Seit Dienstag ist klar: der Winter-Shutdown wird verlängert, die Schulen bleiben auch nach den Weihnachtsferien vorerst geschlossen. Schülerinnen, Schüler und Eltern schauen mit Sorgen auf die Folgen.
Ines Weber, Vizevorsitzende des Bundeselternrats:
»Die Beschlüsse waren zu erwarten, aber die Eltern sind trotzdem schockiert weil es passt alles nicht zusammen und es bleibt die Unsicherheit. Es ist alles nicht unbedingt im Sinne der Eltern. Es bleibt abzuwarten, ob es was bringt.«
Die Kultusministerinnen und -minister der Länder hatten erst am Montag vereinbart, die Schulen geschlossen zu lassen. Eine Rückkehr in die Klassenräume sei nur möglich, »sollten es die Situationen in den einzelnen Ländern zulassen.« In den Bundesländern zeichnen sich schon jetzt sehr unterschiedliche Regelungen ab.
Für viele Eltern ist die Belastung jetzt groß. Sie müssen die Betreuung ihrer Kinder und das Homeschooling für die kommenden Wochen organisieren.
Ines Weber, Vizevorsitzende des Bundeselternrats:
»Und der Arbeitgeber steht ja auch im Nacken. Also die Gefahr, dass die Arbeit dann darunter leidet bzw. dann später irgendwann die Arbeit verloren geht. Da haben die Eltern auch Angst. (…) Langfristige Planung, das ist das A und O. Es ist im Moment immer mal 14 Tage. jetzt sind es schon mal 3 Wochen. (…) Aber ohne langfristige Planung geht auch bei den Eltern nichts, geht auch bei den Arbeitgebern der Eltern nichts. Es ist nirgendwo eine Planung möglich.«
»Schule und Corona« bleibt ein Reizthema. Epidemiologen warnen wegen der hohen Infektionszahlen vor Schulöffnungen. Die Dachverbände der Kinderärzte und Lehrer fordern hingegen baldigen Präsenzunterricht mit einem besseren Infektionsschutz. Der erste Lockdown hat schon gezeigt: Für viele Kinder und Jugendlichen haben Schulschließungen katastrophale Folgen.
Richard Gamp, Berliner Landesschülersprecher:
»Also besonders in den Bereichen, wo es keine besonders starke soziale Unterstützung durch die Eltern, durch die Familien gibt und in den Bereichen, wo es keine Unterstützung durch die Schulen gibt, weil Lehrer sich ausklinken, weil Schulleitungen nicht hinterherkommen, da gibt es richtig große Probleme. Und da bekommen wir auch das Feedback: Verdammt, das klappt nicht. Genauso im Bereich von Schülern, die sagen, okay, ich kann mich zuhause einfach nicht so richtig konzentrieren, ich kann zuhause nicht arbeiten, ich brauche die Schulumgebung, ich brauche meine Freunde. Da hapert es überall und da fehlen überall wirkliche Lösungen für dieses Problem. Man doktert da ein bisschen dran rum, aber ein durchgehendes Konzept fehlt.«
Ob Homeschooling oder Unterricht im Klassenzimmer – die Bedingungen an den Schulen müssen sich aus Sicht der Betroffenen so oder so ändern:
Richard Gamp, Berliner Landesschülersprecher:
»Es geht um unsere Zukunft an dieser Stelle. Wir verspielen die Zukunft der kommenden Generationen dadurch, dass wir sagen: ja, das wird schon irgendwie gehen. Jeder Schüler, der aus der Schule rauskommt, ist im Moment a) viel zu wenig ausgebildet im Bereich der Digitalisierung und b) braucht er digitale Medien überall in seinem Berufsalltag.«
Die Hoffnung, dass die Pandemie quasi automatisch hier Abhilfe schafft, hat sich nicht erfüllt. Doch da für die Schulen die Länder verantwortlich sind, ist eine großangelegte Schulreform nicht in Sicht.