Dieses Virus kann in der Bevölkerung heimisch werden, es kann sein, dass es nie mehr verschwindet", sagte Michael Ryan am Mittwochabend in Genf.

Auch HIV, das Virus, das die Immunschwächekrankheit Aids auslöst, sei nie wieder verschwunden. Im Fall von HIV sei es der Welt jedoch gelungen, Medikamente und Präventionsmaßnahmen zu schaffen. Durch sie habe das Virus einen Teil seines Schreckens verloren. "Ich will die Krankheiten nicht vergleichen, aber wir müssen realistisch sein", sagte Ryan.

Trotzdem gebe es noch eine kleine Chance, Sars-CoV-2 auszurotten. Dafür müsse ein hocheffektiver Impfstoff gefunden, in ausreichendem Maß hergestellt und auf der gesamten Welt verteilt werden. Und die Menschen müssten einverstanden sein, sich impfen zu lassen. "Jeder einzelne dieser Schritte ist voller Herausforderungen", sagte Ryan.

Kritik an Impfskepsis

Er kritisierte die verbreitete Impfskepsis und die fehlenden Mittel für gute Gesundheitssysteme in vielen Weltregionen. "Wir haben ja sehr effektive Impfstoffe auf diesem Planeten, die wir nicht effektiv eingesetzt haben", sagte er mit Verweis auf die Masern.

Die Zahl der Masernfälle steigt seit einigen Jahren wieder. Eigentlich hatte sich auch Deutschland gegenüber der WHO verpflichtet, die Masern bis 2015 auszurotten. Dafür müssten jedoch mehr als 95 Prozent der Bevölkerung immun gegen die Erkrankung sein. Ein Wert, der nicht erreicht wird.

Auch andere Experten halten es für unwahrscheinlich, dass das Coronavirus wieder komplett verschwindet. "Anhand der Parallelität zu anderen Coronaviren und aufgrund der großen Zahl der derzeit Infizierten kann man davon ausgehen, dass es nicht mehr gelingt, dieses Virus komplett zu eliminieren", sagte Virologe John Ziebuhr von der Universität Gießen bereits im März.

Trotzdem: Kontrolle ist möglich

Mit den richtigen Maßnahmen könne das Coronavirus jedoch unter Kontrolle gebracht werden, betonte WHO-Expertin Maria van Kerkhove. Dazu zählt demnach die Erkennung von Infizierten, die Isolierung von Kontaktpersonen und eine effektive Behandlung. Es werde mit Hochdruck an Impfstoffen und Medikamenten gearbeitet, so van Kerkhove.

Aktuell schätzt Ryan das Risiko durch Covid-19 in allen Ländern noch immer als hoch ein. Auf die Frage, wann es an der Zeit für eine Entwarnung sei, antwortete er zurückhaltend. Die WHO könne nur zwischen zwei Möglichkeiten wählen, sagte Ryan: "Entweder es gibt einen weltweiten internationalen Gesundheitsnotstand - oder nicht."

Die WHO hatte am 30. Januar aufgrund der Corona-Pandemie den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Zu diesem Zeitpunkt waren in China 212 Menschen gestorben, bei denen das Virus entdeckt worden war. Weltweit waren in rund 20 Ländern bei mehr als 8000 Menschen Infektionen nachgewiesen worden.

Seitdem hat sich das Virus auf der gesamten Welt verbreitet. Laut Zahlen der Johns-Hopkins-Universität haben sich weltweit mehr als 4,3 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Knapp 300.000 sind gestorben.

irb/dpa
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