Seuchenbekämpfung So ist die Lage an der Schweinegrippe-Front

Zu wenig Impfstoff, Organisationspannen, eine verwirrte Bevölkerung: Die Massenimpfung gegen die Schweinegrippe kommt nur stockend voran, die Impfbereitschaft der Deutschen sinkt. SPIEGEL ONLINE beantwortet wichtige Fragen: Wer sollte sich impfen lassen, welche Nebenwirkungen gibt es, nützt eine Hygienemaske?
Von Markus Becker, Cinthia Briseño, Lisa Hemmerich und Jan Hendrik Meier
Schweinegrippe-Impfung: Engpässe überall in Deutschland

Schweinegrippe-Impfung: Engpässe überall in Deutschland

Foto: HEINZ-PETER BADER/ REUTERS

Hamburg - Die Massenimpfung gegen die Schweinegrippe ist nach wie vor umstritten, die Impfbereitschaft der Deutschen wird geringer. Laut einer aktuellen Umfrage hält derzeit nur jeder Vierte eine Schutzimpfung gegen die Schweinegrippe für nötig. Lediglich elf Prozent sind schon geimpft oder würden sich auf jeden Fall impfen lassen, ergab eine Erhebung von Infratest dimap für das ARD-"Morgenmagazin". 14 Prozent gaben an, dass sie sich wahrscheinlich immunisieren lassen werden. 28 Prozent der Befragten aber wollen sich wahrscheinlich nicht, 43 Prozent sogar auf keinen Fall impfen lassen. Die restlichen vier Prozent machten keine Angaben. Im Vergleich zum Oktober sei der Anteil der Impfunwilligen damit von 66 auf 71 Prozent gestiegen, hieß es.

Unter diesen Vorzeichen könnte sogar Thüringens Gesundheitsministerin Heike Taubert (SPD) in gewisser Weise Recht haben: Sie hatte am Donnerstag behauptet, ab Dezember könne sich jeder impfen lassen. "Jeder, der will", hätte sie vielleicht sagen müssen. Denn sollte wirklich nur jeder vierte Deutsche die Immunisierung wünschen, könnten die derzeit verfügbaren Impfstoffmengen trotz aller Engpässe ausreichen.

50 Millionen Dosen des Impfstoffs Pandemrix hatten die Bundesländer bestellt - doch bis Ende November werden voraussichtlich nur 9,3 Millionen, bis Jahresende insgesamt 20 Millionen zur Verfügung stehen. "Diese Zahlen machen schon deutlich, dass nicht jeder geimpft werden kann", hatte Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) festgestellt.

Nach wie vor herrscht große Unsicherheit in der Bevölkerung. Ist eine Impfung wirklich notwendig? Stimmen die Gerüchte über gefährliche Nebenwirkungen? Wer sollte sich impfen lassen, wer kann verzichten? Und selbst wenn man sich die Spritze abholen möchte - wo ist das möglich? SPIEGEL ONLINE gibt Antwort auf die wichtigsten Fragen.

Wer sollte sich impfen lassen?

Unter Experten herrschen unterschiedliche Ansichten darüber, ob die Impfung gegen die Schweinegrippe bei allen Menschen oder nur bei bestimmten Gruppen vorgenommen werden sollte. Die Ständige Impfkommission (Stiko) erklärt in ihrer aktuellen Empfehlung, dass "grundsätzlich alle Bevölkerungsgruppen von einer Impfung gegen die neue, pandemische Influenza A (H1N1) profitieren können".

Die Stiko teilt die Bevölkerung in sieben Gruppen ein, die in dieser Reihenfolge geimpft werden sollten:

  1. 1. Gesundheits- und Pflegepersonal mit Kontakt zu Patienten oder infektiösem Material.
  2. 2. Alle Menschen ab einem Alter von sechs Monaten mit einer Reihe von gefährlichen Vorerkrankungen.
  3. 3. Schwangere, vor allem ab dem vierten Schwangerschaftsmonat.
  4. 4. Kontaktpersonen, die ungeimpfte Risikopersonen der Gruppen 2 und 3 anstecken könnten.
  5. 5. Alle übrigen Personen ab dem Alter von sechs Monaten bis 24 Jahren.
  6. 6. Alle übrigen Personen im Alter von 25 bis 59 Jahren.
  7. 7. Alle übrigen Personen ab 60 Jahre.

