Studie aus Großbritannien Coronavariante B.1.1.7 ist tödlicher als das ursprüngliche Virus

Ansteckender als das herkömmliche Coronavirus ist sie ohnehin. Jetzt zeigt eine britische Untersuchung mit knapp 110.000 Corona-Infizierten: Die Mutante B.1.1.7 ist auch tödlicher – wahrscheinlich um mehr als 60 Prozent.
Personal in einem schottischen Krankenhaus

Personal in einem schottischen Krankenhaus

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Jeff J Mitchell / Getty Images

Seit einigen Monaten breiten sich neue Coronavirusvarianten aus, die Anlass zur Sorge geben. Eine davon ist B.1.1.7, die zuerst in Großbritannien nachgewiesen wurde. Seit Ende Dezember ist sie für einen Großteil der neuen Coronavirus-Infektionen im Land verantwortlich. Auch in Deutschland steigt der Anteil der B.1.1.7-Infektionen kontinuierlich. Am 3. März berichtete  das Robert Koch-Institut, dass diese Mutante in rund 46 Prozent aller untersuchten Coronaproben nachgewiesen wurde.

Zunächst weckte B.1.1.7 Sorgen, weil diese Virusvariante offensichtlich ansteckender ist, sich also schwerer eindämmen lässt. Ob sich auch der Krankheitsverlauf ändert, konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht sofort beantworten. Jetzt aber liefert eine große Studie klare Hinweise, dass die Mutante auch tödlicher ist.

Das Team um Robert Challen von der University of Exeter verglich für die im Fachblatt »BMJ«  veröffentlichte Studie die Daten von knapp 110.000 Menschen. Diese hatten allesamt in der Zeit von Oktober 2020 bis Januar 2021 eine Coronavirus-Infektion, die per PCR-Test bestätigt worden war. Die Teilnehmenden waren mindestens 30 Jahre alt und hatten die Diagnose beim sogenannten »Community-Testing« erhalten. Sie waren also nicht schon in einem Krankenhaus, weil sie bereits schwere Symptome hatten. Der weit überwiegende Teil der Teilnehmenden war jünger als 60 Jahre. Es handelte sich also insgesamt um eine Gruppe mit einem vergleichsweise niedrigen Risiko, im Falle einer Coronavirus-Infektion an Covid-19 zu sterben.

Per PCR lässt sich zwar nicht eindeutig bestimmen, welche Virusmutante vorliegt, aber B.1.1.7 gibt dort ein sehr charakteristisches Signal, das das Team als Grundlage nutzte, um die Patientinnen und Patienten entsprechend zuzuordnen.

Risiko um 64 Prozent erhöht

Für ihre Datenauswertung bildeten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den vielen Corona-Infizierten Paare, von denen je eine Person sich mit B.1.1.7 infiziert hatte und die andere mit einer der herkömmlichen zirkulierenden Coronavirus-Varianten. Davon abgesehen waren sie sich so ähnlich wie möglich in Bezug auf Alter, sozioökonomischen Status, Erkrankungszeitpunkt und Wohnort. Weil die Coronapandemie in Großbritannien in dieser Zeit einige Kliniken ans Limit oder darüber hinaus brachte, waren die letzten beiden Punkte wichtig. Denn es ist davon auszugehen, dass in den besonders schweren Wochen viele Behandlungen nicht mehr optimal verlaufen konnten. Knapp 55.000 Paare wurden so gebildet und verglichen.

Von jenen, die mit einer herkömmlichen Sars-CoV-2-Variante zu kämpfen hatten, starben in einem Zeitraum von vier Wochen nach der Diagnose 2,4 von 1000. Bei denen, die mit B.1.1.7 infiziert waren, waren es 4,1 von 1000. Das Risiko, an den Folgen der Infektion zu sterben, ist laut der Forschergruppe also um etwa 64 Prozent gestiegen, beziehungsweise in einem Bereich von 32 bis 104 Prozent.

Wie sich das Risiko für Hochrisikopatienten und -patientinnen verändert, kann diese Studie nicht beantworten. Ebenso lässt sich noch nicht sagen, warum die Variante nicht nur ansteckender ist, sondern offenbar auch das Risiko eines tödlichen Verlaufs erhöht.

wbr
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