Diese Schweine oder ihre Nachfahren könnten einmal Menschenleben retten. Wissenschaftler an der LMU in München züchten die Tiere, um herzkranken Menschen, die auf eine Organtransplantation warten, künftig ein längeres Leben ermöglichen zu können.
Eckhard Wolf untersucht mit seinen Kolleginnen und Kollegen am Lehrstuhl für »Molekulare Tierzucht und Biotechnologie«, wie Herztransplantationen von Schwein zu Mensch funktionieren können. »Xenotransplantation« lautet der Fachbegriff.
Eckhard Wolf, Genforscher LMU München
»Unsere Aufgabe dabei ist es, die Spenderschweine genetisch so zu modifizieren, dass ihre Organe nach der Transplantation im Menschen nicht abgestoßen werden. Wir müssen dafür genetische Modifikationen einführen, nämlich drei Schweinegene ausschalten und mindestens zwei menschliche Gene hinzufügen. Das alles läuft in kultivierten Schweinezellen.«
Die Wissenschaftler suchen sich dann diejenigen Zellen heraus, in denen die genetische Modifikation erfolgreich war und nutzen diese Zellen, um daraus nach dem Klonverfahren Embryonen herzustellen.
Eckhard Wolf, Genforscher LMU München
»Diese Embryonen werden dann in der Schweinezuchtanlage in Empfängertiere transferiert, die sie dann austragen. Das heißt, nach 114 bis 116 Tagen kommen die genetisch modifizierten Schweine dann zur Welt.«
Die Nachricht von der ersten Schweineherztransplantation bei einem Menschen ging im Januar um die Welt. Dem Tier wurde das genetisch angepasste Herz entnommen und vier Tage später dem 57 Jahre alten David Bennett, einem Patienten mit einer lebensgefährlichen Herzkrankheit, implantiert. En wissenschaftlicher Durchbruch – bislang erlebten Ärzte und Forscherinnen häufig Rückschläge bei solchen Xenotransplantationen. Doch Bennett, hier am Tag nach der Operation, geht es nach wie vor gut, er beginnt jetzt mit der Reha. Und kann nur hoffen, dass das Herz nicht doch noch vom Körper abgestoßen wird.
Eckhard Wolf, Genforscher LMU München
»Das Spenderschwein, das in den USA verwendet worden ist, war ein geklontes Schwein. Das ist für die routinemäßige klinische Anwendung sicher nicht der richtige Weg, weil das Klonen an sich auch Nebenwirkungen haben kann, die wir vermeiden wollen. Wir werden unsere Spenderschweine auf jeden Fall durch Zucht erstellen, das heißt, wir werden nur die Gründertiere über das Klonen generieren und dann alle weiteren Generationen sozusagen ganz normal durch Zucht erstellen.«
Die Wissenschaftler verwenden hierfür kleine Schweinerassen. Die Größe ihrer Herzen passt besser zum Menschen. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Schweine für einige Viren nicht anfällig sind. Diese Schweine sind etwa drei Monate alt – und haben hier ein vergleichsweise angenehmes Leben.
Eckhard Wolf, Genforscher LMU München
»Unsere Anlage ist zugelassen für das Halten und Züchten von Tieren zu Versuchszwecken. Dort wird den Tieren wesentlich mehr Platz zugestanden als in der ganz normalen landwirtschaftlichen Haltung.«
Tierschützer sehen die wissenschaftliche Schweinezucht trotzdem kritisch.
Kristina Berchtold, Tierschutzverein München
»Egal ob Haustier, sogenanntes Nutztier, Klon oder natürlich geborenes Tier, es ist empfindungsfähig und hat dieselben Bedürfnisse, Ängste und eigentlich auch Rechte. Wir haben als Tierschützer trotzdem Verständnis für jeden, der die Xenotransplantation befürwortet. Aber im Sinne des Tierwohls ist es nicht vertretbar. Und es ist auch eine weitere Möglichkeit für den Menschen, ein Tier auszubeuten und zu missbrauchen.«
Antworten auf ethische Fragen müssen hier wohl erst noch gefunden werden. Während Tierschützer fürchten, dass Tiere zu menschlichen Ersatzteillagern werden, versterben in Deutschland jährlich nach Schätzungen mehrere tausend Menschen, weil es nicht genügend Spenderorgane gibt. Und zur Wahrheit gehört auch: nur gut jeder Dritte in Deutschland hat einen Organspendeausweis.