Ehec-Infektionen Verwirrung um "Alarmstufe 1"

Bakterienforschung: Suche nach dem gefährlichen Keim
Foto: dapdOsnabrück - Immer mehr Menschen in Deutschland stecken sich mit dem Ehec-Erreger an. Auch die europäischen Nachbarländer bereiten sich inzwischen auf die gefährliche Krankheit vor. Das "Europäische Zentrum für Krankheitsbekämpfung" in Stockholm teilt mit: Eine rasche Identifizierung von Erkrankten, die nach Deutschland gereist wären, sei "essentiell", um die Ausbreitung von Ehec einzudämmen.
Doch nicht alle Maßnahmen, die nun angekündigt werden, kann die EU umsetzen: Die EU könnte wegen der Ehec-Epidemie in Deutschland europaweit "die Alarmstufe 1 ausrufen", zitiert die "Neue Osnabrücker Zeitung" den Vorsitzenden des Ausschusses für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im EU-Parlament, Jo Leinen (SPD). Bei der "Alarmstufe 1" würden alle Mitgliedsländer Maßnahmen zum Schutz ihrer Bevölkerungen einleiten, schreibt die Zeitung. Hunderte Medien zitieren die Meldung inzwischen.
Behörden jedoch zeigen sich überrascht: "Die EU-Kommission hat keine Alarmierungsstufe ausgerufen", erklärte das Bundesgesundheitsministerium gegenüber SPIEGEL ONLINE. Eine entsprechende Alarmskala sei unbekannt. Auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und das Robert-Koch-Institut wussten auf Nachfrage nichts von einem Alarm. Im Gegensatz etwa zur Pandemie-Skala der Weltgesundheitsorganisation WHO gebe es in der EU keine Alarmstufen für Krankheiten.
"Im Rahmen des üblichen Informationsaustausches"
Bei der EU sei einzig ein "internes Informationsystem" für die Überwachung von Krankheiten in Kraft, das sogenannte EWRS: Die dreistufige Skala zeigt an, wie dringend Informationen verbreitet werden müssen. Stufe 1 sei dabei die niedrigste Kategorie. Diese Stufe 1 habe er gemeint, sagte SPD-Experte Jo Leinen nun auf Anfrage: "Alarmstufe 1 bedeutet, dass die Nachbarländer über die Krankheit informiert worden sind", erläutert Leinen. Kein Extremszenario, also, sondern Routine.
Gestern habe es ein EWRS-Treffen gegeben, berichtet das Bundesgesundheitsministerium. "Zur Zeit bewegt sich alles im Rahmen des üblichen Informationsaustausches", sagt ein Sprecher.
Inzwischen meinen Forscher, eine erste Infektionsquelle für den gefährlichen Durchfallerreger Ehec nachgewiesen zu haben: Am Hamburger Hygieneinstitut wurden die Bakterien an Salatgurken gefunden. Drei der vier untersuchten Proben stammten aus Spanien.