Drohende Gesundheitsschäden EU führt neue Grenzwerte für Blei in Lebensmitteln ein

Blei schadet – und das schon in geringsten Mengen: In der EU gelten ab sofort neue Grenzwerte für das Schwermetall in vielen Lebensmitteln. Sie sollen vor allem Kleinkinder, aber auch Erwachsene schützen.
Vor allem bei Kindern kann sich Blei im Körper anreichern

Vor allem bei Kindern kann sich Blei im Körper anreichern

Foto: Family Veldman / iStockphoto / Getty Images

Um unter anderem vor Krebs zu schützen, hat die EU  die zulässige Menge an Blei in einer Vielzahl von Lebensmitteln weiter begrenzt. Die strengeren oder neuen Höchstgehalte gelten ab Montag unter anderem für Säuglingsnahrung, Gewürze, Weine und Salz. Künftig ist etwa in den meisten Salzsorten nur noch ein Höchstgehalt von 1 Milligramm je Kilogramm erlaubt, der Wert lag davor bei 2 Milligramm pro Kilogramm. Für Weine wird er ab der Ernte 2022 von 0,15 auf 0,1 Milligramm je Kilogramm abgesenkt. Ab Dienstag gelten zudem neue Cadmium-Grenzwerte für etliche Obst-, Gemüse- und Getreidesorten sowie Ölsaaten.

»Im Rahmen des europäischen Krebsbekämpfungsplans haben wir uns verpflichtet, den Gehalt karzinogener Inhaltsstoffe weiter zu verringern«, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides zum Inkrafttreten der neuen Regeln.

Anlass waren auch wissenschaftliche Gutachten, laut denen es keinen Schwellenwert gibt, unterhalb dessen gesundheitliche Schäden durch Blei in Lebensmitteln ausgeschlossen werden können. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit äußerte sich bereits 2010 besorgt darüber, dass die derzeit aufgenommenen Mengen des Schwermetalls aus der Ernährung die neurologische Entwicklung von Föten, Kleinkindern und Kindern beeinträchtigen könnten.

Aus Abgasen auf Früchte und Blätter

Blei gelangt dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zufolge  hauptsächlich über Industrieabgase in die Luft und kann sich als bleihaltiger Staub auf der Oberfläche von Früchten und Blättern niederschlagen. Über pflanzliches Futter kann sich das Schwermetall außerdem in tierischen Lebensmitteln anreichern.

Vergleichsweise hohe Bleigehalte wurden in der Vergangenheit unter anderem in Algen, Fisch, Meeresfrüchten und Nahrungsergänzungsmitteln nachgewiesen. Laut Bundesumweltministerium können aber auch gering belastete Lebensmittel wie Getreideprodukte oder Gemüse einen nennenswerten Anteil zur Bleiaufnahme beitragen, da sie in großen Mengen verzehrt werden.

Kinder nehmen rund die Hälfte, Erwachsene rund ein Zehntel des Bleis aus dem Magen-Darm-Trakt in den Körper auf. Das Schwermetall gelangt über die Blutbahn unter anderem zum Nervensystem, zu den Nieren und zur Leber. Daneben lagert es sich in Knochen und Zähnen ab und wird nur langsam wieder ausgeschieden. Neben einer wahrscheinlich krebserregenden Wirkung kann Blei unter anderem der Entwicklung des Nervensystems bei Kleinkindern, aber auch den Nieren und dem Herz-Kreislauf-System von Erwachsenen schaden.

Der europäische Plan zur Krebsbekämpfung wurde im Februar vorgestellt und sieht neben den neuen Grenzwerten noch etliche andere Maßnahmen vor. Dazu gehören beispielsweise ein EU-Krebsvorsorgeprogramm und ein EU-weites Netz von Krebszentren.

irb/dpa
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