Von Zecken übertragene Krankheit Fünf neue FSME-Risikoregionen in Deutschland

Mit steigenden Temperaturen werden auch Zecken wieder aktiv. Die Tiere können unter anderem die gefährliche Krankheit FSME übertragen, immer mehr Regionen in Deutschland gelten als Risikogebiet.
Eine Zecke – genauer: Ein Gemeiner Holzbock

Eine Zecke – genauer: Ein Gemeiner Holzbock

Foto: F. Hecker / blickwinkel / imago images

Fünf weitere Regionen in Deutschland sind als Risikogebiete für die meist von Zecken übertragene Hirnentzündung FSME eingestuft worden – darunter erstmals auch ein Gebiet in Sachsen-Anhalt. Es handelt sich um die Stadt Dessau-Roßlau, wie aus dem aktuellen Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin hervorgeht. Neu hinzugekommen sind zudem jeweils ein Kreis in Bayern (Dillingen a. d. Donau), Hessen (Fulda), Sachsen (Mittelsachsen) und Thüringen (Weimarer Land).

Insgesamt sind demnach nun 169 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert. Generell bestehe in Deutschland ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen, hieß es vom RKI. Einzelne Risikogebiete befänden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen.

Die Einstufung als Risikogebiet basiert auf Erkrankungsdaten mehrerer Jahre. In diesen Regionen wird Menschen, die zum Beispiel in der Freizeit oder beruflich mit Zecken in Berührung kommen könnten, eine FSME-Impfung empfohlen.

Experten beobachten seit einigen Jahren, dass sich FSME-infizierte Zecken in Deutschland weiter vom Süden in den Norden ausbreiten. Milde Winter sorgen zudem dafür, dass die Zecken schon recht früh aktiv werden. FSME-Fälle können auch außerhalb der Risikogebiete auftreten. Nur in Hamburg und Bremen sind bisher keine dort erworbenen FSME-Erkrankungen bekannt.

Fallzahlen schwanken stark von Jahr zu Jahr

2020 wurden mit 704 FSME-Erkrankungen so viele wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001 gemeldet. Im Vorjahr hatte die Zahl bei 445, im bislang fallstärksten Jahr 2018 bei 583 gelegen. Untersucht werde derzeit, ob der deutliche Anstieg während der Corona-Pandemie möglicherweise mit einem veränderten Freizeitverhalten zusammenhängen könnte, heißt es im Bericht. Die Mehrzahl der gemeldeten FSME-Erkrankten war dem RKI zufolge gar nicht oder unzureichend geimpft.

Die FSME-Fallzahlen schwanken generell von Jahr zu Jahr erheblich. Die Mehrzahl der Erkrankungen findet den RKI-Daten zufolge in den Monaten Mai bis Oktober statt.

FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die Erreger werden vor allem durch Zecken übertragen. Auch Übertragungen durch den Verzehr von Rohmilch oder Rohmilchprodukten sind möglich, aber selten. FSME beginnt mit Beschwerden wie Kopfschmerzen und Fieber. Bei einem kleinen Teil der Infizierten kann es nach einer Zeit ohne Symptome zu einer zweiten Phase mit Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündung kommen. Die Krankheit kann tödlich verlaufen; 2020 war das in einem Fall so. Den zuverlässigsten Schutz gegen FSME bietet eine Impfung. Die Impfquoten in den betroffenen Regionen seien aber oft noch sehr niedrig, so das RKI.

Die Tiere können nicht nur FSME, sondern auch die sogenannte Lymeborreliose übertragen, die Nervensysteme und Gelenke schädigen kann. Die Schätzungen zu den Krankheitsfällen schwanken sehr stark zwischen 40.000 und 120.000 pro Jahr. Eine wirksame Impfung dagegen gibt es bisher nicht.

Typische Lebensräume für Zecken sind unter anderem lichte Wälder und Waldränder sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen, wie es im Bericht heißt. Auch Gärten und städtische Parks bieten gute Bedingungen.

Spaziergänger sollten in Wald, Feld und Wiese lange Kleidung und feste Schuhe tragen. Über die Hosenbeine gestülpte Strümpfe erschweren den Zecken die Suche nach nackter Haut. Antizeckenmittel bieten nur einen begrenzten Schutz für einige Stunden. Nach einem Ausflug ins Freie sollte jeder seinen Körper gründlich nach Zecken absuchen. Dies gilt auch für Kinder nach dem Spielen.

wbr/dpa/AFP
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