Experimentelles Mittel Ema prüft Zulassung der Corona-Pille Molnupiravir

Pillen des noch experimentellen Covid-19-Medikaments Molnupiravir
Foto: Merck & Co / REUTERSDie Europäische Arzneimittel-Agentur (Ema) prüft die Zulassung eines Corona-Medikaments des US-Pharmakonzerns Merck & Co (MSD). Wie die Agentur am Montag mitteilte, leitete ihr Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) ein fortlaufendes Prüfverfahren für das Medikament Molnupiravir zur Behandlung von erwachsenen Covid-19-Patienten ein. Molnupiravir ist ein antivirales Medikament in Pillenform, das von MSD zusammen mit Ridgeback Biotherapeutics entwickelt wurde.
Vor rund zwei Wochen hatte MSD für das Mittel bereits eine Notfallzulassung in den USA beantragt. Anfang Oktober hatten das Unternehmen und sein Partner Zwischenergebnisse einer Studie veröffentlicht, laut denen Molnupiravir bei infizierten Patienten das Risiko einer Krankenhauseinlieferung oder eines tödlichen Krankheitsverlaufes ungefähr halbiert. Das Mittel wirkt, indem es die Vermehrung der Viren im Körper stört. Ist die Erkrankung schon fortgeschritten, bringen die Pillen keinen Vorteil mehr.
Pille halbiert laut Herstellerangaben Risiko für schweren Verlauf
Einer Pressemitteilung zufolge wurden während einer klinischen Phase-3-Studie mit Molnupiravir die Daten von 775 Personen erhoben, die an verschiedenen Orten der Welt leicht oder mittelschwer an Covid-19 erkrankt waren und mindestens einen Risikofaktor für einen schweren Verlauf aufwiesen. Dazu zählten etwa ein hohes Alter oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Spätestens am fünften Tag nach Beginn der Beschwerden erhielten die Teilnehmenden entweder das Medikament oder ein Placebo.
In der Versuchsgruppe mit 385 Patientinnen und Patienten, die das antivirale Medikament erhielten, wurden 7,3 Prozent ins Krankenhaus eingeliefert. Einen Todesfall gab es nicht. In der Versuchsgruppe mit 377 Erkrankten, die ein Placebo erhielten, kamen 14,1 Prozent der Infizierten ins Krankenhaus oder hatten einen tödlichen Verlauf. Acht Personen starben. Über mögliche Nebenwirkungen des Mittels ist bislang wenig bekannt.
Das jetzt begonnene fortlaufende Prüfverfahren, das sogenannte Rolling-Review-Verfahren, ermöglicht es der Ema, Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Medikamenten oder Impfstoffen zu prüfen, sobald diese verfügbar sind und noch bevor der Hersteller einen vollständigen Zulassungsantrag gestellt hat. Das Vorgehen soll die Prüfung eines später eingereichten Zulassungsantrags beschleunigen. Der Prozess kann dennoch mehrere Monate dauern.
Eine Reihe von Pharmakonzernen arbeitet derzeit an antiviralen Medikamenten gegen Covid-19. Solche Medikamente sollen verhindern, dass Viren in Körperzellen eindringen oder sich dort vermehren. Molnupiravir gilt als besonders vielversprechendes Mittel, da es als Pille eingenommen werden kann und nicht intravenös verabreicht werden muss, wie etwa das bereits von der Ema zugelassene antivirale Medikament Remdesivir. Den besten Schutz vor einem schweren Covid-19-Verlauf liefert nach wie vor die Impfung.