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Knochenersatz: Neuer Unterkiefer aus Titan

Foto: Layerwise

Knochenersatz Frau erhält neuen Unterkiefer aus 3D-Drucker

Belgische Chirurgen haben einer 83-jährigen Patientin einen neuen Unterkiefer aus Titan und Keramik eingesetzt. Die Prothese wurde mit einem 3D-Drucker hergestellt - eine Technik, die Mediziner inzwischen immer öfter einsetzen.

3D-Drucker haben sich in der Industrie schon lange durchgesetzt. Vor allem beim sogenannten Rapid Prototyping, also der Herstellung erster Prototypen eines neuen Produkts, nutzen viele Firmen die Drucker, die dreidimensionale Körper Schicht für Schicht aufbauen. Zum Einsatz kommen dabei Kunststoffe, aber auch Metallpulver, das mit einem Laserstrahl punktuell geschmolzen wird und sich so zu einem Objekt verbindet.

Mit dieser Methode haben Techniker aus den Niederlanden nun den vollständigen Unterkiefer für eine 83-jährige Frau hergestellt. Sie litt unter einer chronischen Entzündung des Kiefers - so beschlossen die Mediziner, das Knochengewebe durch eine Titankonstruktion zu ersetzen. Produziert wurde der Unterkiefer von der Firma Layerwise.

Die Techniker nutzten Titanpulver, das mit einem Laserstrahl erhitzt wurde. Der 3D-Drucker hat eine hohe Präzision. Ein Millimeter Höhe des Materials beseht aus 33 feinen Schichten, wie Ruben Wauthle von Layerwise gegenüber der BBC-Webseite erklärte. Anschließend sei der Titankörper mit einer Biokeramik überzogen worden.

"Die neue Behandlungsmethode ist eine Weltpremiere", erklärte Jules Poukens von der Universität Hasselt in Belgien. Nach seiner Aussage wurde erstmals der Unterkiefer eines Patienten vollständig durch ein Implantat ersetzt. Es enthalte Hohlräume, an denen die Muskeln befestigt würden und Aussparungen für die Nerven.

Die Operation, bei der der künstliche Unterkiefer eingesetzt wurde, habe vier Stunden gedauert. "Kurz nach dem Aufwachen aus der Narkose sprach die Patientin bereits einige Worte", sagte Poukens. Am Tag danach habe sie normal schlucken können.

Knochenstücke werden schon seit einiger Zeit mit 3D-Druckern hergestellt. Manche dieser Ersatzknochen sind sogar abbaubar - sie werden somit nach und nach durch natürliches Knochengewebe ersetzt. Aber auch Weichteile, etwa im Gesicht oder am Ohr, die nach Unfällen oder Operationen ersetzt werden müssen, werden immer häufiger mit 3D-Druckern hergestellt. Statt aus Titan bestehen diese dann beispielsweise aus Silikon. Künftig wollen Mediziner sogar ganze Organe mit 3D-Druckern produzieren.

hda

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