Ehec-Seuche Acht Antworten auf die Verunsicherung

Universitätsklinik Hamburg: Immer neue Ehec-Fälle
Foto: Sean Gallup/ Getty ImagesHamburg - Die Zahl der Ehec-Infizierten steigt bundesweit weiter:
- Mehr als 1200 Fälle hat das zuständige Robert-Koch-Institut bis zu diesem Freitag gemeldet.
- 520 Menschen sind am hämolytisch-urämischen Syndrom (Hus) erkrankt, das zu bleibenden Schäden an Nieren und Gehirn führen kann.
- 18 Todesfälle in Deutschland werden mit den Bakterien in Verbindung gebracht.
- Auch in anderen europäischen Länder gibt es Infektionsfälle - die meisten Betroffenen hatten sich kurz zuvor in Norddeutschland aufgehalten.
Wissenschaftlern ist es inzwischen immerhin gelungen, das Erbgut des Erregerstamms zu entziffern. "Dieser Keim hat alle heimtückischen Eigenschaften, um sich im Darm zu verhaften, ihn maximal zu entzünden, und er produziert zusätzlich Toxine, die Hus und die schweren neurologischen Nebenwirkungen verursachen", sagt der Direktor der Kieler Klinik für Innere Medizin, Stefan Schreiber.
Woher der Erreger kommt, ist aber noch immer nicht geklärt - sein Ursprung wird in Deutschland vermutet. Dies ergibt sich laut dem Mikrobiologen Lothar Beutin vom Bundesinstitut für Risikobewertung aus den Fallzahlen und der Herkunft der Fälle. Das Zentrum ist demnach der Hamburger Raum. "Entweder ist die Quelle noch nicht versiegt, oder es ist eine Mensch-zu-Mensch-Ansteckung wie bei einem Schneeballsystem im Gange", sagt Beutin.
Die Frage, ob der Mensch Hauptüberträger des Darmkeims ist oder auch Tiere wie Rinder ihn mit ihren Ausscheidungen übertragen, beschäftigt auch den Ehec-Experten Helge Karch vom Universitätsklinikum Münster. Experten untersuchen derzeit, wie der grassierende Stamm in "Biofilmen" überlebt - also Schleimschichten oder Belägen auf festen Oberflächen wie Waschbecken oder Bottichen. "Vielleicht hilft das auch bei der Suche nach Infektionsquellen", sagt Karch.
Internationale Gemüse-Krise
Um die Frage, wer derzeit überhaupt noch Gurken isst oder Gemüse importiert, ist mittlerweile ein heftiger internationaler Streit entbrannt: Russland, das schon seit Montag die Einfuhr von Gemüse aus Spanien und Deutschland verbietet, hat diese Vorschrift nun auf die gesamte EU ausgeweitet. Das Land bezieht 30 bis 40 Prozent seines Obstes und Gemüses aus der EU. "Wir werden unser Volk nicht vergiften", wetterte Regierungschef Wladimir Putin.
Für die europäischen Gemüsebauern und Händler ist der wirtschaftliche Schaden schon jetzt enorm. Spanische Bauernverbände beziffern die Verluste für Landwirte auf 200 Millionen Euro pro Woche. Der Schaden dürfte noch zunehmen.
Spanische Gemüseproduzenten haben massive Vorwürfe gegen die Hamburger Behörden gerichtet. Es gebe erhebliche Zweifel, ob bei der Entnahme von Proben zum Nachweis des Ehec-Erregers durch die Hamburger Gesundheitsbehörde die notwendige Sorgfalt aufgewendet worden sei, sagten Vertreter der spanischen Firma Frunet und eines Ökobauern-Verbandes. So seien keine ordnungsgemäßen B-Proben entnommen worden. Gurken der gleichen Charge hätten nachweislich keine Ehec-Bakterien enthalten, vor Ort entnommenen Proben seien negativ. Sie drohten rechtliche Schritte an.
Auch wegen all der Streitereien und widersprüchlichen Informationen nimmt die Verunsicherung in der deutschen Bevölkerung zu.
Wie weit sind die Mediziner bei ihrer Suche nach der Herkunft des Erregers, was kann man jetzt noch essen, und wie werden Erkrankte therapiert? Antworten auf die wichtigsten Fragen im Überblick:
Woher stammt der Erreger?
Die derzeit grassierende Variante des Darmkeims Ehec ist laut Weltgesundheitsorganisation schon länger bekannt. Der ziemlich seltene Erregerstamm ist demnach beim Menschen schon vorher aufgetreten, allerdings hat er sich bislang nicht so weit verbreitet.