Nur für die Gruppen 1 bis 3 empfiehlt die Stiko eine sofortige Impfung. Über die anderen Gruppen werde man sich nur dann erneut äußern, falls "neue Erkenntnisse zur Epidemiologie oder zu den Impfstoffen dies erfordern".

Die Impfung ist für Privatpersonen kostenlos. Zwar werden die Gesamtausgaben für die Kampagne in Deutschland auf 500 Millionen bis eine Milliarde Euro geschätzt. Versicherte zahlen aber keine Gebühr, da sowohl die gesetzlichen als auch die privaten Krankenkassen die Kosten übernehmen.

Welche Nebenwirkung gibt es?

Die Schweinegrippe-Impfung kann stärkere Nebenwirkungen verursachen als die übliche Grippeimpfung. Der Grund ist, dass in dem neuen Impfstoff Pandemrix die Wirkstoffmenge pro Dosis drastisch verringert wurde und beigemischte Substanzen die Reaktion des Immunsystems verstärken. Nur so ist es möglich, sehr viel mehr Impfstoff-Portionen herzustellen als sonst üblich.

Die beigemischten Wirkverstärker (Adjuvanzien) können jedoch unerwünschte Nebeneffekte auslösen. Geimpfte müssen mit Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle rechnen. Auch kann es manchmal zu mehrtägigen Kopf- und Gliederschmerzen kommen, schwere Nebenwirkungen treten nach den bisherigen Erkenntnissen aber nur in seltenen Fällen auf.

Allerdings steht zu befürchten, dass es in den kommenden Wochen einen sprunghaften Anstieg von Meldungen geben wird, die Todesfälle, Fehlgeburten und Krankheiten mit der Schweinegrippe-Impfung in Zusammenhang bringen. Forscher weisen hier auf eine simple Tatsache hin: Wenn sich Millionen Menschen impfen lassen, ist statistisch damit zu rechnen, dass einige von ihnen relativ kurz nach der Impfung sterben oder schwer erkranken - ohne dass die Impfung ursächlich etwas damit zu tun hat. Diese Fälle wären auch so aufgetreten.

Wirkverstärker nach wie vor umstritten

Kritik am Einsatz des Wirkverstärkers im Massenimpfstoff gibt es dennoch. Tatsächlich stammt das Konzept aus den Plänen zur Bekämpfung einer Vogelgrippe-Pandemie. Gegen den Schweinegrippe-Erreger H1N1, der sich grundsätzlich vom Vogelgrippe-Virus H5N1 unterscheidet, ist allerdings ein Vakzin ohne Adjuvans ausreichend. Bei der derzeit laufenden Massenimpfung in den USA etwa kommt kein Wirkverstärker zum Einsatz.

Für die Einschätzung der Sicherheit ist wichtig, wie viele Studiendaten zu einem Impfstoff vorliegen. Da das Mittel Pandemrix der Firma GlaxoSmithKline noch in keinem saisonalen Grippeimpfstoff millionenfach eingesetzt wurde, müssen die Mediziner hier auf Studien an wenigen zehntausend Probanden zurückgreifen. Diese Anzahl ist allerdings nicht ausreichend, um sehr seltene Nebenwirkungen zu erkennen.

Andererseits ist auch der adjuvansfreie Impfstoff Celvapan von der Firma Baxter nicht grundsätzlich besser. Celvapan ist - anders als Pandemrix, bei dem nur Bruchstücke der Grippeviren als Antigen verwendet werden - ein Ganzvirus-Impfstoff, den die Ständige Impfkommission ebenso wenig wie Pandemrix für Schwangere empfiehlt. Schon vor Jahrzehnten wurden Ganzvirusimpfstoffe wegen einer zu hohen Rate an Nebenwirkungen durch Spaltimpfstoffe ersetzt. Außerdem wurde Celvapan insgesamt noch weniger als Pandemrix erprobt.

Sollten Schwangere und Kinder geimpft werden?

