Nordrhein-Westfalen Ehepaar schwer an Covid-19 erkrankt - Ursprung unbekannt

In NRW ist ein Ehepaar an Covid-19 erkrankt. Die beiden nahmen trotz Beschwerden noch an einer Karnevalssitzung teil. Auch in Baden-Württemberg gibt es zwei weitere Fälle, darunter ein Mitarbeiter der Uniklinik Tübingen.
Heinsberg: Ein Hinweis "Die Schule bleibt heute geschlossen, Der Schulleiter" am Eingang eines Gymnasiums

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Foto: Jonas Güttler/ dpa

Im Kreis Heinsberg hat sich ein Ehepaar mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Der Mann leidet an einer schweren Lungenentzündung und muss beatmet werden, die Frau hat ebenfalls eine Lungenentzündung entwickelt. Das Paar hat zwei schulpflichtige Kinder, die bislang jedoch noch keine Beschwerden zeigen. Tests der beiden stehen noch aus. Sie befinden sich mit ihrer Großmutter unter häuslicher Quarantäne.

Der Fall des Mannes war bereits am Dienstagabend bekannt geworden, sein Zustand ist kritisch. Am Mittwochmittag bestätigten die Behörden auf einer Pressekonferenz, dass sich auch seine Frau infiziert hat. Der Mann leidet unter einer Vorerkrankung.

Auch in Baden-Württemberg gibt es zwei weitere bestätigte Fälle, wie die Universitätsklinik Tübingen am Mittwoch mitteilte. Am Dienstagabend war bereits bekannt geworden, dass sich ein Mann aus dem Kreis Göppingen mit dem Virus infiziert hat. Er war am Sonntagnachmittag von einer Reise nach Mailand zurückgekehrt, wo er sich vermutlich mit Sars-CoV-2 angesteckt hat.

Die jetzt Betroffenen sind die 24-jährige Reisebegleitung des Mannes aus dem Kreis Göppingen sowie ihr 60-jähriger Vater. Beide werden am Uniklinikum Tübingen behandelt. Der infizierte 60-Jährige arbeitet dort als Oberarzt in der Pathologie. Bei einer einstündigen Sitzung hatte er Kontakt zu mehr als zehn weiteren Oberärzten, die von der Klinik nach Hause geschickt wurden und im regelmäßigen Austausch mit dem Gesundheitsamt stehen. Dazu zählt unter anderem auch der Chef der Chirurgie.

Infizierte Frau ist Erzieherin

Bei dem Ehepaar aus NRW ist noch nicht klar, wo es sich angesteckt hat. Ein erster Verdacht - ein Geschäftspartner - bestätigte sich nicht, wie bei einer Pressekonferenz erklärt wurde. Kritisch ist, dass der Mann bereits seit mehr als zehn Tagen unter Beschwerden litt und am öffentlichen Leben teilnahm. Das Paar besuchte unter anderem eine Karnevalssitzung, auf der sich auch ein Stabsoffizier der Bundeswehr befand.

Der Spieß wurde anschließend positiv auf das Virus getestet. Nach bisherigem Stand hatte er jedoch keinen Kontakt zu den Crews der Flugbereitschaft der Bundeswehr, die für den Transport von Politikern zuständig sind und aktuell sowohl Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) als auch Außenminister Heiko Maas (SPD) befördert haben. Beide Politiker wurden über den Vorfall informiert.

Im Hinblick auf das infizierte Ehepaar in NRW ist außerdem heikel, dass die Frau als Erzieherin arbeitet. Die Kinder der betroffenen Einrichtung wurden dazu aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Aktuell werden Tests durchgeführt, von den Kindern wurden Rachenabstriche genommen. Die Ergebnisse sollen morgen vorliegen. Bislang sind bei Kindern jedoch nur leichte Krankheitsverläufe bekannt.

Das Ehepaar hatte in den vergangenen Tagen zudem die Kölner Universitätsklinik und zwei Arztpraxen besucht. Das medizinische Personal sei informiert worden, genauso wie Patienten, die möglicherweise Kontakt zu den Infizierten hatten, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Alle Kontaktpersonen stünden für zwei Wochen unter häuslicher Quarantäne.

Bewohner im betroffenen Kreis Heinsberg sind dazu angehalten, bei grippeähnlichen Beschwerden zu Hause zu bleiben und telefonisch den Hausarzt oder das Gesundheitsamt zu informieren. "Wir können nicht garantieren, dass wir die Infektionsketten gekappt kriegen", so Laumann. "Wir bemühen uns aber und werden alles dafür tun."

Der Kreis hat bis einschließlich Montag alle Schulen und Kindergärten geschlossen. Darüber hinaus wurde die Bevölkerung über allgemeine Hygienemaßnahmen informiert. Experten raten dazu, sich zum Schutz vor einer Ansteckung regelmäßig die Hände zu waschen. Das Robert Koch-Institut entsendet zur Unterstützung zwei Personen nach NRW.

Ziel sei jetzt, Infektionsketten zu unterbrechen, sagte der Heinsberger Landrat Stephan Pusch (CDU). "Ich denke, dass die Menschen Vertrauen darin haben, dass wir das Menschenmögliche versuchen, um den Ausbruch unter Kontrolle zu bekommen", so Pusch. "Ob das am Ende des Tages gelingen wird, das ist eine andere Frage. Aber keinem ist geholfen, zum jetzigen Zeitpunkt in Panik zu verfallen."

irb/mgb
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