Das bestätigt auch das Universitätsklinikum Münster, das das entschlüsselte Erbgut des Ausbruchsstamms am Donnerstag präsentiert hatte. Es handelt sich demnach um den Ehec-Erreger O104:H4. Er trägt Erbgutmerkmale zweier Bakterienstämme in sich - eines in Europa bekannten Typs sowie eines Bakteriums, das in Zentralafrika blutige Darmentzündungen verursacht.
Die genetische Neukombination begünstigt laut Medizinern zum Beispiel das Anheften der Bakterien an die Darmzellen. Damit bleiben die Keime länger im Darm - und können dort auch länger Schaden anrichten. Der Keim ist zudem gegen mehrere Antibiotika resistent.
Nachdem das Erbgut des Erregers entschlüsselt wurde, sind Experten optimistisch, bald Hinweise zur Verhinderung weiterer Infektionen zu erhalten.
Wo dieser Bakterienstamm entstanden ist, ist unklar - und wohl auch schwer zu klären. Mikroben sind in der Lage, Teile ihres Erbguts auszutauschen. So können sich beispielsweise Resistenzen gegen Antibiotika unter Bakterien verbreiten. Auch O104:H4 ist gegen mehrere Mittel unempfindlich.
Wieso ist es so schwer, die Infektionsquelle zu finden?
Die Quelle der Epidemie ist weiter unklar. Nach wie vor steht Rohkost im Verdacht. Das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) hatte zu Beginn des Ausbruchs mehrere Expertenteams losgeschickt, die Ehec-Patienten in Hamburg befragten, was sie wann und wo gegessen hatten. Dabei zeigte sich, dass die Erkrankten im Vergleich zu gesunden Vergleichspersonen deutlich mehr rohes Gemüse und Salat verzehrt hatten.
Der Verdacht, der Ehec-Erreger sei mit Salatgurken aus Spanien nach Deutschland eingeschleppt worden, bestätigte sich nach genauen Laboranalysen jedoch nicht. Die Gurken waren zwar mit Ehec-Keimen belastet, aber mit einem anderen Stamm. Aber obgleich die positiv getesteten Gurken nicht Quelle der aktuellen Ehec-Epidemie sind, stellen sie laut dem Hamburger Hygiene-Institut trotzdem eine Gesundheitsgefahr dar, und ihre Erreger können Erkrankungen hervorrufen. Die Behörden testen weiter auch andere Lebensmittel, Bodenproben und Trinkwasser.
Doch ob sie so die Quelle des Erregers finden werden, ist unklar. Auch bei früheren, weniger schlimmen Ehec-Ausbrüchen konnte die Quelle meist nicht eindeutig identifiziert werden. Im Verdacht standen früher meist Hackfleisch und Produkte aus Rohmilch. "Das Problem ist, dass kein Nahrungsmittel ausgeklammert werden kann. Ausnahme sind die, die vorher entsprechend erhitzt worden sind", sagt Klaus-Dieter Zastrow, Chefarzt für Hygiene an den Vivantes-Kliniken Berlin. Das heißt: Was mindestens zehn Minuten lang über 70 Grad erhitzt wurde, ist ungefährlich. Deshalb können Suppen, gekochtes Gemüse und gebratenes Fleisch, aber auch Kaffee oder Tee vom Verdacht ausgenommen werden. Zastrow warnt aber: Eine wichtige Übertragungsquelle für alle Seuchen ist immer Wasser.
Was darf ich noch essen?
"Im Moment kann sich jeder selbst schützen", sagt der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hesel. Nach wie vor empfehlen die Behörden, bei der Lebensmittelhygiene besonders aufmerksam zu sein. Das bedeutet: Man sollte alle frischen Lebensmittel gründlich waschen und sich nach der Zubereitung der Mahlzeiten und vor dem Essen die Hände ebenfalls gründlich waschen. Gleiches gilt für die verwendeten Kochutensilien.
Italienische Wissenschaftler vom EU-Referenzlabor für E-Coli-Bakterien in Rom meldeten am Freitagabend: Tests hätten ergeben, dass kontaminiertes Gemüse nicht der Grund für die massenhaften Ehec-Infektionen sei. Auf Anfrage stellte das Labor klar: Es hatte die in Hamburg positiv getesteten Gurken-Proben erneut untersucht - und den Ehec-Stamm O104:H4 ebenfalls nicht darauf entdeckt.