Über die Impfung von Schwangeren gehen die Meinungen der Experten auseinander und sind teils widersprüchlich. Die Ständige Impfkommission  rät zwar zur sofortigen Immunisierung von Schwangeren - erklärt aber zugleich, dass für sie nur ein Impfstoff ohne Wirkverstärker (Adjuvans) verwendet werden sollte, der in Deutschland noch gar nicht verfügbar ist. Erst am Mittwoch hat Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus den Ländern die Anschaffung von 150.000 Dosen eines Impfstoffs ohne Adjuvans beschlossen.

Das Robert-Koch-Institut wiederum betont, dass für Schwangere grundsätzlich auch eine Impfung mit dem Massenimpfstoff Pandemrix in Frage komme. Dies solle jedoch mit dem Arzt abgewogen werden.

Rat des BVKJ: Kinder schnellstmöglich impfen

Bei Kindern haben Mediziner ihre ursprünglichen Vorbehalte zum Teil zurückgenommen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) empfiehlt seit Anfang November, auch Kinder unter drei Jahren gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen - und schloss sich damit der Ständigen Impfkommission an.

Inzwischen drängt der BVKJ sogar offensiv dazu, Kinder schnellstmöglich zu immunisieren: "Man müsste Kinder gemeinsam mit systemrelevanten Gruppen vorziehen", forderte BVKJ-Präsident Wolfram Hartmann in der "Leipziger Volkszeitung". "Denn sie besuchen fast alle Gemeinschaftseinrichtungen." Die Impfstrategie der Bundesregierung sei "medizinisch unzureichend, weil die Infektionen bevorzugt von Kindern ausgehen".

Wie schützt man sich und andere am besten?

Die Schweinegrippe liegt in der Luft - das ist nicht nur eine Metapher. Der wahrscheinlichste Weg einer Ansteckung ist die sogenannte Tröpfcheninfektion: Beim Ausatmen, Niesen und Schnäuzen bläst man das Virus, das sich in den Atemwegen einnistet, in die Umgebung. Das geschieht zum Teil in mikroskopisch kleinen Mengen, so dass schon im Gespräch mit einer Person bei geringem Abstand eine Ansteckung möglich ist.

Das Virus überlebt aber auch einige Zeit außerhalb des Körpers. Fachleute gehen davon aus, dass das H1N1-Virus bei einer Temperatur von 20 Grad Celsius für etwa zwei bis acht Stunden unversehrt bleibt. In einer feuchten Umgebung verlängert sich die Zeit auf bis zu vier Tage. Und in der Kälte, vor allem bei Minusgraden, ist das Virus fast unsterblich. Man kann sich etwa anstecken, indem man Infizierten die Hand schüttelt oder Gegenstände anfasst, die Infizierte berührt haben. Wischt man sich danach durchs eigene Gesicht, hat es der Erreger in seinen neuen Wirt geschafft. Dieser Übertragungsweg heißt Schmierinfektion.

Experten geben deshalb folgende Tipps:

