
US-Gefängnis: Geheimnis unter Alcatraz
Legendäres US-Gefängnis Archäologen finden Tunnel unter Alcatraz
Alcatraz ist der wohl bekannteste Knast der Welt. Auf der felsigen Insel in der Bucht von San Francisco saßen einst die übelsten Burschen der gesamten USA ein. Legendäre Gangster wie Al Capone oder auch George F. Barnes jr., besser bekannt als Machine Gun Kelly, verbrachten jeweils Jahre in der abgeschirmten Haftanstalt. Neben vielen anderen wurde etwa die verfilmte Geschichte des Mörders Robert Stroud berühmt, der während seiner langen Haftzeit zum anerkannten Vogelkundler wurde.
Heute ist das Gefängnis selbst eine Legende, die viele Touristen anzieht. Das liegt auch daran, dass es als nahezu unmöglich galt, von der Knast-Insel zu fliehen. Immer noch ist unklar, ob im Jahr 1962 drei Insassen ihren Fluchtversuch von "The Rock" überlebten.
Für die Alcatraz-Legende interessieren sich aber nicht nur Touristen, sondern auch Forscher. Ein Team aus Archäologen und Geoforschern um Timothy de Smet von der Binghamton University im US-Bundesstaat New York hat die Insel nun genauer unter die Lupe genommen. Dabei entdeckten sie alte Tunnelanlagen unter dem Gefängnis - und das ohne überhaupt zu graben.

US-Gefängnis: Geheimnis unter Alcatraz
Denn für ihre Analyse, die nun im Fachmagazin "Near Surface Geophysics" veröffentlicht wurde, nutzten die Forscher moderne elektronische Verfahren wie Bodenradar und terrestrisches Laserscanning. Solche Methoden sind wissenschaftlicher Standard. Sie werden beispielsweise genutzt, um vor einer Grabung vielversprechende Strukturen im Boden zu finden und sichtbar zu machen.
Fündig wurden die Forscher etwa direkt unter dem Boden des alten Gefängnishofes. Dort verläuft ein alter, bunkerartiger Tunnel von Ost nach West - selbst seine Lüftungsschächte waren noch erhalten.
Der Tunnel wurde allerdings nicht heimlich von Gefangenen angelegt, es handelt sich vielmehr um die Reste einer Festung. Denn bevor die Insel in den Dreißigerjahren zum berühmten Hochsicherheitsgefängnis ausgebaut wurde, spielte sie bereits im 19. Jahrhundert in der Bucht von San Francisco eine wichtige Rolle.
Zunächst wurde 1852 ein Leuchtturm auf der Insel errichtet. Später begann die militärische Nutzung des Eilands. Auf dem mehr als acht Hektar großen Areal wurde Fort Alcatraz errichtet. Historische Aufnahmen zeigen, dass einst etliche schwere Geschütze die Küstenlinien verteidigten. So hat die Festung wohl eine wichtige Rolle im Amerikanischen Bürgerkrieg gespielt. Zudem wurden damals auch Kriegsgefangene hier interniert.
Doch als dann 1933 mit dem Ausbau der Insel zum Bundesgefängnis für Schwerkriminelle begonnen wurde, musste der Großteil der alten Anlagen weichen. Die Forscher um de Smet vermuteten allerdings, dass sich unter dem Knast noch Reste der alten Anlage finden müssten. Großflächig graben konnten sie nicht einfach, deshalb schienen die Bodenuntersuchungen die beste Methode zu sein. Dafür studierten sie auch alte Karten und Bilder und verglichen sie mit ihren Analysen.
"Ich war aus mehreren Gründen überrascht", sagte de Smet laut einer Mitteilung der Universität über seine Resultate. "Die Überreste dieser historischen und archäologischen Anlage befanden sich nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche und sind auf wundersame und tadellose Weise erhalten." Der Beton sei sehr dünn und liege an manchen Stellen direkt auf der Architektur aus den Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts.
Zu teuer, zu marode
Zudem zeige die Studie auch, dass es möglich sei, archäologische Fragen zu klären, ohne historische Gebäude zerstören zu müssen. Deshalb hofft de Smet, noch weitere Untersuchungen auf der Insel machen zu können.

Legendäres Gefängnis: Mythos Alcatraz
Für die Gefangenen hatte das triste Leben auf der Insel übrigens irgendwann ein Ende. Zum einen war die aufwendige Betreuung von verhältnismäßig wenig Inhaftierten recht kostspielig. Zum anderen nagte der Zahn der Zeit an dem Bau. Das lag auch am Salzwasser, das die Insel umspülte. Die salzhaltige Luft brachte den Beton der Gebäude zum Platzen. Deshalb wurde Alcatraz 1963 für immer geschlossen.