Naturschutzgebiet in Alaska bedroht Trump will Ölbohrungen in der Arktis erlauben

Karibus im Arctic National Wildlife Refuge
Foto: Ardea / imago imagesDas Arctic National Wildlife Refuge im US-Bundesstaat Alaska ist bekannt für seine Karibus. Die Weibchen einer riesigen Herde mit mehr als 150.000 Tieren bringen in dem abgelegenen Schutzgebiet, das etwas größer ist als Bayern, jedes Jahr ihre Jungen zur Welt. Geht es nach US-Präsident Donald Trump, könnte das Areal bald noch für etwas anderes bekannt werden - und zwar für seine Öl- und Gasförderanlagen.
Das Innenministerium in Washington veröffentlichte am Montag einen Plan, in welcher Form Rohstoffunternehmen in dem Schutzgebiet aktiv werden könnten. Innenminister David Bernhardt sprach von einem "neuen Kapitel in der Energieunabhängigkeit" seines Landes und versprach "Tausende neue Jobs". Unternehmen sollen sich um Förderkonzessionen in einem rund 6000 Quadratkilometer großen Bereich nahe der Küste bewerben können. Ein Datum für die Bewerbungsrunden gibt es noch nicht. Minister Bernhardt sagte aber, er halte das ab dem Jahresende für möglich.
Unternehmen, die Lizenzen kaufen, dürften in dem Gebiet zunächst nur nach Vorkommen suchen. Für eine Förderung wären weitere Erlaubnisse nötig, einen Automatismus gibt es nicht.
"Wettlauf um die Liquidierung der letzten großen Wildnis"
Über Öl- und Gasförderung in dem Gebiet ist seit den Siebzigerjahren immer wieder gestritten worden. Die Regierung des republikanischen Präsidenten Georg W. Bush hatte 2008 versucht, den Bereich für Öl- und Gasfirmen zu öffnen, die Demokraten hatten entsprechende Vorstöße immer wieder abgewehrt. Die republikanische Mehrheit im Kongress hatte die Regierung im Jahr 2017 dann aber dazu aufgefordert , zwei Ausschreibungsrunden für die Rohstoffförderung in dem Schutzgebiet durchzuführen und dafür einen Zeitrahmen bis 2024 gesetzt.
Alaskas republikanischer Gouverneur Mike Dunleavy lobte die Entscheidung vom Montag. Sie sei "definitiv ein Schritt in die richtige Richtung", um das Potenzial der Region zu entwickeln. Öl und Gas werden im Bundesstaat derzeit im Gebiet der National Petroleum Reserve–Alaska gefördert. Dieses liegt westlich des Arctic National Wildlife Refuge. Das Öl wird mit der Trans-Alaska-Pipeline nach Süden transportiert.
Umweltgruppen übten harsche Kritik an der Entscheidung des Innenministeriums. Sie kündigten an, juristisch gegen das Vorhaben vorzugehen. "Unser Klima ist in der Krise, die Ölpreise sind eingebrochen, und große Banken ziehen sich rechts und links aus der Finanzierung von arktischen Projekten zurück", sagt Adam Kolton von der Alaska Wilderness League. "Und dennoch setzt die Trump-Regierung ihren Wettlauf um die Liquidierung der letzten großen Wildnis unserer Nation fort und gefährdet damit die indigenen Völker und die ikonische Tierwelt, die von ihr abhängig sind."
In dem Gebiet leben die traditionellen Bewohner der Gwich'in. Auch sie lehnen eine Öl- und Gasförderung ab und verweisen unter anderem darauf, dass dadurch die für sie wichtigen Karibus gefährdet werden könnten.