  • Händewaschen: Es ist die einfachste Maßnahme, wirkt immer, kostet so gut wie nichts und ist garantiert frei von gefährlichen Nebenwirkungen. Wer seine Hände - wohlgemerkt mit Seife - reinigt, reduziert das Risiko für sich selbst und andere.
  • Die Krankheit erkennen: Mit der Grippe kann man andere schon anstecken, wenn die Krankheit bei einem selbst noch gar nicht ausgebrochen ist. Deshalb sollte man schon auf erste Symptome genau achten. Bei einer Grippe sind dies meist plötzliches hohes Fieber, schweres Krankheitsgefühl, Husten und Gliederschmerzen.
  • Hygienisch Husten und Schnäuzen: "Hand vor den Mund" ist zwar ein weit verbreiteter, aber wenig hilfreicher Hinweis. Denn die Viren bleiben an den Händen kleben und wandern von dort aus weiter an den Türgriff, die Haltestange im Bus oder die Hand desjenigen, den man gerade begrüßt hat. Deshalb besser in den Ärmel husten. Beim Naseputzen sollten nur Einmaltaschentücher verwendet und sofort entsorgt werden. Anschließend empfiehlt sich auch hier, sich die Hände zu waschen, um keine Viren zu verbreiten.
  • Abstand halten: Engen Körperkontakt wie Umarmen und Küssen mögen nicht nur Menschen, sondern auch Viren. Deshalb sollte man zu Freunden und Familienmitgliedern besser Abstand halten und in einem separaten Raum schlafen, falls man erkrankt ist. Insbesondere in Küche und Bad ist Sauberkeit wichtig. Auch Massenveranstaltungen, bei denen man mit vielen Menschen auf engstem Raum steht, sollte man möglichst meiden.
  • Regelmäßig lüften: Sind Räume dauerhaft geschlossen, kann die Viren-Konzentration in der Luft stark ansteigen. Wer regelmäßig lüftet, wirkt dem entgegen, verbessert das Raumklima und verhindert so ein Austrocknen der Mund- und Nasenschleimhäute. Denn die sind die erste Verteidigungslinie des Körpers gegen Viren.
  • Zuhause bleiben: Oft verläuft eine Schweinegrippe-Infektion sehr mild. Vielen Infizierten ist nicht einmal klar, dass sie die Krankheit haben. Wer sich aber krank fühlt, sollte nicht zur Arbeit gehen. Denn damit gefährdet man nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die anderer Menschen. Auch der Arbeitgeber hat wenig davon, wenn man sich trotz Krankheit zur Arbeit schleppt. Fällt am Ende die ganze Abteilung aus, wird es erst richtig teuer.
  • Gesund werden: Erkrankt man trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, sollte man Zuhause bleiben, viel trinken und schlafen und sich Ruhe gönnen. Die Viren verlassen unter anderem durch Husten und Schnupfen den Körper, das Immunsystem läuft unter Fieber auf Hochtouren. Das RKI empfiehlt allerdings älteren, chronisch kranken und immungeschwächten Menschen, bei Grippe einen Arzt aufzusuchen.

Über die Wirksamkeit dieser Schutzmaßnahmen herrscht weitgehend Einigkeit. Umstritten ist dagegen der Nutzen von Hygienemasken. "Über ihre Wirksamkeit während einer Pandemie liegen keine ausreichenden Daten vor", erklärt das Robert-Koch-Institut. "Sie sind deshalb nur ergänzend zu erwägen." Da die Hygienemasken - übrigens nicht zu verwechseln mit den unwirksamen Staubmasken aus dem Baumarkt - nicht dicht abschließen, geraten Grippeviren trotzdem in die Luft. Und wer mit ungewaschenen Händen die Maske anlegt, bindet sich die Viren direkt unter die Nase. Zudem müssen die Masken alle paar Stunden gewechselt werden.

Sinnvoller als für Gesunde können die Masken dagegen für Erkrankte sein: Sie können die Menge der Erreger, die beim Ausatmen in die Luft gelangen, verringern.

Wie gefährlich ist die Schweinegrippe?

Die schlechte Nachricht: Das H1N1-Virus ist ungewöhnlich ansteckend und verbreitet sich rasend schnell. Die gute Nachricht: Bisher verläuft die Infektion bei den meisten Menschen mild. In Deutschland werden derzeit 13 Todesfälle mit einer H1N1-Infektion in Verbindung gebracht, weltweit zählte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 1. November rund 6000 Tote - angesichts vieler Millionen Infizierter eine vergleichsweise kleine Zahl. Schon an der normalen saisonalen Influenza sterben jedes Jahr allein in Deutschland Tausende. In guten Jahren sind es üblicherweise weniger als 2000, in schlechten Jahren - wie etwa 1995/96 - bis zu 30.000.

Grippeviren gehören zu den wandlungsfähigsten Krankheitserregern überhaupt. Die Entwicklung gänzlich neuer Typen ist zwar selten, aber extrem gefährlich. Sie findet statt, wenn sich in den Zellen eines Organismus die Erbgutinformationen mehrerer Grippeviren-Typen neu kombinieren. Mediziner befürchten, dass das H1N1-Virus auf diese Weise eine verheerende Pandemie auslösen könnte. Diese Horrorvision ist der Hauptgrund für die Massenimpfungen in zahlreichen Ländern.

