Darminfektion Knoblauch soll Campylobacter besiegen

Durchfall, Krämpfe, Fieber und Schmerzen: Wer sich mit dem Campylobacter-Bakterium infiziert, hat oft ziemlich zu leiden. US-Forscher wollen nun einen neuen Weg gefunden haben, den Erregern zu Leibe zu rücken - und zwar mit Knoblauch.
Knoblauch (Archivbild): Wirkstoff soll gegen Campylobacter-Bakterien helfen

Knoblauch (Archivbild): Wirkstoff soll gegen Campylobacter-Bakterien helfen

Foto: Miguel Palacios/ Cover/Getty Images

Wer schon einmal mit Bakterien der Gattung Campylobacter zu tun hatte, der könnte sie als ziemlich fiese Zeitgenossen in Erinnerung haben. Die Erreger sind für Darminfektionen verantwortlich, die dann mit Durchfall, Krämpfen, Fieber und Schmerzen einhergehen. In sehr seltenen Fällen können die Bakterien auch Schuld daran sein, dass sich die neurologische Erkrankung des Guillain-Barré-Syndroms mit einhergehenden schweren Lähmungen entwickelt.

Auch wenn längst nicht jede Infektion solch unangenehme Symptome mit sich bringt: In Deutschland wurden vergangenes Jahr mehr als 71.000 Campylobacter-Fälle über Gesundheitsämter und Landesstellen an das Robert Koch Institut gemeldet. Meist ist unzureichende Hygiene bei der Essenszubereitung schuld daran, wenn sich jemand mit dem Erreger ansteckt. Der befindt sich oft auf rohem Fleisch, vor allem von Schweinen und Hühnern. Von dort können sie in den menschlichen Körper gelangen, wenn das Fleisch nicht gut erhitzt oder zum Beispiel durch kontaminiertes Küchengerät verschmutzt wird.

Forscher um Xiaonan Lu von der Washington State University schlagen nun einen neuen Ansatz vor, um Campylobacter-Infektionen Herr zu werden. Sie setzen dabei auf einen Inhaltsstoff des Knoblauchs, genauer gesagt auf Diallyldisulfid. Im Fachmagazin "Journal of Antimicrobial Chemotherapy"  berichten die Wissenschaftler, dass die übelriechende Flüssigkeit bis zu hundert Mal effektiver gegen die Erreger wirkt als zwei populäre Antibiotika.

Eines der Erfolgsgeheimnisse der Campylobacter-Bakterien ist, dass sie auf Oberflächen einen sogenannten Biofilm bilden können. Und in dieser schleimigen Schicht sind sie dann verhältnismäßig sicher vor Attacken von außen. Nach Angaben der Forscher steigt die Antibiotikaresistenz im Biofilm um das Tausendfache im Vergleich zu freien Bakterienzellen.

Das Diallyldisulfid stört sich dagegen kaum an den Schutzmaßnahmen des Biofilms. Stattdessen kann es in den Bakterienzellen für einen Zusammenbruch des Stoffwechsels sorgen. Die dafür nötigen Konzentrationen lagen im Laborversuch um ein Hundertfaches niedriger als es zum Beispiel bei den antibiotischen Arzneiwirkstoffen Ciprofloxacin und Erythromycin der Fall war. Außerdem habe Diallyldisulfid auch noch schneller gewirkt, berichten Xiaonan Lu und Kollegen.

In früheren Studien hatten die Wissenschaftler die Substanz bereits auf andere Erreger losgelassen, unter anderem Listeria monocytogenes und das EHEC-Bakterium des Serotyps O157:H7 - ebenfalls mit Erfolg. Gleichzeitig warnen sie davor, ihre Arbeiten schon als Patentrezept gegen gefährliche Nahrungsmittelinfektionen anzusehen. Bisher handele es sich noch immer um Grundlagenforschung, die von einer praktischen Anwendung noch weit entfernt sei.

Und eine weitere schlechte Nachricht haben die Wissenschaftler: Wer glaubt, sich durch das Essen von Knoblauch ganz einfach vor einer Campylobacter-Infektion schützen zu können, der täuscht sich wohl. Ganz so einfach sei die Sache dann doch nicht. Weil Knoblauch jedoch als gesund gelte, solle man ihn ruhig essen.

chs
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