Wegen Erfolglosigkeit US-Regierung stoppt Test von HIV-Impfung

HI-Virus (Modell): Schwierige Suche nach Impfung
Foto: Z1009 Jan-Peter Kasper/ dpaDie Gesundheitsbehörden in den USA haben einen groß angelegten Test für eine Aids-Impfung gestoppt. Die National Institutes of Health erklärten am Donnerstag, die Testreihe mit dem Namen HVTN 505 werde nicht fortgesetzt. Man habe im Rahmen eines planmäßigen Zwischenberichts festgestellt, dass die Impfung nicht vor einer Infektion mit dem HI-Virus schütze. Außerdem senke sie im Fall einer Infektion auch nicht die Virenlast im Blut.
Der Versuch hatte im Jahr 2009 begonnen. Zuletzt umfasste er 2504 Freiwillige, vor allem schwule Männer, in 19 US-Städten. Die Hälfte von ihnen hatte den experimentellen Impfstoff des staatlichen Vaccine Research Center erhalten, die andere Hälfte einen Placebo. Außerdem hatten alle kostenlose Kondome und eine umfangreiche Beratung über die Risiken einer Aids-Erkrankung erhalten. Die Zuordnung zu einer der beiden Gruppen erfolgte nach dem Zufallsprinzip.
Die grundsätzliche Idee des Tests: Die T-Zellen des Immunsystems sollten darauf trainiert werden, möglichst frühzeitig gegen eine HIV-Infektion vorzugehen. Die Studienteilnehmer bekommen zunächst einen DNA-Impfstoff gespritzt, der das Immunsystem in Gang bringt (Primer). Der zweite Impfstoff soll die Wirkung der ersten Impfung verstärken und gezielt T-Zellen und Antikörper aktivieren, die auf das Virus spezialisiert sind und ihn auf Dauer in Schach halten (boost). "Prime-and-boost" heißt die Strategie. Zumindest im aktuellen Fall scheint sie nicht aufgegangen zu sein.
Überproportional häufig mit dem HI-Virus infiziert
Bei einem Test in Thailand hatte eine - andere - Kombinationsimpfung die Zahl der Neuinfektionen leicht reduziert. Doch die Auswertung des Versuchs von 2009 ist nicht unumstritten. Möglicherweise war das beobachtete Ergebnis nur Zufall.
DNA-Impfstoffe - der erste Teil der Impfung - bestehen aus DNA-Ringen, die gentechnisch verändert sind und in Körperzellen eingeschleust werden. Eine Kettenreaktion beginnt: Die veränderten Zellen stellen Proteine her, die auch das HI-Virus auf seiner Hülle tragen. Dadurch alarmieren sie das Immunsystem, dieses beginnt, Antikörper gegen die Hüllenproteine des HI-Virus zu erzeugen. Die Antikörper wiederum wappnen das Immunsystem gegen eine Infektion. DNA-Impfstoffe haben den Vorteil, dass sie eine breite Immunantwort hervorrufen.
Bei einem Zwischenbericht des HVTN-505-Versuchs zeigte sich aber dass sich geimpfte Studienteilnehmer sogar überproportional häufig mit dem HI-Virus infizierten. Warum, ist nicht klar. Der Unterschied zur Kontrollgruppe war aber statistisch nicht signifikant: 41 Teilnehmer in der Gruppe der Geimpften steckten sich neu mit HIV an. Dem standen 30 Neuinfektionen in der Kontrollgruppe gegenüber. In einer weiteren Auswertung betrachteten die Forscher nur Probanden, bei denen die Diagnose nach mindestens 28 Wochen Studienteilnahme gestellt wurde. Hier gab es in der Gruppe der geimpften 27 Fälle, in der Kontrollgruppe waren es 21.