Nach einer Inkubationszeit von drei bis vier Tagen setzt das Krankheitsgefühl meist plötzlich ein. Zu den häufigsten Symptomen zählen Fieber und Husten, die Glieder und Muskeln können schmerzen, Atembeschwerden und Ausfluss aus Nase oder Augen können dazukommen. Anders als bei der saisonalen Influenza leidet bei der Schweinegrippe etwa jeder Vierte an Erbrechen oder Durchfall. Im Extremfall kann die Schweinegrippe auch tödlich verlaufen - insbesondere, wenn die Patienten bereits durch andere Krankheiten geschwächt sind.

Allerdings gibt es auch Menschen, an denen die Infektion nahezu spurlos vorbeigeht. Für die Betroffenen ist das angenehm, für deren Umgebung aber nicht ohne Risiko - denn wer sich kaum krank fühlt, bleibt nicht Zuhause und verbreitet das Virus weiter. Wie genau sich die Seuche aber derzeit in Deutschland und global ausbreitet, weiß niemand. Auch Computermodelle haben an dieser Stelle bisher versagt.

Wo kann ich mich in meiner Stadt impfen lassen?

Bundesweit einheitliche Informationen über Impfpraxen gibt es derzeit nicht - hier tritt das Kompetenzgerangel von Bund und Ländern deutlich zutage. Das Bundesgesundheitsministerium hat zwar eine Internetseite mit Informationen über Impfpraxen  erstellt, doch dort gibt es nur Links zu den Internetseiten der Länder, deren Komfort deutlich unterschiedlich ausfällt. Oft muss man relativ lange nach den manchmal kürzeren, manchmal enorm langen Impfpraxen-Listen suchen.

SPIEGEL ONLINE hat die Listen der Länder zusammengetragen:

Schweinegrippe - Impfmöglichkeiten in den Bundesländern

BundeslandImpfmöglichkeitTelefon-Beratung
Baden-WürttembergArztsuche im Netz --
BayernListe der Impfpraxen 089-31560101
BerlinArztsuche im Netz Telefonberatung der Bezirke 
BrandenburgListe der Impfpraxen Liste der Gesundheitsämter 
HamburgListe der Impfstellen 040-428373795
HessenListe der Gesundheitsämter 0180/1030300
Mecklenburg-VorpommernListe der Gesundheitsämter --
NiedersachsenListe der Impfpraxen 0180-1155511
Nordrhein-WestfalenListe der Gesundheitsämter 0180-3100210
Rheinland-PfalzListe der Impfpraxen 06131-165200
SaarlandListe der Impfpraxen 0681-5013694 und 95
SachsenListe der Gesundheitsämter 0351-564-5555
Sachsen-AnhaltListe der Impfpraxen 0391-5377111
Schleswig-HolsteinListe der Impfpraxen 0431-1606666
ThüringenListe der Impfpraxen 0361-37743099

Die Lage in den Bundesländern - Teil 1

Baden-Württemberg: Nach Angaben des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums nimmt die Impfbereitschaft innerhalb der Bevölkerung zu. Vorrang hätten chronisch Kranke. Wie alle Bundesländer, so eine Sprecherin, habe auch Baden-Württemberg zu wenig Impfstoff, weshalb es zu Wartezeiten in den Praxen käme. Allerdings könne man keine allgemein gültige Aussage treffen: In manchen Praxen werde man sofort geimpft, in anderen komme man dagegen auf eine Warteliste, falls man keiner Risikogruppe angehöre.

Insgesamt 6,35 Millionen Dosen hat das Land angefordert, davon habe es aber erst 520.000 erhalten. Um der Knappheit entgegenzuwirken, hat sich das baden-württembergische Gesundheitsministerium eine Strategie ausgedacht: "Wir haben versucht, den Wirkstoff proportional zur Bevölkerungszahl zu verteilen. Das heißt, Großstädte bekommen mehr davon als Landkreise mit wenigen Einwohnern", sagt die Sprecherin. Da derzeit nur Risikopatienten und Schlüsselpersonal geimpft werde, empfehle man dem Rest der Bevölkerung, sich einen Termin für Ende November oder Anfang Dezember zu besorgen.

