Suche nach Ehec-Quelle Experten untersuchen Spur in Lübecker Lokal

Ehec-Bakterien: Behörden haben endlich eine neue Spur
Foto: REUTERS/ Manfred Rohde/ HZIWie verbreitet sich das gefährliche Darmbakterium Ehec, mit dem sich seit Anfang Mai mehr als 1200 Menschen in Deutschland infiziert haben? Noch immer lässt sich das nicht mit Sicherheit beantworten. Das Zentrum der Erkrankungen liegt klar in Norddeutschland. Die Behörden empfehlen weiter, insbesondere in dieser Region rohe Tomaten, Gurken und Blattsalate zu vermeiden. Befragungen hatten gezeigt, dass mit Ehec Infizierte diese Gemüse häufiger gegessen hatten als Gesunde, die zur Kontrolle befragt wurden.
Nun haben die Behörden endlich eine neue Spur, die zur Infektionsquelle führen könnte. Laut einem Bericht der "Lübecker Nachrichten" führt sie in ein Restaurant in der Hansestadt. 17 Menschen, die alle zwischen dem 12. und 14. Mai in dem Restaurant gegessen hatten, sollen sich demnach mit Ehec infiziert haben. Darunter seien acht Teilnehmer einer dänischen Reisegruppe gewesen sowie acht Frauen, die ein Seminar in Lübeck besuchten. Eine dieser Frauen sei inzwischen an den Folgen der Infektion gestorben. Sie stammte aus Nordrhein-Westfalen. Ein schwer erkranktes Kind aus Süddeutschland sei ebenfalls in dem Lokal gewesen.
Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sichten die Lieferantenlisten des Lokals - in der Hoffnung, den Auslöser der Epidemie zu finden.
Das Problem bei Ehec: Schon geringe Keimmengen reichen für eine Infektion aus. Die Bakterien sind sehr säureresistent und überstehen daher die Passage durch den Magen gut, wonach sie sich im Darm ansiedeln. Andere Gemüse, die nicht als Infektionsquelle im Verdacht stehen, sollte mindestens 30 Sekunden mit kräftigem Reiben und warmem Wasser gewaschen und gegebenenfalls geschält werden, empfiehlt das RKI. Das Waschen und Schälen verringere die Keimzahl und damit das Infektionsrisiko.
In Mecklenburg-Vorpommern starb eine 80-jährige Patientin aus Thüringen, damit stieg die Zahl der Todesopfer in Deutschland, die mit dem Ehec-Ausbruch in Zusammenhang gebracht werden, auf 18. Nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie deutet sich bei der Erkrankungswelle eine leichte Entspannung an. Nach Angaben des Nierenfacharztes Reinhard Brunkhorst, dem Präsidenten der Fachgesellschaft, steigt die Zahl der Neuinfektionen inzwischen nicht mehr so rasant. Allerdings steigen die Fallzahlen von schweren Komplikationen durch Ehec-Infektionen weiter. 520 Menschen sind seit Anfang am hämolytisch-urämischen Syndrom (Hus) erkrankt, berichtete das RKI am Freitag. Neue Fallzahlen gibt das RKI voraussichtlich am Montag bekannt. Die Nierenfachärzte wollen in einem bundesweiten Register die Behandlungsergebnisse von schwer erkrankten Hus-Patienten zusammenstellen.
USA kontrollieren importiertes Gemüse
Die USA haben aus Angst vor Ehec verstärkte Kontrollen für Gemüse aus Deutschland und Spanien angeordnet. Das US-Seuchenkontrollzentrum CDC teilte derweil mit, dass sich womöglich sechs US-Bürger mit dem Darmkeim infiziert haben. Bei den Verdachtsfällen handele es sich um vier Menschen, die kürzlich von Reisen nach Deutschland zurückgekommen seien, sowie um zwei in Deutschland stationierte US-Soldaten.
Die Nahrungsmittelaufsichtsbehörde FDA verhängte nach eigenen Angaben am Freitag Importkontrollen für alle Lieferungen von Gurken, Tomaten und Salaten aus den beiden Ländern. "Jeglichem Produkt, das sich als verseucht herausstellt, wird die Einfuhr verweigert", erklärte der zuständige FDA-Vertreter David Elder. Er sagte allerdings, dass ohnehin nur 0,2 Prozent der US-Obst- und Gemüseimporte aus Deutschland beziehungsweise Spanien kommen. "Die Versorgung der USA mit Nahrungsmitteln ist nicht in Gefahr." Russland behält seinen Einfuhrstopp für Gemüse aus der Europäischen Union bei.