Covid-19 Weitere China-Rückkehrer in Stuttgart gelandet

15 Deutsche sind aus der Provinz Hubei nach Hause geflogen worden und kommen nun in Quarantäne. Während die deutschen Behörden gelassen bleiben, steigt die Beunruhigung über Covid-19-Infektionsherde in anderen Ländern.
Eine Rückkehrerin aus der Millionenmetropole Wuhan in Zentralchina steigt auf dem Flughafen in Stuttgart aus einem Flugzeug

Eine Rückkehrerin aus der Millionenmetropole Wuhan in Zentralchina steigt auf dem Flughafen in Stuttgart aus einem Flugzeug

Foto: Sebastian Gollnow/ dpa

Die Rückkehrer aus der vom neuartigen Coronavirus besonders betroffenen chinesischen Provinz Hubei sind am frühen Nachmittag in Stuttgart gelandet. Die Maschine der Luftwaffe mit den 15 Passagieren setzte gegen 13.20 Uhr auf dem Stuttgarter Flughafen auf. Das baden-württembergische Sozialministerium bestätigte die Landung. Alle 15 Rückkehrer seien in China auf Sars-CoV-2, das Virus, das Covid-19 verursachen kann, getestet worden, teilte das Ministerium mit. Die Tests seien negativ ausgefallen.

Die Rückkehrer hatten sich den Angaben zufolge in der chinesischen Provinz Hubei aufgehalten, zum Teil auch in der Provinzhauptstadt Wuhan. Von dort hatte die Coronavirus-Epidemie Anfang des Jahres ihren Ausgang genommen.

Dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) zufolge, das die medizinische und psychologische Betreuung übernimmt, handelt es sich um Bundesbürger und deren Angehörige. Sie waren länger im Ausland und haben keinen festen Wohnsitz mehr in Deutschland. Sie sollen noch am Flughafen untersucht und dann isoliert in einem Hotel in Kirchheim unter Teck in der Nähe von Stuttgart untergebracht werden.

Baden-Württemberg habe in Erwartung der Rückkehrer "schon früh die notwendigen Vorkehrungen getroffen und ist gut vorbereitet", erklärte Sozialminister Manne Lucha (Grüne). "Für die Bevölkerung besteht weiterhin kein Grund zur Sorge."

Situation auf der "Diamond Princess" bedenklich

Am Abend sollen auch die verbliebenen deutschen Passagiere des Kreuzfahrtschiffs "Diamond Princess", das im Hafen der japanischen Stadt Yokohama liegt, ausgeflogen werden. Nach Angaben der Deutschen Presseagentur sollen sie um 22 Uhr Ortszeit (14 Uhr MEZ) mit einem italienischen Flugzeug nach Berlin gebracht werden.

Das Schiff hatte wegen eines Covid-19-Ausbruchs an Bord zwei Wochen lang vor Yokohama unter Quarantäne gestanden. Ein deutsches Ehepaar aus Hessen war positiv auf den Erreger getestet worden und liegt im Krankenhaus. Ein weiterer Deutscher aus München will mit seiner japanischen Frau noch einige Tage in Tokio bleiben. Die übrigen sechs Passagiere aus Deutschland reisen mit anderen Europäern mit dem Flugzeug aus Italien aus.

Am Vorgehen der japanischen Regierung bezüglich der "Diamond Princess" gibt es derweil starke Zweifel: Zwei Passagiere aus Australien und eine Reisende aus Israel wurden bei Verlassen des Schiffs zunächst negativ getestet und durften sich offenbar frei bewegen. Nach der Rückkehr in ihre Heimatländer wurden sie dann doch positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Die Meldungen wecken die Befürchtung, dass zahlreiche unentdeckte Fälle von Bord des Schiffs gegangen sein könnten und wiederum unwissentlich andere angesteckt haben könnten. Einige Länder, darunter Deutschland, sehen für die Heimkehrer der Kreuzfahrtschiffe eine zweiwöchige Quarantäne vor.

Für 20 China-Rückkehrer, die bereits vor zwei Wochen nach Deutschland geflogen wurden, endet die Quarantäne am Sonntag. Auch beim vierten und letzten Test sei bei den Menschen keine Infektion nachgewiesen worden, sagte Lena Högemann, Sprecherin der Gesundheitsverwaltung, am Freitag. Die 16 Erwachsenen und vier Kinder dürften im Laufe des Sonntags nach Hause gehen. Untergebracht waren sie in einem isolierten Bereich auf dem Gelände der DRK-Kliniken in Köpenick.

