Coronavirus Zahl der Infizierten in China sprunghaft gestiegen

In China hat sich die Zahl der Infizierten trotz Quarantänemaßnahmen überraschend stark erhöht. Die WHO rief nun den internationalen Gesundheitsnotstand aus. Das Auswärtige Amt und die USA raten von Reisen in das Land ab.
Temperaturkontrolle am U-Bahn-Eingang: Eine Frau in Peking wird von einem Behördenmitarbeiter gescannt

Temperaturkontrolle am U-Bahn-Eingang: Eine Frau in Peking wird von einem Behördenmitarbeiter gescannt

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Betsy Joles/ Getty Images

Fast 2000 neue Fälle an einem Tag: Chinesische Gesundheitsbehörden haben am Freitag einen sprunghaften Anstieg der nachgewiesenen Erkrankungen mit dem neuartigen Coronavirus vermeldet.

Die Zahl kletterte um 1981 auf 9692, wie die Gesundheitskommission berichtete. Es ist damit der bisher größten Anstieg innerhalb eines Tages. Die Zahl der Toten stieg um 42 auf 213.

Weil nach der British Airways, der Lufthansa und Ethiopian Airlines täglich weitere Fluglinien teilweise oder ganz die Verbindungen nach China einstellen, will die Volksrepublik nun ihre Bürger mit gecharterten Flugzeugen aus aller Welt nach Hause holen.

Wie das Außenministerium in Peking ankündigte, soll Landsleuten aus Hubei und insbesondere der vom Coronavirus besonders schwer betroffenen Stadt Wuhan wegen der derzeitigen Schwierigkeiten so schnell es geht dabei geholfen werden, zurückzukehren.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zuvor wegen der globalen Ausbreitung des neuartigen Virus den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Es handle sich um eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite". Die Epidemie hat inzwischen weite Teile Chinas erfasst. Außerhalb Chinas gibt es derzeit bereits mehr als hundert nachgewiesene Infektionsfälle in rund 20 Ländern.

Auswärtiges Amt rät von Chinareisen ab

Das Coronavirus kann zu einem schweren Atemwegsinfekt führen, der vor allem für geschwächte Personen lebensgefährlich sein kann. Es ist verwandt mit dem Sars-Virus, das sich Ende 2002 ebenfalls von China aus verbreitet hatte. Die Zahl der weltweit Infizierten ist aber beim Coronavirus inzwischen deutlich höher aus vor 18 Jahren bei Sars.

Der Fluss Jangtse ist die Grenze der Provinz Hubei, die Brücke bei Jiujiang ist für Fahrzeuge gesperrt. Laut AP können Fußgänger aber weiterhin Hubei betreten oder verlassen

Der Fluss Jangtse ist die Grenze der Provinz Hubei, die Brücke bei Jiujiang ist für Fahrzeuge gesperrt. Laut AP können Fußgänger aber weiterhin Hubei betreten oder verlassen

Foto: Thomas Peter/ REUTERS

In China befinden sich 60 Millionen Menschen in der am stärkten betroffenen Provinz Hubei unter einer Ausgangssperre, in der Provinz sind bislang knapp 6000 Menschen erkrankt.

Das Auswärtige Amt rät inzwischen von allen Chinareisen ab, die "nicht notwendig" seien. Für die Provinz Hubei gilt nun eine offizielle Reisewarnung.

Fünfter Corona-Fall in Deutschland bestätigt

In Bayern ist ein weiterer Mensch mit dem Coronavirus infiziert. Wie bei den anderen vier deutschen Fällen handelt es sich um einen Mitarbeiter des in Starnberg angesiedelten Automobilzulieferers Webasto. Der Mann wohnt im Landkreis Traunstein.

Darüber hinaus suchen die bayerischen Gesundheitsämter demnach weiter nach Verdachtsfällen, auch im privaten Umfeld der Infizierten. Insgesamt seien rund 110 Menschen ermittelt worden, die als enge Kontaktpersonen der Erkrankten infrage kommen und die noch getestet würden, hieß es. Über Einzelheiten will das bayerische Gesundheitsministerium am Freitag informieren.

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Bei dem ersten in Deutschland erkrankten Mann handelte es sich um einen 33-Jährigen, der sich den Behörden zufolge am 21. Januar während einer Schulung bei einer Kollegin aus China im bayerischen Landkreis Starnberg infizierte. Er wird im Münchner Klinikum Schwabing behandelt und liegt wie die anderen Patienten in einem Isolationszimmer. Der behandelnde Chefarzt Clemens Wendtner sagte, die Patienten seien "pumperlgsund" und symptomfrei. Es war die erste bekannte Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus 2019-nCoV außerhalb Asiens.

Deutschland will Wuhan-Rückkehrer unter Quarantäne stellen

Die Bundesregierung plant eine Rückholaktion für deutsche Staatsbürger aus der besonders schwer betroffenen chinesischen Metropole Wuhan. Der Flug ist bislang für Samstag geplant. Die Teilnahme ist freiwillig, etwa 90 Bundesbürger werden erwartet. Die Rückkehrer sollen 14 Tage lang auf dem Luftwaffenstützpunkt Germersheim in Rheinland-Pfalz in Quarantäne, berichteten zuerst die Zeitungen des Medienhauses VRM. Dort gibt es demnach in einer Ausbildungskaserne entsprechende medizinische Einrichtungen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte: "Das ist eine gute Lösung, um die Rückkehrer, ihr Umfeld und die Gesamtbevölkerung gleichermaßen zu schützen." Das Ansteckungsrisiko werde so minimiert. Das Flugzeug der Bundeswehr soll am Flughafen Frankfurt landen, von dort sind es etwa hundert Kilometer nach Germersheim.

Erste Mensch-zu-Mensch-Übertragung in den USA

In den USA hat es indessen den ersten Fall einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung in dem Land gegeben. Eine 60-jährige China-Rückkehrerin in Chicago hatte dabei ihren Mann angesteckt.

Das US-Außenministerium stufte den Reisehinweis für China auf die höchste von vier Warnstufen hinauf - "nicht reisen". Amerikaner im Land sollten die Ausreise in Betracht ziehen. Mitarbeiter der US-Regierung, die nicht unbedingt nach China reisen müssten, sollten ihre Reisen wegen des Virus verschieben.

Zu einem Zwischenfall kam es in Kalifornien, wo ein Mann versuchte, eine Luftwaffenbasis zu verlassen, auf der 195 Menschen unter Quarantäne gehalten werden. Eigentlich sollten diese nur 72 Stunden beobachtet werden, ob sie Krankheitssymptome zeigen, nun wurde ihre Quarantäne aber auf die in vielen Ländern inzwischen üblichen zwei Wochen verlängert.

Indes hat das Personal der Fluglinie American Airlines erste juristische Schritte gegen ihren Arbeitgeber angekündigt, weil Flüge nach China bislang nicht gestrichen wurden.

cht/dpa/Reuters
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