Abbruch der Atlantikquerung Schilfboot-Experiment ist gescheitert
Chemnitz - Nach 56 Tagen auf See brach der Expeditionsleiter, der Chemnitzer Experimentalarchäologe Dominique Görlitz, wegen einer erneuten Schlechtwetterfront das Experiment ab. "Wir haben beschlossen, auf unser Begleitboot umzusteigen", sagte Görlitz der "Süddeutschen Zeitung" über Satellitentelefon.
Das Boot war nach gut zweimonatiger Fahrt, die in New York begonnen hatte, noch etwa 900 Kilometer von den Azoren entfernt. Nach einem Zwischenstopp auf der Inselgruppe sollte es eigentlich noch bis nach Teneriffa weitergehen.
Die elfköpfige Crew sei auf das Begleitboot umgestiegen, teilte der Sprecher des Projekts, Michael Grünert, am heutigen Donnerstag mit. Bei erneut bis zu sechs Windstärken sei es nicht mehr zu verantworten gewesen, die Fahrt in dem nach mehreren Stürmen nur provisorisch reparierten Boot fortzusetzen. Von der "Abora III" will die Besatzung nun etliche Teile abmontieren, die später ausgestellt werden sollen. Das Schiff soll danach dem Meer überlassen werden.
Görlitz schmiedet bereits neue Pläne für eine "Abora-IV"-Expedition. Aufgrund seiner Erfahrungen könne er einschätzen, dass vorzeitliche Schilfboote das Potential besitzen, den Seeweg über den Nordatlantik zu meistern. "Wir stehen gerade am Anfang eines langen Lernprozesses, der durch die Beendigung unserer Fahrt nicht in Frage gestellt werden darf", sagte er.
Im August bereits hatten heftige Atlantikstürme dem Steinzeitsegler "Abora III" schwer zugesetzt: Die Besatzung musste das Boot verkürzen, Achterdeck und Toilette fehlten daraufhin. Zumindest bis zu den Azoren wollten die Abenteurer aber noch kommen.
Görlitz und seine zehn Begleiter waren am 11. Juli in New York gestartet. Zunächst gerieten sie durch eine Flaute, später durch die Schäden in Zeitverzug. Der Chemnitzer wollte mit dem Experiment beweisen, dass eine Atlantiküberquerung schon vor 14.000 Jahren möglich war.
Das Projekt galt von Anfang an als riskantes Unterfangen. So gab es Zweifel an der Hochsee-Erfahrung der Mannschaft und an der Sicherheit der Ruderanlage. Unter anderem wegen dieser Bedenken trat der als Skipper vorgesehene Atlantiksegler Winfield Burmeister nicht mehr zu seinem Job an.
hda/dpa