Milzbrand US-Ethiker grübeln über Impfstoff-Test an Kindern

Es ist ein Dilemma: Falls es einen Anschlag mit Milzbrand-Erregern geben sollte, wissen Ärzte nicht, welche Impfdosis Kinder zum Schutz benötigen. Aber sollte man deshalb das Serum an Kindern testen? Die US-Bioethik-Kommission hat einen Vorschlag ausgearbeitet, wie man das Problem angehen könnte.
Impfung (Archivbild): Unter welchem Umständen sind Studien mit Kindern möglich?

Impfung (Archivbild): Unter welchem Umständen sind Studien mit Kindern möglich?

Foto: Ralf Hirschberger/ picture alliance / dpa

Die USA wollen im Falle eines Anschlags mit Milzbrand-Bakterien gewappnet sein. Dazu zählt, dass Impfstoffe vorhanden sind, mit denen die Bevölkerung zügig gegen die Erreger immunisiert werden kann. Außerdem würden in einem solchen Fall Antibiotika verteilt, die bei der auch als Anthrax bezeichneten Infektion helfen.

Mit einem entsprechenden Impfstoff gibt es schon Erfahrungswerte: Rund 2,9 Millionen US-Bürger haben ihn bereits erhalten, berichtet die britische BBC. Hauptsächlich hätten US-Soldaten, die im Irak im Einsatz waren, ihn als Vorsichtsmaßnahme bekommen.

Doch Ärzte wissen nicht, welche Impfstoffdosis für Kinder optimal ist. Um das zu ermitteln, müsste man ihn bei Kindern testen. 2011 schlug das National Biodefense Science Board eine solche Studie vor.

Beim Durchspielen eines Szenarios, in dem ein Bioterrorismus-Anschlag mit Milzbrand-Erregern San Francisco trifft, hatte man damit gerechnet, dass acht Millionen Menschen betroffen sein würden - fast ein Viertel davon Kinder.

Deshalb hat sich die Bioethik-Kommission von US-Präsident Barack Obama nun mit diesem Fall  auseinandergesetzt. Kurz zusammengefasst kommt das Gremium zum Schluss: Bevor diese Impfstoff-Studie ethisch vertretbar sei, müssten noch viele Schritte unternommen werden.

Kinder müssten direkt profitieren

Denn es ist unwahrscheinlich, dass die teilnehmenden Kinder direkt von der Untersuchung profitieren würden - da solch ein Bioterrorismus-Anschlag zum Glück ebenfalls als sehr unwahrscheinlich eingestuft wird.

Dass Kinder aber bei medizinischen Studien mitmachen und dabei Risiken ausgesetzt werden, ohne dass sie direkt profitieren, ist nicht vertretbar. Während Erwachsene in der Lage sind, so etwas zu durchdenken und die persönlichen Risiken fürs Wohl der Gemeinheit eventuell in Kauf zu nehmen, könnten Kinder so eine Entscheidung nicht treffen.

Eine Milzbrand-Impfstoff-Studie mit Kindern durchzuführen, sei nur möglich, wenn die Risiken minimal sind. "Minimal" bedeutet nach Angaben des Gremiums: Nicht größer als die Risiken, die ein gesundes Kind etwa bei einer medizinischen Kontrolluntersuchung eingehe. Gemeint ist damit etwa der leichte Schmerz beim Geben einer Spritze oder Blutabnehmen.

Des Weiteren schlagen die Ethiker vor, den Impfstoff zuerst bei jungen Erwachsenen zu testen. Sei das Risiko dort minimal, könnte es eine Studie mit Jugendlichen geben - und wenn es dort keine Probleme gebe, sei eine der Voraussetzungen erfüllt, ihn auch bei jüngeren Kindern zu testen.

Falls eine Studie mit minimalem Risiko unmöglich sei, müssten Forscher dies schlüssig darlegen können - und eine Untersuchung vorschlagen, die nur sehr geringere weitere Risiken beinhalte, schreiben die Bioethiker. Auf keinen Fall dürfte die Gesundheit der teilnehmenden Kinder gefährdet werden.

wbr
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