Langzeitstudie Schokolade kann vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen

Schokolade kann nicht nur dick machen und die Zähne schädigen - sondern auch das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko senken. Das ergab eine Langzeitstudie mit mehr als 19.000 Patienten. Der segensreiche Effekt verlangt allerdings nach einer großen Portion Selbstdisziplin.
Süße Osterhasen: Schokolade kann schützen - wenn sie in kleinen Mengen genossen wird

Süße Osterhasen: Schokolade kann schützen - wenn sie in kleinen Mengen genossen wird

Foto: ddp

Gesundheitsbedenken gegen Ostereier und andere Produkte aus Schokolade sind nur angebracht, wenn große Mengen davon verschlungen werden: In Maßen genossen senkt vor allem dunkle Schokolade den Blutdruck. Auch das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko kann teils deutlich sinken. Das haben deutsche Ernährungswissenschaftler bei einer achtjährigen Studie mit 19.357 Menschen im Alter von 35 bis 65 Jahren herausgefunden.

Wer täglich 7,5 Gramm Schokolade gegessen hatte, besaß demnach einen niedrigeren Blutdruck. Das Herzinfarktrisiko sei um 39 Prozent niedriger gewesen als bei Personen mit einer Tagesration von 1,7 Gramm, schreiben die Forscher um Brian Buijsse vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam im Fachblatt "European Heart Journal" . Mancher Schokofreund dürfte 7,5 Gramm allerdings als fast homöopathische Dosis begreifen: Sie entspricht etwa einem bis zwei Stück aus einer üblichen Tafel.

"Von den Personen, die am wenigsten Schokolade zu sich nahmen, erlitten 219 pro 10.000 einen Herzinfarkt oder Schlaganfall", sagte Buijsse. "Würde diese Testgruppe ihren Schokoladenverbrauch um sechs Gramm pro Tag steigern, ließe sich die Anzahl von Herzinfarkten und Schlaganfällen über einen Zeitraum von zirka zehn Jahren um 85 verringern. Überträgt man das um 39 Prozent geringere Risiko auf die Gesamtheit der Bevölkerung, könnte die Zahl der vermeidbaren Herzinfarkte und Schlaganfälle sogar noch höher sein, da das absolute Risiko in der Gesamtheit der Bevölkerung größer ist."

Die Wissenschaftler warnen aber vor falschen Schlüssen: Kleine Mengen Schokolade dürften Herzkrankheiten vorbeugen - doch nur, wenn das Kakaoprodukt andere energiereiche Nahrungsmittel wie Snacks ersetzt und das Körpergewicht stabil bleibt. Denn Übergewicht oder gar Fettleibigkeit lassen das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko wieder steigen.

Risiken teils stark reduziert

Die Forscher hatten 19.357 Teilnehmer über Ernährung, Lebensstil und Gesundheit sowie ihren Schokoladekonsum befragt. Eine Untergruppe von 1568 Personen gab Auskunft, ob sie weiße, helle oder dunkle Schokolade gegessen hat. Die Befragten wurden nach der Menge ihrer täglichen Schokoladenration in vier Gruppen eingeteilt. Über die acht Jahre wurden 166 Herzinfarkte und 136 Schlaganfälle registriert. Dabei reduzierte sich bei der Gruppe mit dem höchsten Schokoladenkonsum im Vergleich mit der Gruppe der Kostverächter das Risiko eines Herzinfarkts um ein Drittel und das eines Schlaganfalls um die Hälfte.

Verantwortlich für die gesundheitsfördernde Wirkung der Schokolade dürfte nach Meinung der Wissenschaftler Flavanol sein. Diese Substanz aus dem Kakao fördert die Durchblutung. "Flavanol verbessert die Verfügbarkeit von Stickstoffmonoxid in der inneren Wand der Blutgefäße", erklärt Buijsse. Das Gas führe zur Entspannung und zum Weiten der geschmeidigen Muskelzellen der Blutgefäße, was den Blutdruck senke. Gleichzeitig sorge es dafür, dass das Blut weniger klebrig sei.

Generell weisen volksgesundheitliche Studien darauf hin, dass der regelmäßige Verzehr von Kakaoprodukten mit einem verminderten Risiko für Erkrankungen der Blutgefäße einhergeht. Erst im August 2009 hatten Forscher berichtet, dass moderater Schokoladenkonsum auch noch nach einem Herzinfarkt positive Wirkung haben kann.

mbe/ddp
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