Uno-Drogenbericht
Verschreibung von ADHS-Medikamenten steigt rasant
Immer mehr Menschen nehmen Mittel gegen die Aufmerksamkeitstörung ADHS, das zeigt der Uno-Drogenbericht. Doch viele der Diagnosen seien fraglich, auch mangele es an Richtlinien, die die Verschreibung regeln.
Kinder bei der Kissenschlacht: Aufmerksamkeitsstörungen werden zu oft und zu früh unterstellt
Foto: Corbis
Wien/Hamburg - Für bessere Konzentration und Leistungsfähigkeit nehmen immer mehr junge Menschen Psychopharmaka. Weltweit sei der Gebrauch der Substanz Methylphenidat zwischen 2012 und 2013 um zwei Drittel gestiegen, das geht aus einem Bericht des Uno-Drogenkontrollrats (INCB) hervor. Methylphenidat wird zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt.
In den USA litten inzwischen elf Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 4 und 17 Jahren unter ADHS, teilte der INCB am Dienstag in Wien mit. Auch in Deutschland werde ADHS immer häufiger festgestellt: Die Zahl der Diagnosen bei den unter 19-Jährigen habe von 2006 bis 2011 um 42 Prozent zugenommen.
Der weltweit starke Anstieg des Gebrauchs der Substanz könnte laut INCB unter anderem auf einen Mangel an genauen Verschreibungsrichtlinien zurückzuführen sein, teilte der INCB mit. Auch deutschen Kindern und Jugendlichen werden bei psychischen Problemen immer öfter Antipsychotika verschrieben - häufig ohne dass die Medikamente dafür zugelassen sind.
ADHS-Symptome treten in den unterschiedlichsten Ausprägungen auf. Methylphenidat kann eingesetzt werden, um die Betroffenen ruhiger zu machen und ihre Aufmerksamkeit zu steigern. Häufig wird die Gabe von Medikamenten mit einer Psychotherapie kombiniert.
Insgesamt registrierte der Drogenkontrollrat einen weiteren Anstieg von psychoaktiven Substanzen. Binnen eines Jahres sei die Zahl dieser Stoffe von 348 auf 388 gestiegen. "Das Ausmaß des weltweiten Gebrauch dieser Stoffe veranschaulicht die Dynamik des Drogenproblems", heißt es in dem Bericht.
INCB überwacht die Einhaltung der Drogenkontrollabkommen der Uno. Der Kontrollrat soll die Verwendung von Chemikalien zur illegalen Herstellung von Drogen verhindern, aber auch eine angemessene Versorgung für Medizin und Forschung ermöglichen.