Da die Infektionsquelle weiter unklar ist, halten die deutschen Behörden ihre Warnung vor rohem Gemüse aufrecht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt weiter, vorsorglich Tomaten, Blattsalate und Gurken zu meiden. Das gilt insbesondere für in Norddeutschland erhältliche Ware. Zwei neuere Befragungen von Erkrankten und Gesunden haben ergeben: Die mit Ehec Infizierten hatten deutlich häufiger diese Gemüsearten verzehrt.
Wer die Lebensmittel erhitzt - mindestens zehn Minuten bei 70 Grad -, ist auf der sicheren Seite. Diese Prozedur überleben die Ehec-Keime nicht. Auch Tiefkühlkost gilt als unbedenklich.
Weniger Sorgen haben die Behörden bei Milch- und Fleischprodukten: Laut einem Sprecher schließt das Verbraucherministerium diese Nahrungsmittel als Infektionsquelle eher aus. Weil aber bei Ehec-Ausbrüchen in der Vergangenheit mitunter Fleisch und Rohmilchprodukte als Quelle ausfindig gemacht werden konnten, gibt es auch hier keine restlose Sicherheit. Ehec-Ausbrüche in den USA in den achtziger Jahren machten als "Big Mac-Attack" Schlagzeilen, weil die Erreger auch auf Fleisch gefunden wurden.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es zur Zeit?
Unbehandelt kann das hämolytisch-urämische Syndrom (Hus), die schwerste Komplikation bei einer Ehec-Infektion, zu Nierenversagen, bleibenden Hirnschäden und sogar zum Tod führen.
Die Entwicklung einer geeigneten Therapie ist kompliziert: Der Ehec-Erregertyp O104:H4 ist resistent gegen viele Antibiotika. Eine derartige Therapie bei Ehec-Infektionen ist außerdem problematisch, weil durch das Abtöten der Bakterien verstärkt Giftstoffe freigesetzt werden können, die dem Patienten schaden.
Nach der Erbgut-Entzifferung des Ehec-Bakteriums versuchen Forscher in Münster dennoch, den Keim mit Antibiotika zu bekämpfen. Laut einem Sprecher prüfen sie, ob die isolierten Darmkeime dann besonders viel Gift ausschütten, wenn sie mit Antibiotika getötet werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie hat Empfehlungen veröffentlicht, wonach unter bestimmten Voraussetzungen Carbapeneme - Antibiotika mit breitem Wirkungsspektrum - eingesetzt werden können. Auch Experten des Hamburger Universitätsklinikums (UKE) behandeln Patienten in kritischem Zustand mit Antibiotika.
Eine bisherige mögliche Therapie ist die Plasmapherese (Austausch des Blutplasmas), die jedoch nicht bei allen Patienten anschlägt. Für die Behandlung von Ehec-Patienten werden dafür außerdem enorme Mengen Blut benötigt. Das UKE braucht zurzeit täglich etwa 500 Blutplasmaeinheiten und hat zu zusätzlichen Spenden aufgerufen. Normalerweise werden rund 60 Einheiten am Tag verbraucht.
Ärzte an mehreren Kliniken behandeln zudem schwererkrankte Hus-Patienten mit einem Antikörper namens Eculizumab. Das Mittel ist seit 2007 zugelassen und wird in der Regel zur Behandlung einer seltenen Blutkrankheit sowie einer seltenen angeborenen Form des Hus eingesetzt. Nach ersten Einschätzungen der Ärzte scheint der Heilversuch erfolgreich zu verlaufen.
"Wir werden einige Wochen warten müssen, bis wir eine gesicherte Datenlage haben", sagt Rolf Stahl vom UKE, der in der Therapie mit Eculizumab Grund zur Hoffnung sieht. Derzeit stehe im Vordergrund, die Patienten "durch diese schwierige Situation" zu bringen. Hermann Haller von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) betonte: "Es gibt keine Therapie zum jetzigen Zeitpunkt, die alle Patienten schlagartig gesundmacht."
Wie gefährlich ist Ehec nach jetzigem Kenntnisstand?
Eine Ehec-Infektion muss längst nicht immer schwerwiegend verlaufen. In manchen Fällen bekommen die Betroffenen sogar noch nicht einmal etwas von der Erkrankung mit. Mediziner sprechen dann von einem "klinisch unauffälligen" Verlauf.
