Psychische Probleme durch Coronapandemie »Die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche sind gravierend«

Das Kinderhilfswerk Unicef warnt, dass Corona die Psyche junger Menschen beeinträchtigt – doch auch vor der Pandemie wurde zu wenig für die seelische Gesundheit getan. Die Organisation fordert ein Umdenken.
Präsenzunterricht (Archivbild, April 2020)

Präsenzunterricht (Archivbild, April 2020)

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Bodo Schackow/ dpa

Einer Umfrage des Uno-Kinderhilfswerks Unicef zufolge fühlt sich jeder fünfte Mensch im Alter zwischen 15 und 24 Jahren häufig deprimiert oder hat wenig Interesse, etwas zu unternehmen. Die Organisation befragte Jugendliche und junge Erwachsene in 21 Ländern. In Deutschland gab dies sogar einer von vier der befragten jungen Menschen (24 Prozent) an.

Unicef stellt dabei einen direkten Bezug zu den Auswirkungen der Pandemie her: »Nach den neuesten verfügbaren Daten von Unicef ist weltweit mindestens eines von sieben Kindern direkt von Lockdowns betroffen, während mehr als 1,6 Milliarden Kinder einen gewissen Bildungsverlust erlitten haben.« Die Unterbrechung von Routinen, Bildung und Erholung sowie Sorge um das Familieneinkommen und die Gesundheit hätten bei vielen jungen Menschen Angst, Wut und Sorge um ihre Zukunft zur Folge.

Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore sagte: »Die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche sind gravierend. Gleichzeitig sind sie nur die Spitze des Eisbergs, denn bereits vor der Pandemie litten viel zu viele Kinder an psychischen Belastungen, die unberücksichtigt blieben. Regierungen investieren nicht ausreichend in die mentale Gesundheit, um dem großen Hilfsbedarf gerecht zu werden. Auch dem Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und dem späteren Lebensverlauf wird nicht genügend Bedeutung beigemessen.«

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Stigmata bekämpfen, Aufklärung fördern

Unicef beruft sich auf aktuelle Schätzungen, laut denen jeder siebte junge Mensch zwischen 10 und 19 Jahren mit einer diagnostizierten psychischen Beeinträchtigung oder Störung lebt. Das entspreche 80 Millionen Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren und 86 Millionen Heranwachsenden im Alter von 15 bis 19. Suizid sei in der Altersgruppe zwischen 15 und 19 die vierthäufigste Todesursache nach Verkehrsunfällen, Tuberkulose und Gewalttaten.

In dem Bericht hebt Unicef auch die wirtschaftlichen Nachteile psychischer Erkrankungen hervor. So habe die London School of Economics geschätzt, dass in Volkswirtschaften aufgrund von psychischen Störungen, die bei jungen Menschen zu Behinderungen oder zum Tod führen, Schäden von fast 390 Milliarden US-Dollar pro Jahr entstehen.

Die Organisation fordert mehr Investitionen in die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Außerdem müssten »das Schweigen über psychische Erkrankungen gebrochen, Stigmata bekämpft und Aufklärung im Bereich der psychischen Gesundheit gefördert werden«.

wbr/dpa
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