Versehen oder Absicht? Megatrawler »verliert« 100.000 tote Fische

Umweltschützer haben vor der französischen Küste Zigtausende tote Fische entdeckt. Sie stammen vom Schiff eines Fischereikonzerns – der von einem Unfall spricht. Frankreich lässt den Fall nun untersuchen.
3000 Quadratmeter voll blau-weißer Fischkadaver vor der französischen Küste

3000 Quadratmeter voll blau-weißer Fischkadaver vor der französischen Küste

Foto: SEA SHEPHERD / AFP

Die Fischtrawler FV Margiris, das zweitgrößte Fischereiboot der Welt, soll laut Umweltschützern vor der französischen Küste mehr als 100.000 tote Fische entsorgt haben. Der schwebende Teppich aus Fischkadavern wurde von Umweltaktivisten der Organisation Sea Shepherd entdeckt. Der blaue Wittling, eine Unterart des Dorschs wird für die Massenproduktion von Fischstäbchen und Fischöl genutzt.

Der »Verlust« der Fische sei durch einen Riss im Netz entstanden , teilte der Fischereiverband Pelagic Freezer-Trawler Association (PFA) mit, der den Besitzer des Schiffs vertritt. In einem Pressestatement bezeichnete die PFA ein solches Ereignis als »sehr selten« . Die Umweltschützer von Sea Shepherd widersprachen der Darstellung der PFA und bezeichneten es als illegales Entsorgen von ungewolltem Beifang – eine Praxis, die nach EU-Recht verboten ist.

Kurz vor La Rochelle entdeckten Aktivisten den Teppich aus Fischen

Kurz vor La Rochelle entdeckten Aktivisten den Teppich aus Fischen

Foto: SEA SHEPHERD / AFP

Die französische Umweltministerin Annick Girardin bezeichnete die Bilder der toten Fische als »schockierend«  und wies die zuständige Fischereibehörde ihres Landes an, eine Untersuchung einzuleiten. Auch Virginijus Sinkevicius, der zuständige EU-Kommissar für Fischerei, schrieb auf Twitter , er sei »auf der Suche nach Informationen und Beweisen rund um den Fall«.

Megatrawler wie die Margiris sind schwimmende Fabriken: Sie nutzen Schleppnetze mit einer Länge von mehr als einem Kilometer und verarbeiten die Fische noch an Bord. Die Praxis wird von Umweltschützern scharf kritisiert.

2012 lief das 136-Meter-Schiff noch unter dem Namen »Abel Tasman« und befischte die Gewässer vor Australien, bevor es nach Protesten gezwungen wurde , das Land zu verlassen. Der damalige Mutterkonzern Seafish Tasmania verkaufte den Trawler an die niederländische Firma Parlevliet & Van der Plas, einer der größten Hochseefischereikonzerne Europas. Angemeldet ist die Margiris in Litauen.

Aktuelle Daten von www.marinetraffic.com  zeigen, dass das Schiff weiterhin in der Biskaya vor Frankreich fischt.

Reuters/sem
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