Alzheimer Nachlassender Geruchssinn ist Warnsignal

Wer den Duft von Schokolade oder Seife nicht mehr erkennt, dem droht womöglich Alzheimer. US-Forscher haben festgestellt, dass mit schwindendem Geruchssinn das Risiko der gefürchteten Demenzerkrankung steigt.

Chicago - Seit 1997 wurden fast 590 Versuchspersonen im Alter von 54 bis 90 Jahren einmal pro Jahr zum Riechtest gebeten. Dabei mussten die US-Amerikaner ihnen bekannte Gerüche wie Zitrone, Schokolade, Pfeffer, Banane und Seife identifizieren. Doch nicht jedem gelang das immer wieder, stellten die Forscher vom Rush Medical Center in Chicago fest.

Probleme bei der Erkennung von Gerüchen seien ein frühzeitiger Hinweis auf eine drohende Alzheimer-Erkrankung, könnten aber auch auf andere Gedächtniserkrankungen hindeuten, schreiben die Forscher in der Juli-Ausgabe des Fachmagazins "Archives of General Psychiatry".

Bei den Versuchsteilnehmern mit unterdurchschnittlichem Riechvermögen sei das Risiko "kognitiver Einbußen", also verminderter Gedächtnisleistungen, um 50 Prozent erhöht. Die neurologische Ursache der altersbedingten Fehlfunktionen des Geruchssinns sei weiter unbekannt, sagte Robert Wilson, einer der Autoren der Studie. Die Probleme bei der Geruchserkennung seien nicht nur ein Hinweis auf eine mögliche Alzheimer-Erkrankung, sondern könnten auch auf Parkinson oder andere neurologische Leiden deuten.

Dass Gerüche Erinnerungen wecken, ist schon lange bekannt: Die Informationen, die von Riechmolekülen ausgehen, gelangen direkt in die Amygdala oder den Hippocampus - zwei Hirnregionen, in denen Emotionen verarbeitet werden. Der Hippocampus verwaltet außerdem Erinnerungen. Deshalb speichert das Gehirn Erlebnisse, insbesondere emotionale, zusammen mit Gerüchen ab: das Krankenhaus mit dem von Desinfektionsmitteln, den Badesee mit dem Duft von Sonnencreme. Ein Hauch des Geruchs reicht dann aus, um Situationen wiederzuerwecken, selbst wenn sie Jahre zurückliegen - sofern kein Alzheimer sich ankündigt.

fba/AFP

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