Fehlende Krankenversicherung
Forscher beklagen 45.000 Todesfälle in den USA
In den USA sterben jährlich 45.000 Menschen an den Folgen einer fehlenden Krankenversicherung. Mediziner erklären dies mit der schlechteren gesundheitlichen Versorgung der Betroffenen. Die Studie stützt die Reformpläne von Präsident Barack Obama, der eine staatliche Krankenkasse einführen will.
Notaufnahme eines Hospitals in Houston (Texas, Juli 2009): Schlechtere gesundheitliche Versorgung für Unversicherte
Foto: REUTERS
Washington - Ist Gesundheit Privatsache? Oder soll es für jeden Amerikaner eine Krankenversicherung geben? Bereits seit Wochen
tobt in den USA ein heftiger Streit um die Reform des Gesundheitswesens, die Präsident Barack Obama unbedingt durchsetzen will. In den USA besitzen 46 Millionen Bürger keinerlei Krankenversicherung.
Eine neue Studie der Harvard University dürfte Obamas Plänen Rückenwind verleihen. Demnach sterben in den USA jedes Jahr 45.000 Menschen, weil sie nicht versichert sind und keine gute ärztliche Behandlung bekommen. "Wir verlieren mehr Amerikaner, weil wir nichts tun, als durch Morde und Alkohol am Steuer zusammen", sagte David Himmelstein von der Harvard Medical School.
Bei guter medizinischer Behandlung seien diese Todesfälle aber vermeidbar, schreiben die Mediziner
im Fachblatt "American Journal of Public Health". Nichtversicherte besäßen ein höheres Risiko, an den Komplikationen beispielsweise von Diabetes oder Herzkrankheiten zu sterben.
Die Zahl von 45.000 Toten ist 2,5-mal höher als eine Schätzung des Washingtoner Instituts für Medizin aus dem Jahre 2002. Die Forscher hatten damals die jährlichen Todesfälle von Patienten, die aufgrund einer fehlenden Krankenversicherung nicht oder nur unzureichend behandelt wurden, mit rund 18.000 beziffert.
Teure Gesundheitsversorgung
Die neue Studie basiert auf Daten von amerikanischen Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter. Die Untersuchten hatten von 1986 bis 1994 an einem Programm teilgenommen, in dem sie ausführliche Fragen zu ihrem sozialen Status und ihrer gesundheitlichen Verfassung beantworteten. Im Jahr 2000 wurde überprüft, welcher der Teilnehmer gestorben war.
Die Autoren führen den rasanten Anstieg der jährlichen Todesfälle im Vergleich zu früheren Studien auf die höhere Zahl an Unversicherten und die schlechtere gesundheitliche Versorgung von Benachteiligten zurück. Im Jahr 2007 gab es in den USA 45,7 Millionen Unversicherte, 2008 stieg die Zahl auf 46,3 Millionen. Insgesamt sterben in den USA jährlich etwa 2,4 Millionen Menschen.
Die Denkfabrik National Center for Policy Analysis, die auf dem Gesundheitsmarkt für einen freien Wettbewerb plädiert, kritisierte die Studie. Die Forscher hätten das Todesrisiko überbewertet und nicht berücksichtigt, wie lange Menschen bereits unversichert waren.
Auch die Republikaner lehnen die Reformpläne von Obama ab, weil sie aus ihrer Sicht enorme Kosten für den Staat - und damit den Steuerzahler - verursachen würde. Steffie Woolhandler, Mitautorin der Harvard- Studie, sagte: "Jedes andere, hochentwickelte Land bietet eine umfassende, nichtgewinnorientierte Gesundheitsversorgung. Weil die USA das nicht tun, müssen alle Amerikaner mehr für ihre Gesundheit zahlen - 45.000 mit ihrem Leben."