Firmendaten Zweite Johnson-Dosis verbessert Impfschutz deutlich

Der Coronaimpfstoff von Johnson & Johnson muss für einen effektiven Schutz nur einmal gespritzt werden. Jetzt zeigen Konzerndaten, dass eine Auffrischimpfung die Wirkung auch Monate später verbessern könnte.
Impfstoff von Johnson & Johnson

Impfstoff von Johnson & Johnson

Foto: Patrick T. Fallon / AFP

Der Pharmakonzern Johnson & Johnson hat am Dienstag Studienergebnisse veröffentlicht, nach denen eine zweite Dosis seines Coronaimpfstoffes Janssen die Schutzwirkung wesentlich verbessert. Den Daten zufolge schützte die Zweifachimpfung Menschen in den USA zu 94 Prozent vor einem mittelschweren Covid-19-Verlauf und zu 100 Prozent vor schwerer Erkrankung. Die Ergebnisse  wurden noch nicht von unabhängigen Wissenschaftlern überprüft und sind mit Unsicherheiten behaftet.

Bislang wurde der Johnson & Johnson-Impfstoff nur einmal verabreicht, weil seine Wirksamkeit den Zulassungsstudien zufolge nach nur einer Dosis ausreicht: Das RKI gibt an  (S. 37), dass das Vakzin in der Bevölkerung weltweit zu 66,9 Prozent vor Covid-19 schützt (in den Studienarmen in den USA war er noch effektiver) und 76,3 Prozent Schutz vor Covid-19 in der Altersklasse der über 60-Jährigen bietet. Wegen der einmaligen Dosis wird Johnson auch verstärkt für Menschen genutzt, die nur schwer für eine zweite Impfung zu erreichen sind – etwa bei Einsätzen mobiler Impfteams, um Wohnungslose oder Menschen in sozialen Brennpunktvierteln zu immunisieren.

Impfschutz schwindet weniger

Der Impfstoff von Johnson & Johnson ist ein Vektorimpfstoff. Er enthält ein ungefährliches Virus, das Teile des Coronavirus-Bauplans in den Körper schleust. Diese bereiten das Immunsystem auf den echten Erreger vor. Von den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna ist bekannt, dass ihre Wirksamkeit mit der Zeit nachlässt und die Antikörperlevel im Blut sinken. Beim J&J-Vakzin fällt dieser Effekt möglicherweise etwas kleiner aus, wie eine ebenfalls noch ungeprüfte Studie  mit rund 390.000 geimpften und 1.524.000 ungeimpften Teilnehmern zeigt.

Um zu analysieren, ob und wie sich die Schutzwirkung durch eine Janssen-Boosterimpfung erhöhen lässt, werden derzeit weltweit mehr als 30.000 Teilnehmer in der sogenannten Ensemble-2-Studie  untersucht. Die Probanden erhalten nach acht Wochen entweder eine zweite Impfung oder eine Spritze mit Placebo. Die Zwischenergebnisse der noch laufenden Ensemble-2-Studie zeigen den Johnson & Johnson-Forschern zufolge, dass die Konzentration der gebildeten Antikörper nach der zweiten Impfung vier- bis sechsmal höher liegt als nach nur einer Dosis. Das erkläre die höhere Schutzwirkung.

Bei vielen Menschen, die das J&J-Vakzin bekommen haben, liegt die Impfung allerdings deutlich länger zurück als acht Wochen. Den Konzernangaben zufolge  steigen die Antikörpertiter aber nach einem größeren Impfintervall sogar noch stärker an, und zwar um das Neun- bis Zwölffache, wenn die zweite Impfdosis sechs Monate nach der ersten verabreicht wird.

4,4 Millionen Janssen-Dosen in Deutschland

Vor wenigen Tagen hatte die amerikanische Zulassungsbehörde FDA empfohlen, Menschen über 65 Jahren und Risikopatienten für einen schweren Covid-Verlauf eine Auffrisch-Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer zu geben, für den Johnson & Johnson-Impfstoff gibt es keine Empfehlung. In den USA wurden bislang 221,4 Millionen Dosen Biontech, 150 Millionen Dosen Moderna und 14,9 Millionen Dosen Johnson & Johnson  verabreicht.

In Deutschland spielt der seit dem 10. Mai 2021 zugelassene Janssen-Impfstoff relativ gesehen eine noch etwas kleinere Rolle : Bis zum Ende der Kalenderwoche 37 am 19. September 2021 wurden 4.426.775 Dosen Johnson & Johnson geliefert. Zum Vergleich: Die Hersteller Biontech/Pfizer hatten 85.151.550 Dosen geliefert, AstraZeneca 14.425.320 Dosen und Moderna 12.836.080 Dosen.

Die Stiko empfiehlt Janssen für Menschen, die älter sind als 60 Jahre, weil bei jüngeren Patienten – sehr selten – Blutgerinnungsstörungen aufgetreten sind mit Bildungen von Hirnvenenthrombosen in Kombination mit einem Blutplättchenmangel. Zuletzt gab es Meldungen zu Impfdurchbrüchen, die offenbar gehäuft auftreten nach einer Janssen-Impfung. Laut RKI haben bislang gut drei Millionen Menschen eine Johnson & Johnson-Impfung bekommen. Auf eine Million Geimpfte kämen demnach grob überschlagen 2000 Impfdurchbrüche.

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