Problematisch ist es aber, wenn die Patienten das hämolytisch-urämische Syndrom (Hus) entwickeln - mit Blutarmut und Nierenversagen. Dann lässt ein vom Erreger abgesondertes Gift die roten Blutkörperchen der Patienten zerfallen. Auch ein Mangel an Blutplättchen stellt sich ein. Das ist bei diesem Ausbruch bei rund der Hälfte der Ehec-Infizierten der Fall - und damit ungewöhnlich häufig. Die Krankheit wird gegenwärtig mit 18 Todesfällen in Verbindung gebracht.
Warum einige Menschen leicht, andere schwer erkranken, wissen Mediziner noch immer nicht. "Dazu haben wir zu wenig Erfahrung", sagt Hermann Haller, Chef der Nierenfachklinik der MHH. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) liegt die Zahl der Ehec-Fälle seit Anfang Mai bei 1213. 520 Patienten haben Hus entwickelt.
Manche der Hus-Patienten zeigen so schwere Verläufe, dass sie auf der Intensivstation behandelt werden. Bei Nierenversagen müssen Patienten an eine Dialysemaschine zur Blutwäsche angeschlossen werden. In vielen Fällen tauschen Ärzte das Blutplasma der Betroffenen aus - allerdings wissen die Mediziner nicht, welche Erfolgsquote diese Maßnahme hat. "Manche Patienten sprechen darauf an, manche Patienten sprechen verzögert darauf an, manche Patienten sprechen nicht darauf an", sagt Mediziner Haller.
Kliniken wollen nun ein bundesweites Register über Behandlungsergebnisse von Patienten einführen. An der Datenbank beteiligen sich derzeit 15 Krankenhäuser, darunter die Universitätskliniken in Hamburg, Hannover und Kiel. Klar ist: Von der Erkrankung sind nach wie vor vor allem Erwachsene, überwiegend Frauen, betroffen. Bei früheren Hus-Ausbrüchen hatten dagegen nach Angaben des RKI vor allem Kinder das schwere Krankheitsbild entwickelt.
Der Chef des Bundesinstituts für Risikobewertung, Andreas Hensel, warnt vor Panik: "Der Erreger ist zwar ohne Frage sehr gefährlich. Die Hysterie in Deutschland halte ich aber für übertrieben." Er führt einen Vergleich an: Jährlich erkranken 100.000 bis 150.000 Menschen in Deutschland an Lebensmittelinfektionen oder -vergiftungen.
Droht ein Engpass bei Blutkonserven?
Für die Behandlung vieler Patienten mit Hus benötigen die Ärzte große Mengen Blutplasma. Das Plasma muss regelmäßig ausgetauscht und durch sauberes Spenderplasma ersetzt werden. Beim Blutspendedienst Hamburg hat sich deswegen die Nachfrage nach Plasma verzehnfacht. Normalerweise stelle man jeden Tag 60 Beutel pro Tag bereit, erklärte der zuständige Ärztliche Leiter Lutz Schmidt. Derzeit seien es dagegen 600 bis 800. "Jeder Patient braucht 12 bis 15 Plasmen."
Das Problem: Die Tiefkühllager der Blutspendedienste leeren sich schneller als üblich. Kurzfristig bereitet das keine Probleme, wie Friedrich-Ernst Düppe von den DRK Blutspendediensten sagt: "Zu Wochenbeginn waren bei den Blutspendediensten des DRK 112.000 Plasmadosen sofort verfügbar. Daraus lässt sich die aktuelle Patientensituation jederzeit abdecken."
Doch die Dienste müssen nun genügend Spender finden, um die Bestände wieder aufzufüllen. "Wir brauchen frisches Blut", sagt Düppe. Eine gesetzlich verordnete Quarantäne sorgt dafür, dass heute gespendetes Plasma erst in vier Monaten für Patienten zur Verfügung steht. Hintergrund ist eine Vorsichtsmaßnahme: Frische Infektionen mit gefährlichen Krankheiten lassen sich nicht sofort im Blut nachweisen. Deswegen wird es eingefroren, bis vom selben Spender nach frühestens vier Monaten eine weitere Blutprobe ins Labor kommt. Erst wenn auch sie sauber ist, wird das Präparat freigegeben.
Der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Ost erklärte am Freitag, man habe derzeit noch keine Engpässe. "Wir arbeiten bundesweit mit allen DRK-Blutspendediensten zusammen und haben noch ausreichend Reserven", sagte die Sprecherin des DRK Blutspendedienstes für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Kerstin Schweiger. Aber auch sie forderte zu vermehrten Spenden auf: "Wir brauchen im DRK-Bereich Ost 1500 Blutspenden pro Tag, um eine adäquate Patientenversorgung zu gewährleisten."