Bayern: Bayern hat im Juli 7,5 Millionen Impfdosen Pandemrix bestellt. Dem bayerischen Gesundheitsministerium zufolge können damit 30 Prozent der Bevölkerung geimpft werden. 816.000 Dosen sind bis zum 12. November bereits an das Land ausgeliefert worden. Eine Sprecherin des Ministeriums gibt an, alle erhaltenen Impfdosen seien bereits verbraucht, es würden allerdings wöchentlich neue geliefert. Wie groß der Ansturm auf die Praxen ist, wisse man aber nicht. Obwohl Bayern auch der Empfehlung der Ständigen Impfkommission folgt, könnten auch normale Personen bereits geimpft werden.

Berlin: An Berlin sollen insgesamt zwei Millionen Dosen gehen - 168.000 sind bis zum 12. November bereits in der Bundeshauptstadt eingetroffen. Über die Zahl der Geimpften gibt es derzeit keine Angaben. Bisher hat laut den Gesundheitsbehörden keine Arztpraxis gemeldet, dass der Impfstoff ausgegangen sei. Hin und wieder komme es aber vor, dass Menschen, die keiner Risikogruppe angehören, von den Ärzten zunächst nicht geimpft und auf einen späteren Termin vertröstet werden.

Brandenburg: 1,55 Millionen Dosen Pandemrix hat das Land bestellt - 168.000 hat es bisher bekommen. Wie viele Menschen davon Gebrauch gemacht haben, kann die Referatsleiterin für den öffentlichen Gesundheitsdienst nicht sagen. Auch über einen Ansturm auf die Impfpraxen ist dem Landesgesundheitsministerium derzeit nichts bekannt. Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, sei jedoch groß. Seit dem Start der Kampagne Anfang November hat man in Brandenburg zunächst damit begonnen, medizinisches Personal, Feuerwehrleute und Polizisten zu impfen. Am 9. November wurden die Apotheken beliefert, die Impfungen der Risikogruppen bei Hausärzten haben begonnen.

Bremen: Knapp 550.000 Menschen leben in der Hansestadt, davon haben sich nach Angaben der Gesundheitsbehörde etwa 4800 in den ersten zwei Wochen der Impfkampagne immunisieren lassen. Bis zum 12. November seien in den Gesundheitsämtern tausend weitere Impfungen durchgeführt worden. Hinzu kommen nach Angaben von Gesundheitsbehördensprecherin Petra Kodré die Impfungen, die in den 26 Impfpraxen vorgenommen werden. Etwa hundert Menschen würden sich dort täglich immunisieren lassen. Die Gesundheitsbehörde habe derzeit viele telefonische Anfragen von Bürgern, dennoch habe man bisher keine Probleme bei der Verteilung gehabt, auch über Wartezeiten in den Praxen sei bisher nichts bekannt. Geimpft werde jeder, der belegen könne, dass er die Impfung braucht - wie etwa Menschen, die ins Ausland müssen.

Hamburg: In der Hansestadt haben sich bis zum 6. November etwa 24.000 Menschen impfen lassen. Seit dem 26. Oktober wird das Schlüsselpersonal geimpft, seit dem 2. November Menschen mit chronischer Erkrankung. Knapp über eine Millionen Dosen hat Hamburg bestellt, davon 114.500 bisher erhalten. Rico Schmitz, Leiter der Pressestelle der Gesundheitsbehörde, spricht von einem "sehr regen Zulauf und einer erfreulich hohen Bereitschaft, sich impfen zu lassen". Weil die Gesundheitsbehörde anders als bei den Flächenländern die Logistik selbst übernehme, werde es nicht dazu kommen, dass der Impfstoff in manchen Praxen zu Neige gehe.

Hessen: 3,7 Millionen Impfdosen hat Hessen bislang erhalten. Das dortige Gesundheitsministerium hat jedoch noch keine genauen Angaben darüber, wie viele Menschen sich bisher impfen ließen. Wie groß der Ansturm auf die Impfpraxen ist, weiß das Ministerium ebenfalls nicht. Man habe aberein zunehmendes Interesse registriert, berichtet die zuständige Pressesprecherin Ulrike Grzimek. In Hessen dürfen alle Ärzte impfen und bestellen den Wirkstoff bei den Apotheken. Einmal in der Woche bekommen sie ihn geliefert.

