H7N9 Auch Übertragung von Mensch zu Mensch möglich

Frau mit Gesichtsmarke in Peking: Angst vor Infektion
Foto: WANG ZHAO/ AFPPeking - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vermutet eine Übertragung der Vogelgrippe H7N9 von Mensch zu Mensch in "seltenen Fällen". WHO-Sprecher Gregory Hartl erklärte, man untersuche derzeit die Fälle von drei Familien in Shanghai und zwei jungen Kindern in Peking als mögliche Beispiele für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Aber selbst wenn zwei Mitglieder einer Familie erkrankt seien, sei es möglich, dass sie sich beim selben Vogel angesteckt hätten, so Hartl.
Vor rund drei Wochen hatten chinesische Behörden erstmals von Infektionen mit dem neuen Stamm der Vogelgrippe berichtet. Laut Zählung der WHO infizierten sich mindestens 87 Menschen mit dem Virus, 17 von ihnen starben. Täglich werden weitere Infizierte gemeldet. Bislang schien es aber so, als ob es nur Infektionen von Tier zu Mensch gegeben habe. Mit dieser Absolutheit lässt sich das nun nicht mehr sagen.
"Bislang ist es aber ein Tiervirus, das in wenigen Fällen auf Menschen überspringt", sagte WHO-Vertreter Michael O'Leary in Peking. Die WHO gehe nicht davon aus, dass es eine größere Übertragung zwischen Menschen gebe. "Es ist nicht untypisch für diese Art von Viren, dass es in einigen wenigen Fällen auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch gibt." Der Forscher Feng Zijian vom Chinese Center for Disease Control and Prevention hatte allerdings erklärt, geschätzte 40 Prozent der Infizierten erinnerten sich nicht daran, dass sie in Kontakt mit Geflügel gekommen waren.
Experten sollen eine Woche bleiben
Ein internationales Expertenteam der WHO ist derzeit in China. Zu der Gruppe gehören insgesamt 15 Wissenschaftler, von denen fünf von der chinesischen Gesundheitsbehörden stammten, wie O'Leary sagte. Außerdem seien Experten aus Europa, den USA, Australien und Hongkong darunter sowie fünf Wissenschaftler der WHO. Die chinesische Regierung habe eine Route für das Team vorbereitet. Es soll eine Woche in China bleiben, und unter anderem Labore, Krankenhäuser und betroffene Regionen besuchen.
Bereits vor der Ankunft der Experten hatte die WHO den Umgang Chinas mit dem neuen Vogelgrippevirus gelobt. Chinesische Behörden seien nach den Erfahrungen mit der Atemweg-Seuche Sars vor zehn Jahren viel besser vorbereitet, urteilte WHO-Vertreter Henk Bekedam. "Allem voran gibt es heute ein System, das bei ersten Symptomen Patienten auf den Erreger testet."
Sars habe auch geholfen, 2005 ein internationales Gesundheitsabkommen mit China und anderen Nachbarländern zu vereinbaren, ergänzte Bekedam. Es verpflichtet Regierungen, Infektionen mitzuteilen. Es weitet auch die Befugnisse der WHO aus, eigene Berater zu schicken. Die chinesische Regierung habe seitdem massiv in den Ausbau eines Überwachungssystems für den Ausbruch von Infektionskrankheiten investiert, berichtet der WHO-Vertreter. "Ich bin sehr ermutigt von der Reaktion auf H7N9", sagte Bekedam.
Vor zehn Jahren hatten chinesische Behörden den Sars-Ausbruch erst öffentlich bestätigt, als bereits Dutzende Patienten an dem Erreger gestorben und allein in der Hauptstadt Peking Hunderte infiziert waren. Weltweit starben mehr als 800 Menschen an der gefährlichen Lungenkrankheit, 8000 infizierten sich. Mit der neuen Vogelgrippe geht China nun anders um. Nahezu täglich berichten chinesische Behörden von der Sachlage.