Eine Verkürzung der viermonatigen Quarantänefrist für Plasma wäre im Prinzip möglich. In die Länge des Zeitraums ist aus wissenschaftlicher Sicht durchaus ein Puffer eingebaut, um auch statistische Ausreißer zu erfassen. Eine Verkürzung wäre eine politische Entscheidung, die zumindest theoretisch mit einem höheren Risiko für Empfänger von Präparaten verbunden wäre. Darauf deutet aktuell nichts hin.
Wie ist die Lage im Lebensmittelhandel?
Das Ehec-Bakterium belastet Supermärkte, Gemüse- und Einzelhändler. "Die Unternehmen spüren die Zurückhaltung", klagte am Freitag ein Sprecher des Handelsverbands Deutschland (HDE) im "Handelsblatt". Die Verbraucher hielten sich beim Kauf von Gurken, Tomaten und Salaten zurück. "Sicherlich haben die Unternehmen Umsatzverluste."
Auch die gemeinnützigen Tafeln in Deutschland nehmen seit Freitag keine der in Verdacht stehenden Lebensmittel mehr an. Mitglieder dürfen gespendete Lebensmittel nur dann annehmen und weiterreichen, wenn deren Sicherheit zweifelsfrei sei.
Der Einzelhandel ist in den vergangenen Jahren immer wieder durch belastete Lebensmittel, wie zuletzt der Fund von Dioxin in Eiern, Hühner- und Schweinefleisch, unter Druck geraten. Die Situation sei jetzt aber noch schlimmer, weil es Tote gab, sagt der HDE-Sprecher. Viele Lebensmittelunternehmen verfügen zum Teil über eigene Labors und arbeiten eng mit den Behörden zusammen.
Entgegen ursprünglicher Warnungen hat sich herausgestellt, dass Salatgurken aus Spanien nicht die Ursache für die lebensgefährlichen Infektionen waren. Doch die Warnungen der Behörden haben die Verbraucher bereits so nachhaltig verunsichert, dass sie sich beim Kauf massiv zurückhalten.
Der Tiefkühl-Anbieter Iglo sieht sich gar als Gewinner der Ehec-Krise: "Unsere Handelspartner ordern seit dem Beginn der Diskussion spürbar mehr von unseren tiefgefrorenen Gemüseprodukten. Dies ist aktuell auch schon in den Verbraucherumsätzen erkennbar", sagte ein Sprecher dem "Handelsblatt".
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband stellt bisher keine grundlegenden Veränderungen im Verhalten der Gäste fest. "Vereinzelt verzichten die Gäste in den Restaurants auf die Salatbeilage oder essen gekochte Gerichte anstelle von Salaten", sagt Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. Einige Betriebe hätten Zertifikate ihrer Lieferanten ausgehängt, dass die frischen Waren frei von Ehec-Keimen seien. Andere böten statt Salaten nun Suppen an.
Wo finde ich schnelle Hilfe im Verdachtsfall?
Auf der Web-Seite des Robert-Koch-Instituts gibt es Informationen zum aktuellen Stand der Infektion.
Wichtig ist vor allem eines: Patienten mit blutigem Durchfall sollten umgehend einen Arzt aufsuchen. Er kann Stuhlproben analysieren und so herausfinden, ob tatsächlich eine Ehec-Infektion vorliegt - und dann die weitere Behandlung auf den Weg bringen.
Wer einen Ehec-Fall in der eigenen Familie oder Wohngemeinschaft hat, kommt um alkoholische Desinfektionsmittel nicht herum. Auch Flächen, die mit Körperflüssigkeiten des Kranken in Berührung gekommen sind, müssen sofort gründlich gesäubert und gegebenenfalls mit Desinfektionsmittel behandelt werden, rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Die Behörde hat ein Merkblatt für den Schutz vor Infektionen zusammengestellt.
Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat Hygienetipps gesammelt - unter anderem mit Hinweisen zum richtigen Händewaschen.
Das Bundesgesundheitsministerium hat ein Ehec-Bürgertelefon eingerichtet, das allerdings nur zu den üblichen Bürozeiten besetzt ist. Unter der Nummer 01805 - 99 66 01 finden Interessierte von Montag bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr Rat, Freitag bis 12 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten bleibt ihnen natürlich die Homepage des Aigner-Ministeriums . In dem vom Ministerium geförderten Forum des aid infodienstes können außerdem Ehec-Fragen diskutiert werden, auch mit Unterstützung von Fachleuten .