Anfänglich sei die Impfaktion nur zögerlich verlaufen, so Grzimek. "Die Ärzte waren froh, wenn sie ihre angebrochenen Impfstoffe nicht wegwerfen mussten." Doch inzwischen könne man die Nachfrage nicht mehr bedienen. Weil in Hessen grundsätzlich jeder geimpft werden kann, könne es vorkommen, dass man bis zu zwei Wochen auf die Spritze warten müsse. Vorrangig erhalten chronisch Kranke einen Termin.

Mecklenburg-Vorpommern: Gesundheitsamtsprecherin Anja Neutzling schätzt, dass 80 bis 90 Prozent der bereits ausgelieferten 112.000 Impfdosen bereits verwendet wurden. Die Impfkampagne habe am 2. November begonnen, doch von der zweiten Woche an sei die Nachfrage drastisch gestiegen. "Teilweise herrscht ein großer Mangel an Impfstoff. In Rostock und Schwerin kann heute und morgen nicht geimpft werden." Derzeit versuche man, zuerst chronisch Kranke zu impfen. Insgesamt haben die Behörden etwas über eine Millionen Impfdosen bestellt.

Die Lage in den Bundesländern - Teil 2

Niedersachsen: Hier setzen die Behörden auf Transparenz, deshalb verweist das Landesgesundheitsamt auf eine eigens eingerichtete Internetseite . Dort führe man eine Liste über die vorhandenen und ausgelieferten Dosen. 524.000 habe man bisher an die Apotheken im Land ausgeliefert. Doch auch in Niedersachsen gibt es keine Statistiken darüber, wie viele Menschen schon geimpft wurden. Lediglich eine Verknappung des Impfstoffs habe man festgestellt, sagt der Sprecher des Landesgesundheitsamts. Viele Apotheken hätten bereits gemeldet, dass sie nur noch wenig Impfstoff zur Verfügung hätten. Auch in Niedersachsen hätten chronisch kranke Patienten zunächst Priorität.

Nordrhein-Westfalen: "Bei den Gesundheitsämtern ist so viel los, dass die Statistik ein wenig in den Hintergrund tritt", sagt Kathrin Rebbe, die Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Elf Millionen Dosen sollen insgesamt kommen, davon hat NRW bisher erst 880.000 erhalten. Dennoch sei nicht klar, wie groß der Ansturm auf die Impfpraxen tatsächlich ist, so Rebbe, weil die Kommunen die Organisation der Impfung übernommen hätten. Engpässe seien dem Ministerium nicht bekannt. Auch NRW gibt bei der Impfung chronisch Kranken den Vortritt, überlässt es aber jedem Arzt, wie er mit dem Verbrauch der Impfdosen umgeht. "Es soll niemand weggeschickt werden", sagt Rebbe. Die Impfungen werden vom Gesundheitsamt sowie von niedergelassenen Ärzten durchgeführt.

Rheinland-Pfalz: 200.000 Impfdosen sind an das Land Rheinland-Pfalz bereits ausgeliefert worden. Diese seien allerdings zunächst an das Schlüsselpersonal verabreicht worden, sagt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Seit Anfang November werde auch die Gesamtbevölkerung geimpft, doch Priorität sollten chronisch Kranke haben. "Wir haben keine Statistik darüber, wie viele bereits geimpft sind", so die Sprecherin, "es besteht aber ein großes Interesse." Das unterscheide sich von Praxis zu Praxis. Manche Ärzte hätten inzwischen spezielle Sprechstunden eingerichtet, vor allem um die Impfdosen im Zehnerpack aufbrauchen zu können.

2,4 Millionen Pandemrix-Dosen hat das Land insgesamt bestellt. Um weitere Engpässe zu vermeiden, appelliert das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium, sich in Geduld zu üben und chronisch Kranken den Vorrang zu geben. Dennoch würden in den Praxen auch die Menschen geimpft, die keiner Risikogruppe angehörten.