Unklarheiten bei Verbreitung in Iran

Für Verunsicherung sorgen auch die neuen Entwicklungen in Iran. Erst am Mittwoch waren die ersten beiden Fälle in der Stadt Ghom bekannt geworden. Beide Patienten starben an Covid-19. Am Freitag teilte das Gesundheitsministerium mit, dass es in den vergangenen Tagen positive Testergebnisse bei 13 weiteren Patienten gegeben habe. "Und leider sind zwei von ihnen in der Zwischenzeit gestorben", twitterte Ministeriumssprecher Kianusch Dschahnpur. Von den insgesamt 15 Betroffenen kommen den Angaben zufolge vier aus der Hauptstadt Teheran, sieben aus der Stadt Ghom und vier aus der Gilan-Provinz am Kaspischen Meer im Norden des Landes.

"Es ist nicht auszuschließen, dass sich das Virus inzwischen in allen iranischen Städten ausgebreitet hat", sagte ein weiterer Sprecher des Gesundheitsministeriums. Die Ausbreitung habe in Ghom begonnen und durch die Reiseaktivitäten der Menschen weitere Städte erreicht, darunter Teheran, Babol, Arak, Isfahan und Rasht. Besonders bedenklich war zunächst, dass die beiden ersten Erkrankten offenbar keinerlei Kontakte zu chinesischen Touristen hatten und auch in jüngerer Zeit nicht im Ausland und nicht einmal außerhalb ihrer Heimatstadt waren.

Seitdem wurden in Ghom Sondermaßnahmen ergriffen. Alle Schulen und Hochschulen wurden vorläufig geschlossen, und das Gesundheitsministerium schickte Expertenteams in die religiöse Stadt 140 Kilometer südlich von Teheran. Außerdem wurden die fast 1,2 Millionen Einwohner der Stadt gebeten, unnötigen physischen Kontakt zu vermeiden. Aus Furcht vor einer Verbreitung des Erregers in Iran schloss der Irak seine Grenze zu dem Nachbarland.

Südkorea mit den meisten Fällen außerhalb Chinas

Südkorea ist das Land mit den meisten Fällen außerhalb Chinas: Bei 204 Menschen wurde hier das Virus inzwischen nachgewiesen. Mehr als 120 von ihnen gehören der Shincheonji Church of Jesus an. Die Verbreitung des Virus in der christlichen Sekte ging nach Behördenangaben von einer 61-jährigen Anhängerin aus, die Virustests zunächst verweigert hatte und weiter zu Gottesdiensten gegangen war. Die Shincheonji-Gemeinschaft schloss wegen des Virus landesweit ihre Einrichtungen.

Menschen, die dieselben Gottesdienste wie die 61-Jährige besucht hatten, wurden zur freiwilligen Quarantäne aufgefordert. An die 2,5 Millionen Einwohner von Daegu appellierten die Behörden, möglichst zu Hause zu bleiben. Am Freitag blieben viele Geschäfte geschlossen, die meisten Menschen auf der Straße trugen Schutzmasken. Am Donnerstag wurde der erste Todesfall in Südkorea in Verbindung mit dem Virus gemeldet.

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Mit Abstand am härtesten trifft die Epidemie weiterhin China: Die chinesischen Behörden räumten jüngst ein, dass es in mehreren chinesischen Gefängnissen mehr als 500 Infizierte gebe. 230 Infektionen wurden allein im Frauengefängnis in Wuhan, dem Epizentrum des Ausbruchs, registriert. Außer in der Provinz Hubei gab es auch Fälle in Gefängnissen der östlichen Provinzen Shandong und Zhejiang. Mehrere Vertreter der Justizvollzugsbehörden wurden daher entlassen. Zudem traten im Pekinger Fuxing-Krankenhaus gehäuft Neuinfektionen auf.

Chinas Staatschef Xi Jinping sagte am Freitag bei einer Politbüro-Sitzung, der Höhepunkt der Epidemie sei "noch nicht gekommen", die Lage in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei sei weiterhin "düster und kompliziert". WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus mahnte, wenn die internationale Gemeinschaft jetzt nicht "hart" gegen das Virus vorgehe, werde sie vor einem "schwerwiegenden Problem" stehen.

In Festlandchina steckten sich nach Behördenangaben bislang rund 75.000 Menschen mit dem Virus an, mehr als 2200 von ihnen starben.

Alle Artikel zum Coronavirus

Am 31. Dezember 2019 wandte sich China erstmals an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). In der Millionenstadt Wuhan häuften sich Fälle einer rätselhaften Lungenentzündung. Mittlerweile sind mehr als 180 Millionen Menschen weltweit nachweislich erkrankt, die Situation ändert sich von Tag zu Tag. Auf dieser Seite finden Sie einen Überblick über alle SPIEGEL-Artikel zum Thema.

kry/dpa/AFP

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