Texas US-Behörden warnen vor "hirnfressender" Amöbe in Leitungswasser

Weil in der Wasserversorgung einer Stadt in Texas lebensgefährliche Mikroben entdeckt wurden, sollen Anwohner das Leitungswasser vorübergehend nicht benutzen. Ein Junge war an der extrem seltenen Infektion gestorben.

Normalerweise ist die Amöbe Naegleria fowleri ungefährlich. Doch gelangt sie durch die Nase in den menschlichen Körper, endet die Infektion meist tödlich. US-Behörden haben den Erreger nun in der öffentlichen Trinkwasserversorgung im Bundesstaat Texas nachgewiesen. Betroffen waren zunächst acht Gemeinden. Die Anwohner wurden aufgefordert, Leitungswasser nur zum Spülen der Toilette zu benutzen. Behörden teilten mit, das öffentliche Wassersystem werde desinfiziert, gespült und anschließend erneut auf den Erreger hin untersucht.

Die Untersuchung war angeordnet worden, nachdem ein sechsjähriger Junge an den Folgen einer Infektion mit dem Einzeller gestorben war. Ob sich das Kind tatsächlich über Leitungswasser infiziert hat, ist unklar.

Nicht von Mensch zu Mensch übertragbar

Inzwischen gilt die Warnung nur noch für die Stadt Lake Jackson mit knapp 27.000 Einwohnern. Sie könnten das Leitungswasser wieder benutzen, sollten es aber vor dem Trinken abkochen und darauf achten, beim Baden und Duschen kein Wasser in die Nase zu bekommen.

Naegleria fowleri überlebt nur in warmem Süßwasser. Die Amöbe ist laut Robert Koch-Institut besonders in Gewässern und Böden der Subtropen und Tropen verbreitet, aber auch in natürlich oder künstlich erwärmten Süßgewässern gemäßigter Klimazonen.

Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC  infizieren sich Betroffene in der Regel, wenn beim Baden oder Tauchen kontaminiertes Wasser in die Nase gelangt. Wandert die Amöbe ins Gehirn, kann sie lebensgefährliche Entzündungen auslösen.

In Deutschland bisher kein einziger Fall bekannt

Weil dabei Gewebe zerstört wird, ist Naegleria fowleri auch als "hirnfressende" Amöbe bekannt. Infektionen durch Verschlucken oder Trinken schließen Experten aus. Der Erreger ist auch nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.

Auch wenn die Amöbe relativ häufig vorkommt, sind Infektionen selten. In den USA wurden zwischen 2009 und 2018 nur 34 Fälle dokumentiert, weitere sind aus Australien und Frankreich bekannt. Forscher gehen zudem davon aus, dass viele Fälle in Entwicklungs- und Schwellenländern nicht als solche erkannt und deshalb nicht berichtet werden. In Deutschland ist bisher keine einzige Infektion mit der Amöbe dokumentiert worden.

Nachdem die Amöben das Gehirn befallen haben, dauert es in der Regel ein bis neun Tage, bis sich die Erkrankung zeigt. Zu den ersten Beschwerden gehören heftige Schmerzen an der Vorderseite des Kopfes, Fieber und Übelkeit. Anschließend kann es zu Verwirrung, Halluzinationen, einem steifen Nacken und Gleichgewichtsstörungen kommen, bis die Betroffenen das Bewusstsein verlieren.

Laut einem Fachartikel von 2014  enden mehr als 95 Prozent der bekannten Infektionen tödlich. Im Schnitt tritt der Tod innerhalb von fünf Tagen nach den ersten Beschwerden ein. Inzwischen sind jedoch einige Fälle dokumentiert, bei denen Erkrankte die Infektion überstanden, nachdem sie den Wirkstoff Miltefosin bekommen hatten, der eigentlich gegen Leishmaniose eingesetzt wird.

Weil eine Infektion mit Naegleria fowleri so selten ist, wird die Krankheit jedoch meist zu spät erkannt. 2018 war ein 29-Jähriger an den Folgen der Infektion im Bundesstaat New Jersey gestorben. Seine Angehörigen kündigten daraufhin jährliche Benefizveranstaltungen an, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen.

koe
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