Saarland: Das kleinste Bundesland hat 636.000 Dosen Pandemrix bestellt und davon 52.000 bisher erhalten. Bis zum 22. November werden noch insgesamt 40.000 weitere Impfdosen erwartet. Geimpft wurden nach Angaben des Ministerbüros bisher etwa 17.300 Menschen. Auf einzelne Praxen habe es zwar einen Ansturm gegeben, allerdings treffe das nicht flächendeckend auf die Impfpraxen zu. "Wir gehen davon aus, dass die überwiegende Zahl der Praxen mehr Impfstoff benötigt, als ausgeliefert wird", sagt Sibylle Berger, Referentin des Gesundheitsministers.

Sachsen: "Der Ansturm von Praxis zu Praxis ist völlig unterschiedlich", sagt Ralph Schreiber, Sprecher des Gesundheitsministeriums. Es sei nicht bekannt, wie viele Praxen Engpässe hätten. Einige Ärzte seien anfänglich nicht zu Impfungen bereit gewesen, hätten ihre Meinung im Laufe der Zeit jedoch revidiert. Wie viele Menschen in Sachsen bereits geimpft sind, kann das Gesundheitsministerium nicht beziffern. 180.000 Impfdosen seien bisher ausgeliefert worden, 2,6 Millionen neu bestellt. Geimpft werde in den Praxen grundsätzlich jeder, der will - egal zu welchem Personenkreis er gehöre.

Sachsen-Anhalt: Hier sind bis Anfang November nach Angaben des Ministeriums für Gesundheit und Soziales 42.000 Personen geimpft worden. 1,5 Millionen Dosen Pandemrix hat das Land bestellt, 158.000 sind bereits angekommen. Insgesamt 1600 Ärzte verteilen den Stoff an die Gesundheitsämter, Haus- und Fachärzte bieten die Impfung eigenverantwortlich in ihren Praxen an.

"Wir haben weniger Impfdosen bekommen als gedacht", sagt der Pressesprecher des Ministeriums, Holger Paech. Deshalb gebe es in manchen Teilen des Landes eine Diskrepanz zwischen der Zahl der Impfwilligen und den verfügbaren Pandemrix-Mengen. Wie hoch die Differenz ist, wisse man aber nicht. In manchen Praxen würden jedoch Menschen auf einen Termin Ende Dezember vertröstet, weil der Impfstoff ausgegangen sei.

Schleswig-Holstein: 136.000 von 184.000 bisher ausgelieferten Impfdosen haben die Ärzte in Schleswig-Holstein bis zum 12. November verbraucht. Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass die restlichen Dosen noch in dieser Woche verbraucht sein werden. 1,72 Millionen Impfdosen hat das Land für seine rund 2,8 Millionen Einwohner bestellt, etwa 50.000 kommen jetzt wöchentlich als Nachschub. "Gesunde Menschen müssen teilweise bis zu zwei Wochen auf die Impfung warten", sagt Christian Kohl, Sprecher des Gesundheitsministeriums. Im Land gibt es etwa 200 Apotheken, die an der Verteilung des Impfstoffs beteiligt sind. Doch Angaben, wie knapp die Ware ist, hat das Ministerium nicht. "Es gibt definitiv eine Lücke, doch wie groß sie ist, wissen wir nicht", sagt Kohl.

Thüringen: Heinz Fracke vom thüringischen Sozialministerium sagt: "Nur vereinzelt ist der Impfstoff in Praxen ausgegangen." Die Massenimpfung hat am 9. November begonnen, nachdem das Schlüsselpersonal zwei Wochen lang geimpft worden war. Thüringen hat 75.000 der insgesamt 154.000 bereits vorliegenden Dosen für chronisch Kranke reserviert. Es sei aber nicht ausgeschlossen, so Fracke, dass auch andere geimpft würden. Man folge zwar der Empfehlung der Impfkommission, dennoch sei es die Entscheidung des Arztes, wen er impft. Bisher sei alles gut gelaufen. Insgesamt 1,4 Millionen Dosen hat das Land bestellt, jede Woche erhält es eine neue Lieferung.

Mit Material von dpa und ddp
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