

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Nigeria und dem Ölriesen Shell vorgeworfen, bis heute so gut wie nichts gegen die schweren Umweltschäden durch die Ölförderung im Nigerdelta unternommen zu haben. Drei Jahre nachdem ein Bericht der Uno die massive Ölverschmutzung in der Region Ogoniland angeprangert hatte, geschehe immer noch kaum etwas, erklärten Amnesty und vier weitere Nichtregierungsorganisationen am Montag. Alle bisher von Shell und der Regierung in Abuja ergriffenen Maßnahmen hätten reine Feigenblattfunktion.
In seinem vor drei Jahren veröffentlichten Bericht war das Uno-Umweltprogramm Unep zu dem Ergebnis gekommen, dass es mindestens 25 bis 30 Jahre dauern wird, um die ölverseuchte Region Ogoniland wieder zu säubern. Unep empfahl die Einrichtung eines Sonderfonds, in den die Ölunternehmen und die nigerianische Regierung eine Milliarde Dollar (744 Millionen Euro) einzahlen sollten.
Das westafrikanische Nigeria ist der größte Ölproduzent des Kontinents, und Shell ist dort traditionell einer der größten Ölförderer. Aus Ogoniland musste sich der niederländisch-britische Konzern 1993 angesichts von Unruhen zurückziehen. Bis heute aber habe er nicht für die von ihm verursachten Schäden geradestehen müssen, kritisierte Audrey Gaughran von Amnesty International. Viele Umweltschutzorganisationen werfen den großen Ölkonzernen vor, in Nigeria wesentlich laxer mit Schutzmaßnahmen umzugehen als beispielsweise in den USA oder Europa - was Shell bestreitet.
Amnesty erinnerte daran, dass die Ölförderung über Jahrzehnte hinweg Regierungsvertreter und Ölkonzerne reich gemacht habe, der Bevölkerung aber nichts Weiteres als verseuchte Böden und Flüsse hinterließ. Im April 2013 waren Shell-Vertreter erstmals seit zwei Jahrzehnten nach Ogoniland zurückgekehrt, um eine Liste mit allen verrottenden Pipelines, Brunnen und anderen Förderanlagen zu erstellen, die das Trinkwasser und die Böden in der Region verseuchen. Der Konzern hatte damals von einer wichtigen Etappe zur Erfüllung der Unep-Forderungen gesprochen.
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Knietief im Ölschlick: Ein Mann watet durch einen Bach nahe Bodo-City in der ölreichen Region des Nigerdelta (Archivfoto vom 20. Juni 2010).
Schmutziges Vermächtnis: Ein Ölfilm überzieht die Oberfläche eines Baches in der Nähe einer illegalen Ölraffinerie nahe Port Harcourt (Archivfoto vom 24. März 2011).
Schillernde Umweltsünde: Auch auf diesem Bach in der Nähe einer illegalen Ölraffinerie nahe Port Harcourt schwimmt eine Ölschicht (Archivfoto vom 24. März 2011).
26. März 1967: Der Öltanker "Torrey Canyon" sinkt vor der Küste Südenglands und verursacht damit die erste große Ölpest. 117.000 Tonnen Öl fließen ins Meer. Etwa 190 Kilometer der englischen und 80 Kilometer der französischen Küste werden verseucht, etwa 15.000 Seevögel sterben.
12. März 1976: Der mit 110.000 Tonnen Rohöl beladene spanische Tanker "Urquiola" läuft nach mehreren Explosionen an Bord vor der spanischen Atlantikküste bei La Coruna brennend auf einen Felsen auf. Etwa 95.000 Tonnen Öl laufen aus.
16. März 1978: Die bislang folgenreichste Ölkatastrophe in Europa ereignet sich vor der bretonischen Küste in Frankreich. Der unter libanesischer Flagge fahrende Tanker "Amoco Cadiz" läuft auf Grund. Wegen des schweren Seegangs kann die Katastrophe nicht verhindert werden: 223.000 Tonnen Rohöl verschmutzen die Strände der Bretagne. Rund 15.000 Vögel verenden. Der wirtschaftliche Schaden wird auf 115 Millionen Euro geschätzt.
