
Hauptsache Komfort: Archäologen entdeckten ersten hölzernen Klorahmen
Foto: Vindolanda TrustAuch im kalten Norden sorgten die Römer für gewohnten Komfort: Im Norden Englands haben Archäologen einen zweitausend Jahre alten hölzernen Klositz ausgegraben. Er könnte Zugang zu einer wahren Schatzkammer bieten.
Römer mochten es gerne bequem – auch auf der Toilette. Aus römischen Villen sind beispielsweise elaborate Exemplare marmorner Klositze bekannt. Doch auch die Soldaten im nasskalten Britannien wollten bei der täglichen Sitzung offenbar nicht auf Komfort verzichten. Die Sammlung römischer Toilettensitze ist nun um ein bemerkenswertes Stück reicher: den ersten bekannten hölzernen Klorahmen.

Römischer Klositz
Foto: Vindolanda TrustArchäologen fanden ihn in dem römischen Militärlager Vindolanda am Hadrianswall, der Nordgrenze der römischen Zivilisation in Britannien. »Sobald wir begannen, ihn freizulegen, wussten wir schon, was wir da gefunden haben«, berichtet Grabungsleiter Andrew Birley in einer Mitteilung des Vindolanda Charitable Trust . »Er ist sehr gut gearbeitet und sieht ziemlich bequem aus.«
Der Sitz hat die Zeiten so unbeschadet überstanden, weil in dem nassen Boden Vindolandas nur wenig Sauerstoff vorhanden ist. Ohne Sauerstoff können keine Bakterien überleben, die das Holz hätten zersetzen können. Die Gebrauchsspuren sind eindeutig: Er wurde oft benutzt. Der Sitz stammt noch aus der Zeit, bevor der Hadrianswall im frühen zweiten Jahrhundert gebaut wurde. Die Ausgräber fanden den Sitz in einer Abfallgrube. Offenbar wurde er also ausrangiert.
Wie andere Funde aus Vindolanda erzählt auch der Sitz vom Leben der Menschen, die hier an der Grenze Britanniens lebten und das römische Reich gegen den wilden, unbekannten Norden verteidigten. Schuhe, Kämme, Schmuck, Kleidungsstücke und auch der Toilettensitz werfen ein persönliches Licht auf den Alltag der Soldaten und ihrer Familien vor 2000 Jahren.
Wahre Goldgruben
Frauen waren tatsächlich allgegenwärtig in dem römischen Fort. Einen der berühmtesten Briefe, die in Vindolanda gefunden wurden, schrieb beispielsweise Claudia Severa. Auf einem dünnen Holzbrettchen verfasste sie eine Einladung an ihre Schwester, Sulpicia Lepidina: »Oh wie sehr ich Dich auf meiner Geburtstagsparty haben möchte. Du wirst den Tag so viel lustiger machen. Ich hoffe so sehr, dass Du es schaffst. Auf bald, Schwester, meine liebste Seele.« Gut denkbar, dass gerade die Frauen des Forts auf ein klein wenig Luxus am stillen Örtchen bestanden.
»Wir wissen schon eine Menge über die römischen Toiletten hier von vorigen Ausgrabungen, und aus der römischen Welt sind viele tolle Latrinen bekannt«, fasst Birley zusammen. »Aber wir hatten noch nie das Vergnügen, einen perfekt erhaltenen hölzernen Toilettensitz zu sehen.«
Nun wollen die Ausgräber noch die zugehörige Toilette finden. Toiletten sind für Archäologen wahre Goldgruben – in ihnen finden sie oft erstaunliche Dinge. »Mal ganz ehrlich«, fügt Birley hinzu, »wenn dir etwas in eine römische Toilette fällt, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass du versuchst, es wieder rauszuholen – es sei denn, du bist sehr mutig oder sehr doof.« Aus den Toiletten von Vindolanda haben die Ausgräber jedenfalls unter anderem schon einen Babystiefel, Münzen, eine Verlobungsmedaille und eine Bronzelampe geholt.
Jetzt hoffen die Archäologen, auch noch eine weitere Besonderheit römischer Klokultur zu finden: eine »spongia«. In Zeiten vor der Erfindung von Klopapier mussten sich die Menschen mit anderen Hilfsmitteln säubern. Die Römer nahmen dazu einen Meeresschwamm, den sie an einem Stöckchen befestigten. Die »spongia« hatte zum Vorteil, dass sie nach der Reinigung beliebig oft wiederverwendbar war. Meist haben die Toilettenschwämme die Jahrhunderte nicht überdauert – doch die Erhaltungsbedingungen im feuchten Boden von Vindolanda wären ideal.