Gebärmutterhalskrebs HPV-Impfung in Deutschland besonders teuer

Mehr als 500.000 Mädchen haben sich im vergangenen Jahr in Deutschland gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen. Nach SPIEGEL-Informationen liegen die Kosten dafür weit über internationalen Vergleichswerten - weil der Staat nicht mit der Pharmaindustrie über Rabatte verhandelt.
HPV-Impfung in den USA (2007): Die Immunisierung kostet in Deutschland 477 Euro pro Person

HPV-Impfung in den USA (2007): Die Immunisierung kostet in Deutschland 477 Euro pro Person

Foto: John Amis/ ASSOCIATED PRESS

Hamburg - Über den Nutzen der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs wird unter Medizinern noch heftig debattiert. Erstmals werden jetzt aber die Kosten dieser neuen Impfung für Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahre bekannt. Nach SPIEGEL-Informationen gaben die Krankenkassen in Deutschland im vergangenen Jahr für die beiden Impfstoffe Gardasil und Cervarix 244 Millionen Euro aus.

Die Impfung kostet in Deutschland 477 Euro pro Person. Das bedeutet umgerechnet, dass im vergangenen Jahr über 500.000 Mädchen sich gegen Humane Papillomaviren (HPV) haben impfen lassen. Das geht aus dem neuen "Arzneiverordnungsreport 2009" hervor, der kommende Woche in Berlin vorgestellt wird.

Pikant daran: In kaum einem Land ist die HPV-Impfung so teuer wie in Deutschland. In den USA kostet sie umgerechnet nur 257 Euro. Selbst die kleine und wohlhabende Schweiz hat in Verhandlungen mit dem Pharmahersteller Sanofi-Pasteur-MSD eine Preisreduzierung erreicht und zahlt nun für den Impfstoff 244 Euro pro Person. In Deutschland ist es, anders als in anderen Ländern, nicht üblich, über den Preis eines neuen Präparats mit der Pharmaindustrie zu verhandeln.

Die HPV-Impfung ist mittlerweile in vielen Ländern verbreitet. In Deutschland ist sie von der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren empfohlen. Die Stiko schrieb in einem Bericht Anfang August ausdrücklich, es sei nicht ihre Aufgabe, die Kosten zu bewerten. Das müsste etwa das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) übernehmen, das jedoch einen Auftrag vom Bundesministerium für Gesundheit oder dem G-BA braucht.

Vor einigen Wochen waren die Ergebnisse einer groß angelegten Studie zu Nebenwirkungen veröffentlicht worden. Bei Auswertung der Daten von 12.424 gemeldeten Verdachtsfällen auf Nebenwirkungen in den USA zeigte sich: Die Häufigkeit und Schwere von Nebenwirkungen der Impfung liegt in dem Rahmen, der sich bereits bei den Zulassungstests gezeigt hatte.

In etwa sechs Prozent der gemeldeten Verdachtsfälle waren schwerere Nebenwirkungen wie Ohnmachtsanfälle, Blutgerinnsel, starke allergische Reaktionen oder Autoimmunstörungen aufgetreten. Es hatte auch 32 Todesfälle gegeben. Alles in allem sei die Rate der Nebenwirkungen denen anderer Impfstoffe vergleichbar, erklärten die Forscher. Lediglich bei den Ohnmachtsanfällen und bei Blutgerinnseln habe die Rate darüber gelegen.

Anmerkung der Redaktion: In einer älteren Version dieses Artikels war die Statistik zu den Nebenwirkungen unpräzise wiedergegeben. Tatsächlich hat es nicht bei sechs Prozent der Impfungen schwere Nebenwirkungen gegeben. Diese sind vielmehr bei sechs Prozent aller insgesamt gemeldeten Verdachtsfälle aufgetreten.

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