

Frauenförderung Warum Forscherinnen so oft unsichtbar bleiben
Liebe Leserin, lieber Leser,
wer als Ärztin eine wissenschaftliche Karriere machen will, benötigt nicht nur eine gute Stelle, ein attraktives Forschungsgebiet und Publikationen in hochrangigen Fachzeitschriften.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist auch, wie häufig die eigenen Veröffentlichungen von anderen Wissenschaftlern zitiert werden. Die Forschung kann noch so gut sein – wenn sie nicht wahrgenommen und gewürdigt wird, sinkt ihre Bedeutung.
Wer selten zitiert wird, bleibt unsichtbar. Gute Stellenangebote sind dann rar, und die Vorträge vor großem Publikum halten andere – die danach noch häufiger zitiert werden.
Wie viel seltener Publikationen von Wissenschaftlerinnen tatsächlich zitiert werden, haben jetzt Paula Chatterjee und Rachel Werner von der University of Pennsylvania anhand von mehr als 5000 Forschungsarbeiten aus fünf hochrangigen medizinischen Fachzeitschriften untersucht. Artikel mit einer Erstautorin (diejenige, die meist den Hauptanteil der Untersuchungen durchführt hat) wurden im Mittel nur 36-mal zitiert – gegenüber 54-mal, wenn der Erstautor ein Mann war.
Bei Artikeln mit einer Hauptautorin (meist eine Forschungsgruppenleiterin, die die Arbeit beaufsichtigt hat) sah es kaum besser aus; dort betrug das Verhältnis 37 zu 51. Am seltensten wurden solche Artikel zitiert, bei denen Frauen sowohl Erst- als auch Hauptautorinnen waren.
Die Gründe für dieses Ungleichgewicht können schwerlich in einer mangelnden Qualität der Forschungsergebnisse liegen; denn von den fünf ausgewerteten Fachzeitschriften wird nur gute Wissenschaft akzeptiert. Eine mögliche Erklärung: Offenbar sorgen Frauen weniger aktiv als Männer dafür, sichtbar zu werden.
Forscherinnen verfügen noch immer über kleinere soziale Netzwerke, sodass die Wirkung ihrer Publikationen seltener auf Plattformen wie Twitter – das zu einem wichtigen Marktplatz für Forschungsergebnisse geworden ist – verstärkt wird. Zudem zitieren sich Frauen weniger häufig selbst .
Die Untersuchung zeigt, dass es nicht reicht, in der Wissenschaft eine Frauenquote einzuführen. Wer echte Chancengleichheit will, muss Frauen viel umfassender fördern – und sie darin unterstützen, sichtbarer zu werden.
Herzlich
Ihre Veronika Hackenbroch
Abstract
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