Geburt Wehen dauern heute länger als vor 50 Jahren

Mutter, Kind und Hebamme in den sechziger Jahren: Dauer der Geburt hat sich verändert
Foto: CorbisZehn bis zwölf Stunden - ungefähr so lange dauert die erste Phase der Geburt, wobei es von Frau zu Frau große Unterschiede gibt. Gerade beim ersten Kind vergeht mehr Zeit, bevor sich der Muttermund weit geöffnet hat, so dass das Baby zur Welt kommen kann. Und wie US-Forscher berichten, hat sich diese sogenannte Eröffnungsphase in den vergangenen Jahrzehnten generell verlängert.
Die Wissenschaftler um Katherine Laughon vom National Institute of Child Health and Human Development verglichen Geburtsdaten von 1959 bis 1966 mit Zahlen aus den Jahren 2002 bis 2008. Dabei betrachteten sie nur Geburten, bei denen die Wehen von selbst eingesetzt hatten, Mehrlingsgeburten wurden nicht mitgezählt. Ihrer Analyse zufolge dauert die Eröffnungsphase bei Erstgebärenden heutzutage 2,6 Stunden länger, bei Frauen die ihr zweites oder drittes Kind bekommen sind es zwei Stunden.
Zum Teil können Laughon und Kollegen die Differenz erklären: Die Mütter sind heute im Schnitt älter - knapp 27 Jahre anstatt gut 24 und sie wiegen mehr (BMI 29.9 statt 26.3), wie das Team im "American Journal of Obstetrics & Gynecology" berichtet. Auch die Neugeborenen bringen heute im Schnitt mehr auf die Waage als in den sechziger Jahren. "Aber selbst wenn wir diese demographischen Veränderungen mit in Betracht ziehen, dauern die Wehen länger", sagt Laughon.
Wahrscheinlich spiele die Periduralanästhesie (PDA) eine Rolle dabei. Sie verlängere die Wehenphase um 40 bis 90 Minuten und werde heute deutlich öfter angewendet als in den sechziger Jahren, schreiben die Forscher. In den USA nehmen demnach rund 55 Prozent der Frauen eine PDA, in den sechziger Jahren waren es lediglich vier Prozent. Deutlich mehr Gebärende erhielten heutzutage Oxytocin, um die Geburt einzuleiten. Die Zahl der Kaiserschnitte sei zudem von 12 auf 31 Prozent gestiegen - in Deutschland ist der Anteil der Sectio-Geburten ähnlich hoch.
Die Forscher befürchten, dass beide Maßnahmen zu früh angesetzt werden könnten, weil die Ärzte noch Standardzeiten im Kopf haben, die in den sechziger Jahren galten, aber heute überholt sind.