Corona-Spätfolgen Viele Covid-19-Patienten haben noch Wochen später Beschwerden

Behandlung eines Covid-19-Patienten (im April in einem Krankenhaus in Bologna)
Foto:Massimo Paolone/ dpa
Die akute Infektion ist längst abgeklungen, doch Beschwerden wie Erschöpfung, Atemnot oder Geruchsverlust bleiben: Wenn Menschen eine Covid-Erkrankung überstanden haben, heißt das leider nicht unbedingt, dass sie auch alle damit verbundenen Beschwerden los sind.
Kürzlich schilderten im SPIEGEL drei Betroffene , wie es ihnen seit ihrer Coronavirus-Infektion ergeht: Der 30-jährige Simon S. etwa bekommt schon bei leichter Bewegung Herzrasen. Er kann nicht mehr arbeiten, ist zurück zu seinen Eltern gezogen, weil er seinen Alltag allein nicht mehr bewältigen kann.
Wie oft bleiben Beschwerden nach einer Covid-19-Erkrankung bestehen? Und was sind das für Symptome? Italienische Ärzte haben gut 140 Menschen befragt, die wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden mussten. Diese waren im Schnitt 56 Jahre alt, die Mehrheit von ihnen hatte während der Zeit in der Klinik eine Lungenentzündung. 12 Prozent der Befragten waren auf der Intensivstation behandelt worden.
Die Ärzte befragten für die im Fachblatt "Jama" veröffentlichte Studie die Betroffenen im Schnitt rund 60 Tage nach dem Auftreten der ersten Covid-19-Symptome. Die Patientinnen und Patienten waren zu diesem Zeitpunkt durchschnittlich seit gut 30 Tagen nicht mehr im Krankenhaus und hatten weder Fieber noch andere Anzeichen einer akuten Infektion.
Erschöpfung, Atemnot, Schmerzen
Aber nur knapp 13 Prozent waren zu diesem Zeitpunkt frei von jeglichen Beschwerden. Knapp ein Drittel hatte noch ein oder zwei Symptome. Mehr als die Hälfte hatte mindestens drei Beschwerden.
Rund 53 Prozent der Patienten litt demnach noch unter Erschöpfung. 43 Prozent berichteten von Atemnot. 27 Prozent hatten Gelenkschmerzen, knapp 22 Prozent Schmerzen im Brustraum. Rund 15 Prozent klagten über andauernden Husten oder Geruchsverlust.
Aufgrund der andauernden Symptome nicht verwunderlich: 44 Prozent sagten, ihre Lebensqualität habe sich verschlechtert.
Das Ärzteteam um Angelo Carfi von der Gemelli Uniklinik in Rom merkt an, dass auch Patienten nach einer nicht durch das Coronavirus ausgelösten Lungenentzündung andauernde Spätfolgen haben können, dies also nicht ein nur bei Covid-19 auftretendes Problem sei.
Zudem gehen Forscherinnen und Forscher davon aus, dass Virusinfektionen in Einzelfällen ein sogenanntes chronisches Erschöpfungssyndrom auslösen können, bei dem eine fehlgeleitete Immunantwort zu ständiger Abgeschlagenheit, andauernden Schmerzen, Konzentrationsschwäche und weiteren schweren Beschwerden führen kann. Es ist denkbar, dass diese Krankheit auch als Komplikation einer Sars-CoV-2-Infektion auftreten kann.