19. Juli 1979: Als schwerstes Tankerunglück der Seefahrtgeschichte gilt die Kollision der beiden Tankerriesen "Aegean Captain" und "Atlantic Empress" vor der Karibikinsel Tobago nahe Trinidad. Die mit insgesamt 470.000 Tonnen Öl beladenen Supertanker fangen sofort Feuer. Die griechische "Atlantic Empress" verliert 287.000 Tonnen Rohöl. 29 Seeleute kommen ums Leben.
7.März 1980: Der in Madagaskar registrierte Tanker "Tanio" bricht bei starkem Seegang nördlich der französischen Ile de Batz auseinander. 13.500 Tonnen Heizöl werden an die Küste der Bretagne geschwemmt. Andere Quellen sprechen von etwa 3000 Tonnen Öl.
23. März 1989: Der Supertanker "Exxon Valdez" läuft vor Alaska auf Grund. Von den insgesamt 163.000 Tonnen Öl fließen 42.000 Tonnen aus. Die Menge reicht, um das empfindliche Ökosystem an der Südküste des US-Bundesstaates Alaska für Jahrzehnte nachhaltig zu schädigen. Mehr als eine halbe Million Vögel, Tausende Otter und mehrere Grauwale verenden. Bis heute ist die Küste belastet.
11. April 1991: Der unter zypriotischer Flagge fahrende Tanker "Haven" explodiert vor der Küste Norditaliens. Zwei Tage später sinkt das mit 144.000 Tonnen Rohöl beladene Schiff vor dem Hafen der Stadt Genua. Sechs Menschen kommen ums Leben, mindestens 50.000 Tonnen Öl gelangen ins Mittelmeer.
5. Januar 1993: Die unter liberianischer Flagge fahrende "Braer" läuft vor den britischen Shetland-Inseln auf einen Felsen und verliert mehr als 85.000 Tonnen Öl. Schwere Stürme verteilen das Öl und verhindern die befürchtete Umweltkatastrophe.
15. Februar 1996: Vor der Küste von Wales laufen aus dem in Liberia registrierten Supertanker "Sea Empress" 72.000 Tonnen der insgesamt 130.000 geladenen Tonnen Öl aus. Der Tanker war vor Milford Haven auf einen Felsen aufgelaufen.
25. Oktober 1998: Die bisher schwerste Ölpest an der deutschen Küste verursacht der vor der Nordseeinsel Amrum gestrandete Holzfrachter "Pallas". Auf dem Frachter bricht Feuer aus, die Besatzung kann gerettet werden, doch das Schiff verliert Schweröl, das ins Wattenmeer läuft. 16.000 Seevögel sterben.
12. Dezember 1999: Vor der französischen Atlantikküste bricht die 25 Jahre alte "Erika" bei einem Sturm auseinander und sinkt. Mindestens 20.000 Tonnen Öl laufen ins Meer. Etwa 400 Kilometer der bretonischen Küste werden verschmutzt, rund 150.000 Seevögel sterben.
19. November 2002: Der 26 Jahre alte Tanker "Prestige" bricht 270 Kilometer vor der galizischen Küste auseinander. 40.000 Tonnen Schweröl treten aus und verschmutzen mehr als 3000 Kilometer der spanischen und französischen Küste.
21. August 2009: Nach der Explosion der Bohrinsel Montara vor der Küste Australiens kommt es zum bisher schwersten Unglück auf Förderplattformen. Etwa drei Monate lang sprudelt unkontrolliert Öl ins Meer, insgesamt rund 4500 Tonnen. Der Ölteppich ist rund 46 Kilometer breit und 130 Kilometer lang.
21. April 2010: Der Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko gehört zu den schlimmsten Ölkatastrophen in der Geschichte.
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