Riss des Syndesmosebandes Die Ballack-Verletzung
Eine winzige Sehne versetzt Deutschland in Aufregung: Das Syndesmoseband von Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack ist gerissen. Das Band verbindet das Schienbein und das Wadenbein im oberen Sprunggelenk. Das Foul von Kevin-Prince Boateng habe Ballacks Sprunggelenk verdreht, wodurch Schienbein und Wadenbein auseinandergedrückt wurden, sagt der Sportorthopäde Ingo Tusk von den Frankfurter Rotkreuz-Kliniken, der als Fifa-Arzt bei der WM 2006 war. Dabei sei das Syndesmoseband gerissen.
"Das ist ein unglaublich wichtiges Band für die Stabilität des oberen Sprunggelenks", sagt Tusk. Ohne die Sehne sei Sport nicht möglich, dem Gelenk fehlt der Halt. Zudem wären die Schmerzen unerträglich: Beim Gehen würden Schienbein und Wadenbein auseinander gedrückt, was extrem schmerzhaft wäre, erläutert Klaus Völker, Leiter des Instituts für Sportmedizin an der Universität Münster.
Eine Vorschädigung des Bands von Michael Ballack sei unwahrscheinlich, sagt Tusk: "Das Foul ist absolut erklärend für so eine Verletzung." Aufgrund der Kraftwirkung reißen laut Tusk sogar oft zwei Bänder gleichzeitig, das beeinflusse aber die Heilungszeit nicht: "Bänder heilen in rund sechs Wochen." Ein Training nutze nur bedingt etwas gegen Bänderrisse: "Wenn man die falsche Bewegung macht, kann auch ein trainierter Muskel das Band nicht halten."
Bei solch einer Verletzung müsse das Gelenk rund sechs Wochen lang stabilisiert werden. Frühestens acht Wochen nach dem Unfall könne ein Verletzter mit dem Training beginnen.
Der Cast, eine Art Gips, den Ballack nun tragen müsse, werde alles ruhig stellen, sagt Völker. "Man kann nicht viel mehr tun als Warten. Vom Ruhigstellen steift das Gelenk schnell ein, deshalb muss man ganz schnell auch wieder funktionell belasten", sagte Völker.
Das Wort Syndesmose stammt aus dem Griechischen, es ist eine Zusammensetzung der Begriffe "syn" (zusammen) und "desmos" (Band). Die Syndesmose gehört zu den bindegewebigen Knochenverbindungen (Articulationes fibrosae). Sie ist auch zwischen Schien- und Wadenbein und im Unterarm zwischen Elle und Speiche zu finden.