Alterungsprozesse Sprachkenntnisse halten Gehirn länger fit

Gehirn eines Alzheimer-Patienten: Fremdsprachen als Prophylaxe?
Foto: CorbisDemenz, Alzheimer - viele Menschen fürchten sich vor dem Verlust ihrer geistigen Fähigkeiten im Alter. In der Tat gelten Erkrankungen des Gehirns als eine der größten Herausforderungen für die moderne Medizin. Mit steigender Lebenserwartung könnte die Zahl Betroffener in den kommenden Jahrzehnten regelrecht explodieren.
Forscher der University of Edinburgh haben nun festgestellt, dass Menschen womöglich durch das Lernen einer oder mehrerer Fremdsprachen den Verlust geistiger Fähigkeiten im Alter verlangsamen können. Selbst wenn man eine Sprache erst als Erwachsener lerne, könne der Abbau kognitiver Fertigkeiten gebremst werden, schreiben Thomas Bak und seine Kollegen im Fachblatt "Annals of Neurology" (DOI: 10.1002/ana.24158).
Forscher sind schon seit Längerem davon überzeugt, dass Sprachkenntnisse und eine verzögerte Entwicklung von Demenz im Alter zusammenhängen. Eine der Kernfragen dabei war, ob dies tatsächlich am eigentlichen Spracherwerb liegt oder ob einfach nur Menschen mit besseren kognitiven Fähigkeiten Fremdsprachen lernen.
Für ihre Studie nutzten die Forscher der University of Edinburgh Daten der Lothian Birth Cohort 1936. Zu ihr gehören 835 Menschen des Jahrgangs 1935, deren Muttersprache Englisch ist und die in der Region Edinburgh (Schottland) geboren wurden. Die Probanden wurden im Laufe der Jahre immer wieder befragt und untersucht. Intelligenztests fanden 1947, Anfang der Siebzigerjahre und zwischen 2008 und 2010 statt. 262 der Teilnehmer lernten mindestens eine Fremdsprache, 65 davon erst im Erwachsenenalter.
Die Auswertung ergab, dass die Probanden mit Fremdsprachenkenntnissen signifikant höhere kognitive Fähigkeiten im Alter besaßen, als man erwarten würde, wenn man allein auf die IQ-Tests im Alter von elf Jahren schaut. Den größten Effekt beobachteten die Forscher bei der allgemeinen Intelligenz und beim Lesen - und zwar auch bei all jenen, die erst als Erwachsene eine Sprache erlernt hatten.
"Die Ergebnisse haben eine große Bedeutung", sagt Thomas Bak. Millionen Menschen würden ihre erste Fremdsprache erst später in ihrem Leben lernen. Die Studie zeige, dass Mehrsprachigkeit, auch wenn sie erst im Erwachsenenalter erworben werde, von Nutzen sein könne für das alternde Gehirn.