Weltgesundheitsorganisation Zuckerfreie Süßstoffe helfen langfristig nicht, Gewicht zu verlieren

Süßstoff statt Zucker – hilft das bei der Gewichtskontrolle? Nein, hält die Weltgesundheitsorganisation in einer neuen Richtlinie fest. Menschen sollten lieber insgesamt weniger süß essen, sagen die Experten.
Süßstoff für die Kaffeetasse

Süßstoff für die Kaffeetasse

Foto: Josep Suria / iStockphoto / Getty Images

Die Diskussion wird seit Jahren emotional geführt: Taugen Lebensmittel, die Süßstoffe statt Zucker enthalten, um dauerhaft abzunehmen? Sie könnten ein wichtiges Hilfsmittel für eine Welt sein, auf der Milliarden Menschen von Übergewicht und Adipositas betroffen sind, sagen Befürworter.

Doch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät davon ab, zur Gewichtskontrolle auf zuckerfreie Süßstoffe zu setzen: Studien hätten gezeigt, dass sie zwar kurzfristig helfen können, abzunehmen oder nicht weiter zuzunehmen. Aber wer langfristig Zuckerersatz nutze, habe ein erhöhtes Risiko, übergewichtig zu werden, gar adipös.

»Die WHO empfiehlt, zuckerfreie Süßstoffe nicht als Mittel zur Gewichtskontrolle einzusetzen oder um das Risiko nichtübertragbarer Krankheiten zu verringern«, heißt es daher in einer überarbeiteten Richtlinie . Zu zuckerfreien Süßstoffen zählt sie alle synthetischen und natürlichen Süßstoffe, auch Produkte aus der Pflanze Stevia. Unabhängig davon empfiehlt die WHO, den Zuckerkonsum allgemein zu reduzieren.

Der Rat der Experten: Schon in jungen Jahren wenig Süßes essen

Für das Fazit haben WHO-Fachleute zahlreiche Studien zum Einsatz von zuckerfreien Süßstoffen ausgewertet. Bei Erwachsenen sei der langfristige Konsum unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergegangen, schreiben die Autorinnen und Autoren der Meta-Analyse. Die Folgen für Kinder seien weniger erforscht. Insgesamt deute kaum etwas darauf hin, dass der Konsum von süßen Getränken mit zuckerfreien Süßstoffen zur Fettreduzierung beitrage. Zwei Studien hätten aber ergeben, dass Getränke mit Süßstoff statt Zucker Karies reduzierten.

»Die Menschen müssen andere Möglichkeiten in Betracht ziehen, um die Aufnahme von freiem Zucker zu reduzieren, zum Beispiel durch den Verzehr von Lebensmitteln mit natürlich vorkommenden Zuckern, wie Obst oder ungesüßten Lebensmitteln und Getränken«, sagte Francesco Branca, WHO-Direktor für Ernährung und Lebensmittelsicherheit. »Um ihre Gesundheit zu verbessern, sollten die Menschen schon in jungen Jahren die Süße in der Ernährung insgesamt reduzieren.«

Der internationale Verband der Süßstoffhersteller (ISA) zeigte sich in einer Stellungnahme derweil enttäuscht von der WHO-Einschätzung. Die Organisation habe »die wohlbekannten Vorteile von kalorienarmen/kalorienfreien Süßungsmitteln bei der Behandlung von Diabetes« in ihrer Leitlinie nicht anerkannt. Man befürchte, dass Verbraucher mit Diabetes irregeführt werden könnten. Der Verband sieht sich mit seiner Kritik nach eigenem Bekunden nicht allein. Man stimme etwa mit dem britischen Office for Health Improvement and Disparities überein, das festgestellt habe, dass »die Leitlinie möglicherweise zu weit geht«.

Allerdings weist die WHO in ihrem Text ausdrücklich darauf hin, dass sich die Empfehlungen nicht an Patienten mit einer existierenden Diabetes-Erkrankung richten.

chs/dpa
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